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Havanna für zwei

Havanna für zwei

Titel: Havanna für zwei
Autoren: M Jackson
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Station zögerte Felipe. »Soll ich so lange hier warten?«
    Emma nickte. »Ich spreche erst kurz allein mit ihr.«
    Sophie döste. Ihre einst so rosigen Wangen waren eingefallen. Emma betrachtete ihre Schwester, die an zahlreichen Apparaturen hing. So verletzlich hatte sie sie seit ihrer Kindheit nicht mehr erlebt. Langsam trat sie ans Bett und setzte sich.
    Sophie schlug die Augen auf.
    Emma sah Schmerz und Trauer darin. Ihr war hundeelend, aber sie brachte es nicht über sich, sie zu umarmen.
    Sophies Lippen öffneten sich, aber sie lächelte nicht. »Emma!«
    »Schon gut, Sophie, du brauchst nicht zu reden.«
    Eine Träne glitt an Sophies Nase herab und kullerte über ihre Wange. »Es tut mir leid.«
    »Jetzt ist nicht die Zeit, um sich aufzuregen«, ermahnte Emma sie sanft.
    »Es war schrecklich. Mir ging es so miserabel.« Sophies Tränen flossen jetzt in Strömen. »Danke, dass du mich besuchen kommst.«
    »Du wirst wieder gesund«, redete Emma beruhigend auf sie ein.
    »Wo ist Felipe?«
    »Draußen.«
    »Er ist ein guter Mann, Emma. Ich bin froh, dass du ihn gefunden hast.«
    »Danke. Und du findest auch jemanden.«
    Obwohl sie sich da nicht so sicher war, brachte Sophie ein Lächeln zustande. »Ich wünschte, ich hätte deinen Optimismus, Emma.«
    »Du darfst nicht aufgeben.«
    »So wie Paul?«, fragte Sophie und zuckte zusammen. Der Name ihres toten Geliebten durchbohrte ihr Herz wie ein spitzer Pfeil.
    »Ich will nicht über ihn reden.« Emmas Züge verhärteten sich. »Konzentrier dich jetzt auf dich selbst und aufs Gesundwerden.«
    Damit erhob sie sich und entfernte sich vom Bett. Für heute hatten sie genug geredet.
    »Gehst du?«
    Emma nickte.
    »Kommst du wieder?«, fragte Sophie mit bittendem Blick.
    »Ja.«
    Mehr konnte Emma ihr nicht versprechen. Es hatte sie große Überwindung gekostet, ihre kleine Schwester zu besuchen, und die Begegnung hatte viele schmerzliche Gefühle in ihr aufgewühlt.
    Sophie hob schwach die Hand und winkte Emma nach. Sobald ihre Schwester das Zimmer verlassen hatte, wurde sie von Reue übermannt. Nicht nur wegen des irreparablen Schadens, den sie ihrem einst so guten Verhältnis zugefügt hatte, sondern auch wegen der Spur der Verwüstung, die sie bis zu ihrem vierunddreißigsten Lebensjahr hinterlassen hatte. Da die Aussichten, bald einen Organspender zu finden, äußerst gering waren, stand zu befürchten, dass sie ihren fünfunddreißigsten Geburtstag nicht mehr erlebte. Sie schluchzte hemmungslos. So fühlten sich Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit an, und sie fand, dass sie beides verdient hatte.
    Ein langer, gefühlvoller Kuss von Donal weckte Louise.
    »Guten Morgen«, murmelte sie und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Nach der umwerfenden Liebesnacht, die sie hinter sich hatten, fühlte sie sich wie berauscht. So leidenschaftlich war Donal nicht mehr gewesen, seit er zu Beginn ihrer Beziehung versucht hatte, sie in Amsterdam im Fahrstuhl zu nehmen. Jetzt stand ihm dasselbe überwältigende Verlangen ins Gesicht geschrieben, und es war, als wären die Belastungen der letzten fünfzehn Jahre vergessen.
    »Ich hatte schon Angst, dass wir die Kinder wecken.«
    Louises Augen wurden vor Rührung ganz feucht. »Ich bin wahnsinnig froh, dass wir uns noch so lieben können wie früher. Ich glaube sogar, dass wir noch leidenschaftlicher sind als damals.«
    Donal küsste sie auf die Nase. »Ich auch. Aber wir müssen noch viel an uns arbeiten.« Er atmete tief durch und setzte sich im Bett auf. »Louise, ich muss dir was sagen. Bislang habe ich keinen Sinn darin gesehen, aber wenn wir unsere Ehe jetzt auf die Reihe kriegen wollen, kann ich nicht mehr schweigen.«
    Louise war wie betäubt. Sie hatte keine Ahnung, was jetzt kam.
    »Es ist lange her, und du weißt, dass ich keinen Sinn darin sehe, an der Vergangenheit festzuhalten, aber ich habe die Augen vor etwas verschlossen, das ich eines Abends während unserer Verlobungszeit gesehen habe. Ich hatte solche Angst, dich zu verlieren, dass ich dich nicht damit konfrontiert habe.«
    »Was denn?« Louise hatte Panik davor, was er als Nächstes sagen würde.
    »Ich habe es jahrelang verdrängt, aber jetzt, wo wir einen Neuanfang wagen, muss ich es dir sagen. Eines Abends bin ich bei euch in Clontarf vorbeigekommen, und da hast du am Tor gestanden und einen Jungen geküsst. Er war noch sehr jung. Er hätte ein Schüler von dir sein können. Ich hab ihn nie wieder gesehen, aber ich hatte Angst, dich darauf anzusprechen. Du schienst
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