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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes
Autoren: Maggie Shayne
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den Handflächen Kreise auf dem kleinen runden Tisch zog. “Keine Hellseher, keine Geister, keine Magie.”
    “Kein Gott?” Er fragte es so gelangweilt, als würde ihn das alles nicht im Geringsten interessieren.
    Sie schwieg eine – geraume – Weile und war so sehr in Gedanken versunken, dass sie nicht einmal merkte, dass er sie ansah. Ihre Augen sahen ein bisschen verschwollen aus – als hätte sie nicht geschlafen. Ihre Züge wirkten angespannt – als würde irgendetwas sie beunruhigen.
    Dann sagte sie, immer noch in sich selbst versunken: “Ich verstehe es nicht, McCain.”
    “Was verstehst du nicht?”
    Sie zuckte die Schultern. “Alles ziemlich ungerecht, findest du nicht? Du bist der Gauner. Ich bin diejenige, die den Betrug aufdeckt. Wie kommt es also, dass du bewundert wirst und ich Hassbriefe kriege?”
    “Bewunderung? Hm, ist es das, was du willst, Brigham? Die Liebe deiner Mitmenschen?”
    “Ich möchte von niemandem geliebt werden. Ich komme schon eine ganze Weile ohne Liebe aus, nicht wahr?” Es klang beiläufig dahingesagt, eher wie eine Nebenbemerkung, und sie redete so rasch weiter, dass er das Gefühl, das in ihren Augen aufblitzte und dann gleich wieder verschwand, nicht deuten konnte. “Ich wäre schon froh, wenn die Morddrohungen aufhörten.”
    Jack begann zu lachen. Als er ihr in die Augen sah, blieb ihm allerdings das Lachen im Hals stecken. Diesmal hatten ihre Worte nicht leicht dahingesagt geklungen, und auch in ihren Augen war kein Schalk aufgeblitzt. Es war ihr Ernst.
    “Du hast Morddrohungen bekommen?”
    “Eigentlich nur eine. Du weißt nicht zufällig irgendetwas darüber, oder? Es war eine zauberhafte Liebeserklärung auf meinem Badezimmerspiegel, die mit etwas geschrieben wurde, von dem die Polizei sagt, dass es Blut ist. Menschliches Blut, wie ich heute Morgen erfahren habe. Reizend, nicht wahr?”
    Er hatte es sich nicht eingebildet: Sie hatte gezittert, als sie das mit dem Blut erzählt hatte. Und dabei konnte er an der Art und Weise, wie sie die Zähne zusammenbiss, deutlich erkennen, wie sehr sie sich Mühe gab, damit man ihr nichts anmerkte. Himmel, ihr Gesicht war richtig bleich geworden. Während Jack noch ihre Blässe betrachtete, fiel ihm plötzlich auf, wo er sich eigentlich befand. Hm, wann zum Teufel war er bloß von seinem Stuhl aufgestanden und auf ihre Seite des Tisches getreten? Sie stand auf, als gefiele es ihr nicht recht, dass er von oben auf sie hinunterblickte und sie zu ihm aufsehen musste. Vielleicht wollte sie auch nur nicht, dass er sah, wie sie zitterte. Dafür allerdings war es zu spät.
    “Wann ist das passiert?”
    Sie zuckte die Achseln und vermied es, ihn anzusehen. “Gestern Abend habe ich ein Bad genommen. Dann bin ich aus der Wanne gestiegen und ins Schlafzimmer gegangen, um meinen Morgenmantel zu holen, und als ich zurückkam, stand es auf dem Badezimmerspiegel. Man kann davon ausgehen, dass der Verfasser irgendwann direkt neben mir hinter dem Duschvorhang gestanden hat.” Ihre Unterlippe zitterte. Sie biss sich schnell und fest darauf und machte eine energische Kopfbewegung. “Der Mistkerl hatte Glück, dass ich ihn nicht gesehen habe.”
    “Das ist nicht witzig, Kiley. Meine Güte, hast du die Cops verständigt?”
    Sie nickte. “Hör mal, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich bin nicht gekommen, damit du mich bemitleidest.”
    Er wollte die alte Feindschaft zurück. Er wollte mit ihr streiten, wollte, dass sie ihn wieder wegen seines miesen Charakters beschimpfte, statt ihn dazu zu bringen, dass es ihm ihretwegen schlecht ging. “Nein, du hast nur vorbeigeschaut, um ein bisschen zu plaudern, mir mein Geschäft zu ruinieren und mich zu beschuldigen, ich hätte dir mit Mord gedroht.” Zugegeben, es war ein jämmerlicher Versuch, die gute, alte Feindschaft wieder zu entfachen. Er funktionierte trotzdem.
    “Zur Hölle mit dir, McCain”, sagte sie.
    Ah, das klang schon besser. “Gleichfalls, Brigham.”
    Sie hob ruckartig den Kopf und sah ihn an. Noch nie hatte er ihre grünen Augen so groß gesehen. “Ist das dein Ernst?”
    Er hatte das Gefühl, als hätte sie ihm einen Schlag in die Magengrube versetzt. Doch sie stand nur da, wartete auf eine Antwort und guckte ihn dabei fragend – und furchtbar wütend – an. Sie sah aus, als würde sie ihn am liebsten umbringen, und wirkte gleichzeitig so verletzlich wie ein junges Kätzchen. Er hob die Hände und legte sie ihr ohne nachzudenken auf die Schultern. “Ich habe
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