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Haus des Grauens

Haus des Grauens

Titel: Haus des Grauens
Autoren: Zara Fraillon
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Schlafsaal. In Monstrum House.
    Die Ziffern auf der Uhr neben ihm leuchteten. Es war 23:45 Uhr. War das denn immer noch derselbe Tag? Jasper hatte das Gefühl, dass dies das schreckliche Ende eines schrecklichen Geburtstags sein würde.
    Drei dunkle Schatten mit von Sturmhauben verdeckten Gesichtern beugten sich über Jaspers Bett. Im Dämmerlicht konnte er ihre Tarnanzüge erkennen.
    „Na super. Die Schlägertruppe“, stöhnte er.
    Einer der Aufsichtsschüler schnappte sich Jaspers Beine, ein anderer seine Arme. Dann presste ihm jemand eine große Hand auf den Mund.
    Super, jetzt stecken sie mich kopfüber in die Kloschüssel , dachte Jasper. Er hatte von den blödsinnigen Willkommens-Zeremonien in Internaten gehört, zu denen die älteren Schüler die Neuankömmlinge zwangen.
    Also los , dachte Jasper und biss die Zähne zusammen, bringen wir es hinter uns .
    Sie schleppten Jasper durch den Schlafsaal, die riesige Marmortreppe hinunter, vorbei an der ganzen Reihe von Statuen und hinaus in die eiskalte Nacht. Schneeflocken trieben ihm ins Gesicht. Vor der Tür wartete ein schwarzer Lieferwagen.
    Jasper hatte genügend gruselige Filme gesehen, um zu wissen, dass es nie gut ausging, wenn jemand aus dem Bett gerissen und in einen Lieferwagen geschleppt wurde.
    Und das hier sah ganz so aus wie in den Filmen.
    Jasper wurde hinten in den Lieferwagen geworfen und bekam den Befehl, kein Sterbenswörtchen zu sagen.
    Der Lieferwagen rumpelte durch die Nacht. Jasper hatte keinen Schimmer, wohin sie fuhren. Sein Orientierungssinn funktionierte nicht. Je länger die Fahrt dauerte, desto mehr angsteinflößende Bilder schossen ihm durch den Kopf.
    Jasper konnte das Kichern der Aufsichtsjungs vorne im Wagen hören. Er atmete tief durch. AnFlucht war nicht zu denken. Vielleicht haben sie ja nur eine Überraschungsparty zu meinem Geburtstag vorbereitet , dachte er hoffnungsvoll. Aber natürlich war ihm auch klar, dass der Aufsichtsdienst nicht unbedingt auf Überraschungspartys spezialisiert war.
    Nach einer Fahrt, die seinem Gefühl nach Stunden gedauert haben musste – o. k., vielleicht eine halbe Stunde, aber dann eine wirklich lange halbe –, hielt der Lieferwagen mit quietschenden Reifen an. Jasper fiel hilflos im Laderaum herum. Dann wurde die Tür aufgerissen und Jasper nach draußen in die kalte Nacht geführt.
    Er stand vor einem uralten, windschiefen Haus. Einem verdammt unheimlichen uralten, windschiefen Haus. Die meisten Fensterscheiben waren zerbrochen, Spinnennetze hingen vom faulenden Gebälk und irgendwo in der Nähe heulte ein Wolf.
    Es war Vollmond, aber immer wieder verdeckten Wolken den Mond. Das trug noch mehr dazu bei,dass alles so wirkte wie in einer Horrorgeschichte. Dazu war es eiskalt. Jasper hätte wirklich gerne mehr angehabt als nur seinen Schlafanzug.
    „Ihr habt nicht zufällig meinen Kapuzen-Pulli mitgebracht, oder?“, fragte Jasper.
    Statt einer Antwort gab ihm einer der Aufsichtsschüler einen so kräftigen Schubs, dass er fast im Schnee gelandet wäre.
    „Immer mit der Ruhe“, sagte er, ohne groß nachzudenken. Diesmal landete er wirklich im Schnee.
    Einer der dunkel Gekleideten schob die Eingangstür mit dem Stiefel auf. Das laute Quiiiiietsch hörte sich nicht gerade beruhigend an. Jasper wurde hochgerissen und in den Flur geschleppt. Vor einer dunklen Tür blieben sie stehen.
    „DAS IST EIN TEST!“, schrie ihm einer ins Ohr. Dann wurde er in den Raum gestoßen und die Tür hinter ihm zugeknallt.
    Jasper stand im Dunkeln. Im Raum herrschte absolute Stille. Dann hörte er, wie die Tür hinterihm mit einem leisen Klicken verriegelt wurde. Plötzlich tauchte vor seinem inneren Auge das Bild des Keulenheulers auf und der Rest seiner Tapferkeit verflog schlagartig.

    Er dachte an all die riskanten Dinge, die er früher schon mal gemacht hatte. Zum Beispiel, als er sich gegen ältere Mitschüler gewehrt hatte, obwohl ihm klar war , dass die keine Sekunde zögern würden, ihn zu Brei zu hauen. Oder an die Nacht, als er sich in die Schule geschlichen und das Computersystem so vernetzt hatte, dass alle Schüler Zugang zu den gesicherten Websites der Lehrer bekamen. Jasper fand es einfach, waghalsige Sachen zu machen. Er bekam einen Kick, wenn er sich in Gefahr begab.
    Gewalttätige und mobbende Mitschüler waren allerdings eine Sache und unberechenbare Monster eine ganz andere. Monster waren echt unheimlich. Seit dem Abendessen hatte Jasper eine Menge Geschichten gehört. Die von den
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