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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes
Autoren: Maggie Shayne
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auf die Straße. Als Kiley den ersten Gang einlegte, sah sie noch einmal zum Haus hinauf.
    Da stand jemand am Schlafzimmerfenster und sah zu ihr hinunter.
    Und dann war niemand mehr zu sehen. Sie blinzelte und rieb sich die Augen. Die dunkle Silhouette, die sie gerade noch deutlich gesehen hatte, war einfach verschwunden. Hatte sich aufgelöst. Wie Nebel.
    “Verdammt”, murmelte sie, trat fest auf Lanas Gaspedal und nahm den Fuß erst wieder vom Gas, als sie vor der Redaktion der “Burnt Hills Gazette” angekommen war. Dort war ihr Büro, in dem sich drei Dinge befanden, die Kiley im Moment dringend brauchte: frische Kleidung, ein Telefon und eine Packung Zigaretten.
    Als die Polizei eintraf, hatte Kiley sich schon wieder dermaßen gut im Griff, dass die Cops fast ein wenig misstrauisch zu sein schienen. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als sie mit ihr zu ihrem kürzlich erstandenen Haus zurückfuhren und die Botschaft auf dem Spiegel mit eigenen Augen sahen. Kiley zog es vor, im Schlafzimmer zu bleiben – und sogar dort hatte sie Gänsehaut –, während die Cops im Kreis um das Waschbecken standen und darüber diskutierten, ob es sich bei der Farbe auf dem Spiegel möglicherweise um Blut handelte. Einer von ihnen war der Meinung, es würde wie Barbecue-Sauce aussehen, ein anderer meinte, es wäre Kirschsirup. An diesem Punkt verlagerte sich die Diskussion auf frühere Fälle, in denen sich das, was man für Blut gehalten hatte, als etwas völlig anderes entpuppt hatte, nämlich zum Beispiel als mit roter Lebensmittelfarbe versetzter Maissirup – eine Anekdote, die die Beamten außerordentlich zu erheitern schien.
    Kiley unterbrach die fröhliche Runde, indem sie so nahe an die Badezimmertür trat, wie es ihr möglich war, und sich räusperte. Das Lachen verstummte, die Cops sahen auf.
    “Entschuldigen Sie, aber sollte nicht einer von Ihnen eine Probe von der Flüssigkeit nehmen? Und vielleicht mein Haus nach Einbruchsspuren absuchen?”
    “Schon erledigt, Ma’am”, sagte ein Cop und warf einem seiner Kollegen einen langen, leidvollen Blick zu. “Keine Hinweise auf gewaltsames Eindringen. Sind Sie sicher, dass Sie abgeschlossen haben?”
    “Selbstverständlich bin ich sicher, dass ich …” Sie verstummte, schürzte die Lippen und dachte noch einmal ebenso angestrengt wie selbstkritisch nach. “Die Wahrheit ist, dass ich mindestens jedes zweite Mal vergesse abzusperren.”
    “Mmm-hmm. Nun ja, wenigstens sind
Sie
sich sicher, dass dies hier das Werk eines Einbrechers ist.”
    Sie guckte ihn mit gerunzelter Stirn an. “Nun, natürlich war es ein Einbrecher. Was soll es sonst gewesen sein?”
    “Sie wissen, wie die Leute hier drauf sind. Wir werden ständig zu solchen Einsätzen gerufen, weil der Hausbesitzer darauf beharrt, dass irgendeine Art von Geist am Werke war.”
    “Besonders um diese Jahreszeit”, ergänzte ein anderer Cop. Seine Kollegen quittierten seine Worte mit Nicken, Kopfschütteln und einem Augenrollen, mit dem sie einander zu verstehen gaben, wie lächerlich sie so etwas fanden.
    “Tja, ich glaube nicht an Geister”, schaffte Kiley es zu erwidern und rieb sich fröstelnd die Arme. Ihr war von innen her kalt. “Was die Art und Weise betrifft, wie der Einbrecher ins Haus gekommen ist … Ich bin mir gar nicht sicher, ob dass überhaupt so wichtig ist. Tatsache ist,
dass
er hereingekommen ist. Das weiß ich deshalb, weil ich ihn gesehen habe.”
    “Sie haben ihn gesehen? Ausgezeichnet.” Cop Nummer eins – auf seinem Namensschild stand Hanlon – zückte einen Notizblock und einen Kuli. “Okay, wo und wann haben Sie den Eindringling gesehen?”
    “Er stand genau da drüben, an diesem Fenster, und hat mir zugesehen, als ich mit dem Auto im Retourgang die Einfahrt hinausgefahren bin.”
    “Sie haben also niemanden gesehen, als Sie sich im Haus befanden? Erst, als Sie draußen waren?”
    “Genau.”
    “Und können Sie ihn beschreiben?”
    Kiley kniff die Lippen zusammen und rief sich die verschwommene Gestalt hinter ihren Gardinen ins Gedächtnis. “Äh, nein.”
    “Aber Sie sind sich sicher, dass es ein Mann war”, sagte Hanlon.
    “Nein. Nein, nicht einmal das weiß ich genau. Es war dunkel. Es war nur ein Schatten, eine dunkle Silhouette am Fenster.” Sie seufzte resigniert. “Hat es kürzlich eine Serie von Einbrüchen gegeben, von der ich wissen sollte? Oder irgendetwas in dieser Art?”, fragte sie und hoffte beinahe, dass die Antwort Ja sein würde.
    Hanlon
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