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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes
Autoren: Maggie Shayne
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atmete ein wenig zu schnell. Die Sache mit dem wogenden Busen kriegte sie gar nicht schlecht hin. Den entsprechenden Busen dafür hatte sie auf jeden Fall. Im Kerzenlicht sah man die roten Flecken auf ihren Wangen und den Zorn in ihren grünen Augen. Sie hatte Katzenaugen, und ihr Haar war dunkler als schwarze Tinte. Himmel,
sie
sollte diejenige sein, die diesen Schwindel hier veranstaltete. Ihr exotisches Aussehen würde die Kunden anziehen wie die Motten das Licht.
    Gut, für die Rolle würde sie sich natürlich etwas anders anziehen müssen. Diese engen, ausgebleichten Jeans und das T-Shirt mit der Aufschrift “Halte deine Meinung von meiner Gebärmutter fern” waren nicht sonderlich gut geeignet.
    Doch Kiley Brigham, die junge Journalistin, hatte keinerlei Interesse daran, seinen Job zu übernehmen. Vielmehr war sie wild entschlossen, ihm das zu zerstören, was er zu einem lukrativen Geschäftszweig ausgebaut hatte.
    Martha, merkte er, war längst nicht mehr da. Musste sich irgendwie in Luft aufgelöst haben, während er seine Gegnerin taxiert hatte, die, wie er feststellte, ihn genauso finster anstarrte.
    “Sag mal, Brigham”, sagte er und setzte sich wieder gemütlich hin. “Bist du als Kind eigentlich von einem Rudel Hellsehern überfallen worden?”
    Sie bedachte ihn mit einem bösen Grinsen, das ihn vermutlich durchbohren sollte, sagte jedoch nichts. Ihre wachsamen grünen Augen waren damit beschäftigt, das Zimmer argwöhnisch unter die Lupe zu nehmen. Er gab es nur höchst ungern zu, aber es machte ihn nervös, dass sie sich bei ihm so genau umsah.
    “Also, was willst du?”, fragte er, um sie abzulenken. “Bist du hier, damit ich dir die Karten lege? Möchtest du, dass ich dir deine Zukunft weissage, Brigham? Dir aus der Hand lese? Was willst du?”
    Ihr Blick kehrte – wie beabsichtigt – zu ihm zurück. “Wie zum Teufel hast du gewusst, dass ich hier bin?”
    Er verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. “Ich bin
Hellseher
, schon vergessen?”
    “Und ich bin Republikaner.”
    Um seine Lippen zuckte ein Lächeln. Er unterdrückte es mühsam. “Was soll ich also tun? Eine einstweilige Verfügung gegen dich erwirken, damit du mich in Ruhe lässt?”
    “Glaubst du wirklich, das würde etwas nützen?”
    “Zumindest könnte es nicht schaden”, sagte er.
    Sie sah ihn empört an – aber nur ganz kurz. Er hatte den Eindruck, dass ihre Wut heute viel schneller verrauchte als sonst. Schließlich seufzte sie und ließ sich auf den Stuhl fallen, auf dem Martha vorhin gesessen hatte.
    “Musstest du ihr einen derartigen Schrecken einjagen, McCain? Weißt du, wie schwer es ist, eine arbeitslose Schauspielerin zu finden, die so wenig Geld kostet wie sie?”
    Nun gestattete er sich ein Lächeln. Die Gefahr schien vorbei. Ihre Wut hatte sich gelegt, und zwar in Rekordzeit. Er überlegte, was bloß mit ihr los war. “Möchtest du etwas trinken?”
    “Nicht, wenn du versuchst, mir irgendeinen Trance-fördernden Kräutertee unterzujubeln.”
    “Tja, dann eben nicht.”
    Sie verdrehte die Augen. “Das Zeug trinkst du doch selbst auch nicht. Du kannst vielleicht die ganze Stadt – inklusive der Touristen – an der Nase herumführen, aber mich nicht. Warum hörst du nicht auf mit den Spielchen?”
    Er kniff die Lippen zusammen, als würde er ernsthaft über ihre Aufforderung nachdenken. Dann sagte er: “Nö, das Geschäft floriert gerade so schön.” Er fixierte sie mit zusammengekniffenen Augen, beugte sich vor und legte die Hände auf den Tisch. “Größtenteils dank deiner bösartigen kleinen Kolumne, in der du meine Konkurrenten der Reihe nach in Misskredit bringst.”
    Sie beugte sich ebenfalls vor und legte die Hände auf das glänzende Holz der Tischplatte. Ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. “Ihr verdient euch euren Lebensunterhalt damit, naiven Opfern jede Menge Blödsinn zu erzählen. Sie geben euch ihr schwer verdientes Geld, bloß damit ihr sie übers Ohr haut.”
    “Ich verdiene mir meinen Lebensunterhalt damit, Leuten, die auf einen Therapeuten nicht hören würden, einen psychologisch fundierten Rat zu geben. Ich bin gut in meinem Job. Ich helfe Menschen. Du hingegen verdienst dir dein Geld damit, hart arbeitenden Leuten wie mir das Geschäft zu ruinieren. Mir wäre mein Karma allemal lieber als deines.”
    “Karma, Schmarma.” Sie lehnte sich wieder zurück. “Du weißt genauso gut wie ich, dass es so etwas nicht gibt”, sagte sie, während sie mit
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