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Haus der Versuchung

Haus der Versuchung

Titel: Haus der Versuchung
Autoren: Marina Anderson
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habe ich schon bestellt, zu essen noch nichts.«
    »Schön«, sagte Jan vage. »Ich nehme die Spaghetti al Pomodoro.« Dann begann sie in ihrem kleinen Kalender zu blättern.
    Natalie entschied sich für mit Spinat und Ricotta gefüllte Ravioli in einer Tomaten-Basilikum-Soße, ihr Lieblingsgericht bei Mario’s. Da Jan kein großes Interesse am Essen zu haben schien, musste wohl sie den Kellner rufen und für sie beide bestellen.
    »Bist du es nicht langsam leid, immer das Gleiche zu essen?«, fragte Jan und steckte ihren Kalender wieder weg.
    Natalie schüttelte den Kopf. »Nein, ich weiß einfach, was ich mag.«
    »Das dachte ich auch«, bemerkte Jan.
    Irgendetwas an ihrem Ton befremdete Natalie.
    »Wie meinst du das?«
    »Ach, nur so. Wie läuft’s denn mit der Zeitschrift?«
    »Die nimmt viel zu viel Raum in meinem Leben ein, wie immer. Philip hat mich übrigens verlassen, für den Fall, dass du dich nur nicht getraut hast zu fragen.«
    Jan sah sie mitfühlend an. »O je. Hat er gesagt, warum?«
    »Ach, das übliche Zeug, von wegen nichts Verbindliches eingehen wollen und der Eindruck, ich würde jemand Besseren verdienen. Dabei ist das natürlich nicht der Grund. Als wir das letzte Mal Sex hatten, ist es schiefgelaufen. Ich sagte, ich wolle oben sein, weil meine Orgasmen dann besser sind, und –« Sie verstummte, weil der Kellner kam, und sie verbissen sich beide das Lachen. »Der hat uns bestimmt schon vermisst«, meinte Natalie kichernd, als sie mit dem Essen anfingen. »Ich bin mir sicher, dass unsere Unterhaltungen die interessantesten hier sind.«
    »Erzähl weiter! Was wolltest du vorhin sagen?«, drängte Jan.
    »Ach das. Ja, also. Es gefiel ihm nicht, dass ich eine deutliche Ansage gemacht habe. Er tat zwar so, als wäre es in Ordnung, als würde ihm eine Frau gefallen, die ihren eigenen Kopf hat und ihren Körper genau kennt. Aber es hat ihn endgültig abgeturnt.«
    »Du meinst, es gefiel ihm nicht, obwohl du mehr davon hattest?«
    Natalie nickte. »Genau. Mein Gott, wie oft mir das schon passiert ist. Dir aber doch auch, oder? Das ist mir wenigstens ein gewisser Trost. Dass ich in dieser Hinsicht nicht ganz allein dastehe.«
    »Nein«, murmelte Jan.
    »Ist das alles, was du dazu zu sagen hast? Hast du nicht irgendwelche interessanten Neuigkeiten für mich? Wie steht’s denn momentan um dein Sexleben?«
    »Ist okay«, sagte Jan und zuckte mit den Schultern.
    »Was meinst du mit ›okay‹? Triffst du dich mit jemand Bestimmtem?«
    »Nein.«
    »Triffst du überhaupt jemand?«
    »Ja, hin und wieder.«
    »Gibt es einen besonderen Grund, warum du mir nichts über ihn erzählen kannst?«, fragte Natalie. »Ist er verheiratet oder so?«
    »Nein, es ist nur einfach nicht allzu spannend.«
    Natalie traute ihren Ohren nicht. »Dein Sexualleben ist doch immer spannend. Woran liegt’s? Du verheimlichst mir was, das merke ich doch. Hast du mich deshalb seit deinem Wochenendausflug nicht mehr angerufen? Hast du einen scharfen Typen kennengelernt, den du vor mir geheim halten willst?«
    »Ach, Nat«, sagte Jan traurig. »Ich wünschte, ich könnte dir davon erzählen, aber das kann ich nicht.« Sie senkte die Stimme. »Weißt du, es ist nicht erlaubt.«
    »Es ist nicht erlaubt ?«, rief Natalie.
    »Pscht!«
    »Warum flüsterst du, und warum soll ich leise sprechen? Ich verstehe nicht, was mit dir los ist«, sagte Natalie. »Du hast dich total verändert, seit wir uns zuletzt gesehen haben. Hab ich dir was getan, oder was ist los?«
    »Nein, du hast gar nichts getan«, sagte Jan entschieden. »Bitte, können wir vielleicht einfach das Thema wechseln?«
    Natalie seufzte. »Wenn du unbedingt willst. Aber der Abend wird dann sicher nicht so unterhaltsam wie sonst. Es wäre besser, wenn du mir einfach von deinem Wochenende erzählen würdest. Du siehst richtig klasse aus, also muss es dir gutgetan haben. Vielleicht sollte ich da auch mal hin. Wo ist das?«
    »Es ist, ähm… auf dem Land.«
    »Das ist ja echt eine große Hilfe. So werde ich es bestimmt ganz leicht finden.«
    »Ich kann dir nicht sagen, wo es ist«, sagte Jan und klang jetzt ehrlich verzweifelt.
    Nie zuvor hatte Natalie sich in Jans Gesellschaft unwohl gefühlt. Sie waren immer wie Schwestern gewesen und hatten über wirklich alles reden können. Aus Gründen, die nur Jan kannte, war das aber offensichtlich nicht mehr der Fall. Plötzlich wünschte Natalie sich nur noch, das Essen wäre schon vorbei und sie könnte sich in ihre Wohnung zurückziehen.
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