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Haveljagd (German Edition)

Haveljagd (German Edition)

Titel: Haveljagd (German Edition)
Autoren: Jean Wiersch
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fremde Blicke unsichtbar machte.
    Auf dem Schiff schien niemand weiter zu sein, jedenfalls bewegte sich dort nichts. Es gingen auch keine Lichter an. Also konnten sie noch ein paar Minuten liegen bleiben und etwas ausruhen. Sie brauchten es wohl beide.
    Dann aber näherte sich von hinten ein Auto, das zügig auf sie zufuhr. Es war ein Sportwagen, und wenn der autounkundige Michaelis es richtig deutete, gehörte der Stern im Kühlergrill zu Mercedes.
    Vorsichtshalber legte er seine rußgeschwärzte Hand über Tims Mund. »Psst.« Doch das war unnötig, denn Tim hatte mittlerweile das gleiche Gefahrenbewusstsein wie er selbst. Er schloss die Augen und hörte sogar für einen Moment auf zu atmen.
    Als die Fahrerin über das Brett kletterte und im Inneren des Schiffes verschwand, flüsterte er Tim ins Ohr: »Ist das die Frau, die mit dir das Spiel spielen wollte?«
    Tim drehte ganz behutsam seinen Kopf und sah ihn mit hell leuchtenden Augen im kohleschwarzen Gesicht an. Dann nickte er.
    »Du heilige Scheiße«, sagte Michaelis und drückte Tim ganz tief ins Gras.
    Die Frau tauchte wieder auf und blieb einige Zeit wie festgeschweißt an Deck stehen. Mit der linken Hand hielt sie sich ein Handy ans Ohr und in ihrer rechten befand sich eine Pistole, und Michaelis musste kein Prophet sein, um zu erraten, dass die auch geladen war.
    Auch er drückte sich ganz fest gegen die Erde, und hoffte, dass nichts ihre Anwesenheit verraten würde.

    ***

    Als Sonja erkannte, dass Manzetti ihr jetzt nicht viel erklären würde, verlegte sie sich darauf, einfach seine Weisungen zu erfüllen. Denn aus ihrer langjährigen Zusammenarbeit wusste sie, dass es ratsam war, ihm in Stresssituationen nicht in den Weg zu kommen. Auch Bremer schien das so halten zu wollen, denn er setzte sich ganz brav auf die hintere Sitzbank.
    »Wohin?«, fragte Sonja.
    »Segelflugplatz Mötzow«, befahl Manzetti und warf die Beifahrertür zu.
    Als Sonja hochkonzentriert durch die Straßen der Stadt raste, um so schnell wie möglich zu dem etwas außerhalb gelegenen Segelflugplatz zu kommen, telefonierte Manzetti mit der Leitstelle des Polizeipräsidiums und erklärte in groben Zügen die gegenwärtige Lage. Am Ende des Gesprächs bestellte er einen Polizeihubschrauber und tat kund, dass er den in Mötzow erwarten würde.
    Sonja hielt direkt vor dem Hauptgebäude des Flugplatzkomplexes, da wo die einzige Laterne brannte.
    »Du fährst in die Direktion zurück und trommelst alles zusammen, was irgendwie laufen kann. Ich melde mich dann über Funk aus dem Hubschrauber und sage euch, wie es weitergeht.«
    »Und ich?« Bremer war ganz blass geworden, denn er befürchtete, mit Manzetti zusammen in das verhasste Fluggerät steigen zu müssen.
    »Sie bewaffnen sich mit dem Nötigsten und bleiben dicht bei Sonja. Ich glaube, wir werden Ihre medizinischen Fähigkeiten dringend benötigen«, sagte Manzetti und setzte noch hinzu: »Aber dieses Mal hoffentlich am lebenden Objekt.«
    Dann sahen alle drei nach oben, wo sich blinkende Lichter und das typische Geräusch des pfeifenden Heckrotors näherten. Weit genug vom Hangar entfernt tastete sich der Scheinwerfer des hochmodernen EC 135 über die Grasnarbe und ließ eine aufgewirbelte Staubwolke erkennen.
    Manzetti rannte zum Hubschrauber und wurde vom Operator der Maschine in Empfang genommen. Mit erhobenem Daumen grüßte ihn der Pilot und wenige Sekunden später hatte Manzetti einen Helm auf dem Kopf, der nicht nur die Turbinengeräusche dämmte, sondern auch die Kommunikation mit der Besatzung sowie den Kräften am Boden ermöglichte.
    »Wohin willst du denn?«, fragte der Pilot und brachte den Hubschrauber wie von Geisterhand geführt blitzschnell in eine Höhe von fünfzig Metern.
    »Ich weiß es noch nicht. Wir suchen einen roten Peugeot 205 und einen silbernen Mercedes SLK.«
    »Das dürfte nicht schwer sein«, meldete sich der Operator neben Manzetti, der mit ihm gemeinsam hinten Platz genommen hatte. Der Mann war so etwas wie der Herr über Infrarotkamera und andere Suchtechnik, mit der die Maschine vollgestopft war und die bereits vielen verwirrt durch die Gegend irrenden Menschen das Leben gerettet hatte.
    »Prima! Na, dann los«, sagte Manzetti und war froh, dass alles so unkompliziert sein würde.
    »He?«, kam es jetzt vom Operator, der während des Fluges sein Gesprächspartner sein würde, denn die beiden vorne hatten gerade nachts alle Hände voll zu tun. »Das sollte ein Witz sein. Nachts sind alle Katzen
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