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Havelgeister (German Edition)

Havelgeister (German Edition)

Titel: Havelgeister (German Edition)
Autoren: Jean Wiersch
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wir dir darüber mitteilen, dass wir uns zurückziehen, dann heißt das nichts anderes, als dass wir uns in x plus fünf Minuten wieder hier treffen.«
    Manzetti nickte und verstaute das Kabel unter seiner Schussweste. »Aber Ludwig lasst ihr mir, okay? Ich habe noch eine Rechnung mit ihm offen.« Er legte die Hand auf die Lederscheide, die vorn in einer Tasche der Schussweste steckte.
    »Wenn es sich so ergibt, gerne. Aber sie sind zu fünft, und wir sind mit dir dreieinhalb. Die Jungs da drin sind keine Lämmer.«
    »Wie gesagt, ihr müsst nicht.«
    »Andrea«, sagte Sven. »Es geht dabei nicht um uns, sondern um dich. Alex wird dir nicht von der Seite weichen und dich sichern. Und du bringst ihn bitte nicht unnütz in Gefahr. Hast du das Nachtsichtgerät?«
    »Ja klar«, sagte Manzetti und merkte, dass sein Rucksack noch im Auto lag. Er holte ihn und zog das Nachtsichtgerät heraus.
    »Was ist das denn?« Sven drehte die Zeissoptik hin und her. »Wir wollen doch nicht auf die Jagd. Alex, holst du mal ...«
    Alex hatte sich schon zu ihrem Auto umgedreht. Offenbar hatten die drei den Amateurstatus von Manzetti einkalkuliert und ihm ein Nachtsichtgerät mitgebracht, wie sie es selbst benutzten und das Alex ihm nun übergab. Auch als Laie erkannte Manzetti, dass es zumindest praktischer war, denn es ließ sich wie ein Helm auf den Kopf setzen, womit beide Hände frei blieben.
    »So, und nun hör Carsten zu. Er hat sich das Haus mal aus der Nähe angeschaut.«
    »Es hat nur eine Etage und ist voll unterkellert«, begann Carsten. »Ich schätze die Grundfläche auf knapp einhundert Quadratmeter. Um das Grundstück, das ungefähr eintausend Quadratmeter groß sein dürfte, läuft ein zwei Meter hoher Metallzaun, der durch eine dichte Hecke verdeckt wird. Mit dem Zaun solltest du nicht in Kontakt kommen, denn er führt schwachen Strom, der durch Berührung zu einer Starkstromleitung wird. Die schmilzt dich in Bruchteilen einer Sekunde auf handliche 50 cm zusammen. Auf dem Grundstück patrouilliert ständig ein Wachmann, nicht sehr gut ausgebildet, denn er läuft permanent denselben Weg. Wenn er hinten an die Gartenpforte kommt, dem einzigen Stück im Zaun, die nur brusthoch ist, nehme ich ihn zur Seite, und ihr folgt mir dann über die Pforte. Die könnt ihr übrigens berühren, sie führt keinen Strom. Auf dem Grundstück dürft ihr allerdings nur den Plattenweg benutzen, den auch der Wachmann begeht, denn alle anderen Flächen sind mit Induktionsschleifen versehen.«
    »Fragen?«, wollte Sven wissen.
    Als keine Fragen gestellt wurden, setzten auch die drei SEK-Männer die Helme auf und klappten die Nachtsichtgeräte vor die Augen.
    Manzetti schlich ihnen hinterher, erstaunt über die plötzliche Helligkeit, in der sie sich bewegten. Deutlich erkannte er auf der Wiese rechts neben ihnen vier Rehe und einen Fasan, Tiere, die man hier zwar vermuten konnte, aber selten zu Gesicht bekam.
    Hinter der nächsten Abbiegung sah er dann die große Thujahecke und über ihr das Dach des Ludwigschen Anwesens. Nach seiner Schätzung waren sie noch höchstens einhundert Meter entfernt, weshalb Sven nach links schwenkte und hinter einer Reihe von wilden Jasminbüschen blieb. Die Professionalität, mit der die drei schon den Weg der Annäherung aufgeklärt hatten, beruhigte Manzetti zwar, ließ seinen Puls aber trotzdem nicht unter einhundertvierzig Schläge pro Minute sinken.
    In einer Entfernung von fünfzig Metern vom Haus hob Sven den rechten Arm und bis auf Carsten, hockten sich alle hin. Carsten schnallte sich die Maschinenpistole auf den Rücken und kroch wie ein Indianer, der sich einer Büffelherde in der offenen Prärie nähert, auf allen Vieren weiter. Nach gut drei Minuten verschwand er aus dem Blickfeld.
    Manzetti biss die Zähne zusammen und deutete auf seiner Brust ein Kreuz an.
    »Ihr könnt«, drang eine leise Stimme aus dem Kopfhörer. Es war Carsten, der wohl mit dem Wachmann keine größeren Probleme gehabt hatte.
    Manzetti ließ sich auch auf die Hände nieder und wollte gerade mit dem Kriechen beginnen, als ihn eine starke Hand an der Schulter packte und hochriss. Es war Alex, der den Zeigefinger auf die Lippen legte und mit dem anderen Arm den Weg zum Haus wies.
    An der schmalen Pforte halfen Alex und Sven dem schon nicht mehr so gelenkigen Manzetti auf das Grundstück, und Carsten zeigte mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die Betonplatten des Gehweges. Gut so, dachte Manzetti, denn die Induktionsschleifen
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