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Havelgeister (German Edition)

Havelgeister (German Edition)

Titel: Havelgeister (German Edition)
Autoren: Jean Wiersch
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hatte er schon wieder vergessen und war gerade im Begriff auf den Rasen zu treten, um Sven und Alex Platz zu machen.
    Das gesamte Haus war dunkel. Nicht einmal eine Kerze brannte irgendwo, wahrscheinlich hielten sich die übrigen vier Männer im Keller auf.
    Sven zählte an drei Fingern bis auf Null herunter und ging dann mit Carsten zu dem Eingang, vor dem eine Terrasse angelegt war, und Manzetti folgte Alex zur Hintertür.
    Sie waren gerade um die Hausecke geschlichen, als drinnen plötzlich das Licht anging und wenig später die Tür aufgeschoben wurde. Der Lichtschein aus dem Hausinneren erfasste sowohl Alex als auch Manzetti, und der verlor sofort die Nerven. Hätte er auf das Handzeichen von Alex geachtet, wäre auch ihm klar geworden, dass sie zwar am Rande eines Lichtkegels saßen, der Mann aber, der aus der Tür trat, noch einige Sekunden brauchen würde, bis seine Augen umschalteten.
    So aber machte Manzetti einen riesigen Satz nach links, wo er zwar im Dunkeln, aber auch mitten auf dem Rasen stand. Die Sirene im Haus ließ nicht lange auf sich warten.
    »Los, zurück«, hörte er Sven in seinem Kopfhörer, und Alex, der nur zwei Meter neben ihm hockte, winkte wie wild.
    Aber Manzetti wollte nicht zurück. Er wusste zwar, dass er den Alarm ausgelöst und damit die einzige Chance, die sie besaßen, nämlich die Überraschung, verspielt hatte, aber er wollte unbedingt in das Haus. Er holte tief Luft, nahm den Kopf herunter wie ein Moschusochse, der gegen den Rivalen anrennt, und stürmte dem Mann entgegen, der völlig perplex noch immer in der Eingangstür stand. Er rannte, was seine Füße hergaben. Den neben ihm hochspritzenden Rasen nahm er genauso wenig wahr, wie die verzweifelten Kommandos von Sven, der nach dem Ertönen des ersten Schusses zu retten versuchte, was noch zu retten war.
    Und dann passierte ein Wunder. Kurz, bevor Manzetti an der Tür ankam, wurde der Kerl vor ihm in das Innere des Hauses geschleudert. Alex hatte ihm zwei Kugeln eine Handbreit über der kugelsicheren Weste in den Hals gehämmert. Manzetti, der noch immer wie von Sinnen rannte, sprang über den leblosen Körper hinweg und suchte im Flur, in dem er nun stand, nach der Kellertreppe. Als er die endlich fand, riss er sie auf und guckte direkt in die Augen von Kriminaldirektor Ludwig.
    Es knallte zwei Mal, was Manzetti zwang, den Kopf zwischen die Schultern zu ziehen, und dann stieß ihn der aus dem Keller stürzende Ludwig einfach um. Als Manzetti die Orientierung wiederfand, stand Ludwig breitbeinig über ihm und zielte mit einem Revolver auf sein Gesicht.
    »Habe ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen sich raushalten?«
    Dann krümmte sich der Zeigefinger des LKA-Mannes und mit dem dritten Knall verließ die nächste Kugel den Lauf seiner Waffe.
    Mit einem höllischen Schmerz wand sich Manzetti am Boden, ließ seine Pistole aus der Hand fallen und griff sich an den zerfetzten linken Oberarm. Er verdankte es allein Alex, dass er noch am Leben war, denn unmittelbar bevor Ludwig abdrückte, hatten ihn zwei Geschosse aus Alex’ Maschinenpistole in die Schulter getroffen und dazu geführt, dass der Kriminaldirektor nicht Manzettis Kopf, sondern nur seinen Oberarm traf.
    Alex zog den sich noch immer windenden Manzetti ins Freie, wo er ihn an die Wand eines Schuppens setzte. »Bleib hier sitzen und rühr dich nicht. Ich bin gleich wieder hier.«
    Kaum ausgesprochen, rannte Alex wieder ins Haus, wo Sven und Carsten mittlerweile durch die vorderen Fenster gesprungen waren und die Kellertreppe unter Beschuss nahmen.
    Manzetti biss sich vor Schmerzen auf die Zähne und versuchte, mit der rechten Hand die starke Blutung am Arm zu stillen. Vergebens. Das Blut pulsierte mit einer Frequenz von einhundertsechzig Schlägen aus der getroffenen Vene. Ihm blieb keine Wahl. Der Hosengürtel war die einzige Rettung. Er stand auf und löste den Gürtel, dabei nahm er in Kauf, dass ihm die Hose sofort in die Knie rutschte, und band den linken Oberarm ab.
    Gerade als er damit fertig war, krachte neben ihm die Schuppentür auf, und es erschien das Vorderrad eines Motorrades. Ludwig. Es musste also noch einen zweiten Kellerausgang geben, und der endete offensichtlich im Schuppen. Manzetti strich sich die Hose vom Leib und trat mit voller Wucht gegen den Tank der Enduromaschine, die sofort umfiel. Ludwigs Augen waren voller Hass. Doch dann begann er zu lächeln.

    »Ihr Italiener habt auch nur das eine im Kopf, oder?«, tönte er und deutete auf Manzettis
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