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Havelgeister (German Edition)

Havelgeister (German Edition)

Titel: Havelgeister (German Edition)
Autoren: Jean Wiersch
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Flüssigkeitsentzug. Dr. Bremer hat im Körper des toten Jungen anstelle eines Herzens einen Stein gefunden, der die Initialen S.B. trägt. Was das bedeutet, wissen wir nur ansatzweise. Dazu aber später. Durch Kriminaldirektor Ludwigs Initiative ist dieser Obduktionsbericht später manipuliert und die gesamte Festplatte von Bremers Computer gelöscht worden. Wir konnten sie Gott sei Dank wiederherstellen und haben Ihnen ein Exemplar des Berichts mitgebracht.«
    Der Generalstaatsanwalt überflog die erste Seite und sah dann zu Sebastian. »Und das können Sie?«
    Sebastian, der sich durch das angedeutete Lob von höchster Stelle geschmeichelt fühlte, lächelte stolz. »Na klar. Ist doch kein Problem.«
    »Er kann noch viel mehr, aber dazu ebenfalls später«, pries Manzetti die Fähigkeiten des Computergenies weiter an. »Außerdem haben wir Obstkerne im Mund und in den Hosentaschen des Opfers gefunden. Quittenkerne, um es genau zu sagen. Hierzu geführte Ermittlungen ergaben, dass dahinter ein höchst zweifelhafter Kult steckt, auf den es sich nicht weiter lohnt einzugehen.«
    »Herr Manzetti will wohl vermeiden«, unterbrach ihn Bremer, »dass sein privates Umfeld mehr als nötig in diese Geschichte gezogen wird«, sagte er und wechselte süffisante Blicke mit Manzetti, der Bremer am liebsten an die Gurgel gegangen wäre. Aus seiner Sicht war es nicht notwendig, seinen Nachbarn und vor allen Dingen seine Mutter in den Mittelpunkt okkulten Treibens zu rücken. Aber Bremer ließ sich davon nicht beeindrucken. Er fuhr ungerührt fort. »Es geht um erdgebundene Geister. Bestimmte Menschen haben die Gabe, mit diesen Geistern zu kommunizieren und sie davon zu überzeugen, unsere Welt zu verlassen und ins Licht zu gehen. Der Nachbar von Herrn Manzetti hat uns auf diese Interpretation aufmerksam gemacht und die Mutter …«
    »Das tut hier nichts zur Sache, Bremer.« Der Ton, den Manzetti wählte, war scharf, und Bremer legte erst einmal eine Pause ein. Er überließ Manzetti das Feld. Fürs Erste jedenfalls.
    »Um also diese Geister von noch lebenden Menschen fernzuhalten, reicht es angeblich, wenn man ihnen Quittenkerne in die Hosentasche steckt, was wirken soll, wie Knoblauch bei Vampiren. Jedenfalls hat sich Frieda Boll hier in Brandenburg solche Kerne besorgt und sie ihren beiden Enkeln in die Hosen genäht.«
    »Aber ich dachte, die Malerin sei tot?«, fragte Generalstaatsanwalt Neuner den Rechtsmediziner.
    »Das sah auch für einen Moment so aus«, antwortete Bremer und erzählte von dem Bildband und dem Besuch seiner Nachbarin am Grab der angeblich toten Malerin. Dann übergab er das Wort an Frau Schuster.
    Die holte tief Luft und sprach die ersten Worte mit bebenden Lippen. Ganz offensichtlich war sie es nicht gewohnt, vor solch einem Auditorium zu reden.
    »Meine Mutter hat sich Anfang der achtziger Jahre in einen jugoslawischen Mann verliebt und ist mit ihm in dessen Heimat ausgewandert. Wegen ihrer ursprünglich pechschwarzen Haare und ihrer Vorliebe zu Kopftüchern sowie zu Tschingis Aitmatow nannte ihr neuer Mann sie später nur noch Dshamilja. Ein schöner Name, den sie in Jugoslawien dann auch zu ihrem Pseudonym gemacht hat. Als ihr Mann sich der UCK anschloss und in den bewaffneten Kampf zog, kamen ihr erste Zweifel an ihrer Rolle in Jugoslawien. Sie fand diesen Krieg abscheulich, und das nicht nur auf Seiten der Serben. Ihr Mann fiel schließlich, und sie begrub ihn und Dshamilja auf einem kleinen Friedhof in Priština. Sie wollte wieder Frieda Boll sein und das nachholen, was sie in Deutschland versäumt hatte.«
    »Woher wissen Sie das alles?«, fragte der LKA-Direktor. »Ich dachte, Sie hatten nie wieder Kontakt zu Ihrer Mutter.«
    Rosi Schuster schüttelte den Kopf und wischte sich die aufkeimenden Tränen weg. »Hatte ich auch nicht. Aber als sie unter ihrem richtigen Namen wieder nach Deutschland kam, hat sie mir einen langen Brief geschrieben und um Verzeihung gebeten.«
    »Und den«, ergänzte Manzetti, »hat Frau Schuster leider erst vor ein paar Tagen geöffnet.«
    »Und was stand da noch drin?«, wollte jetzt der Generalstaatsanwalt wissen.
    »Dass sich irgendwann der Vater meiner Söhne an sie gewandt hatte. Sie wollte gerade nach Deutschland zurückkehren, als er mit einer außergewöhnlichen Bitte an sie herantrat. Sowohl Nepomuk als auch Kevin waren schwer herzkrank und brauchten unbedingt ein Spenderherz. Das war aber in Deutschland auf legalem Weg nicht zu besorgen. Also wandte Thomas
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