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Haus der Löcher (German Edition)

Haus der Löcher (German Edition)

Titel: Haus der Löcher (German Edition)
Autoren: Nicholson Baker
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Shandee sah verstohlen zu ihm hin und ächzte innerlich: so ein schöner Junge – asketisches Aussehen, dazu ein schüchternes, breites Lächeln, hohe Wangenknochen, große, ausgeprägte Knöchel und herzzerreißende Schultern. Er trug die Haare sehr kurz. Dazu ein ausgefranstes Sweatshirt und zerrissene Jeans. Shandee nickte ihm freundlich zu und warf die Häkelzeitschrift locker auf den Haufen zurück.
    «Hey, ich heiße Ruzty», sagte er errötend; er hatte den Anflug eines bulgarischen Akzents. «Ich bin das erste Mal hier. Es ist irgendwie verrückt. Ich war auf dem Parkplatz und habe Sperrholzplatten auf den Laster geladen, da kommt ein Mädchen her und gibt mir einen Flyer für ein Festival.»
    «Was denn für ein Festival? Ich mag Festivals.»
    «Äh, das ist mir ein bisschen peinlich», sagte er mit einer verlegenen Handbewegung und sah weg. «Aber sie hatte große silberne Ohrringe, und sie sagte, die ersten drei Sieger bekämen fünftausend Dollar – wow! Und sie sagte, wenn ich bei dem Festival mitmachen wollte, müsste ich mit ihr ins Haus der Löcher kommen. Sie war sehr nett zu mir, aber auch ganz geheimnistuerisch. Sehr groß, wie ein Supermodel. Und dann zog sie den Ohrring aus dem Ohr und sagte, ich sollte ganz dicht an das kleine Loch rangehen.»
    «Das Loch in ihrem Ohrläppchen?», sagte Shandee.
    «Ja, also hab ich das gemacht, und dann, wusch, hat es mich in das Loch gezogen, und jetzt bin ich hier.»
    «Genau so etwas ist auch mir passiert», sagte Shandee. Sie erzählte ihm die Geschichte, wie sie Daves Arm in dem Steinbruch gefunden hatte und wie sie sich verständigt hatten, indem sie einander Zettel schrieben, und wie Daves Arm mit den Fingern ein O gemacht hatte. «Daves Arm, darf ich vorstellen, Ruzty. Ruzty, Daves Arm.» Sie hielt ihm Daves Arm hin.
    «Hey, Alter», sagte Ruzty und begrüßte den Arm mit einem kräftigen Händedruck. Er lächelte Shandee an – blendend weiße Zähne. «Schön für dich, mit einem Freund zu reisen.»
    «Das ist wohl wahr», sagte Shandee.
    Und da erschien Zilka erneut, mit zwei weiteren Männern im Schlepp. «Das ist Dune», sagte sie. «Und das ist Hax.» Sie reichte Shandee ein zusammengefaltetes blaues Herrenhemd und gehäkelte Legwarmer. «Zieh das jetzt an.» Sie ging.
    Shandee flatterte das Herz, als sie den Neuankömmlingen die Hand gab: Dune, absurd schön in einer alten Wildlederjacke, ironisch schiefes Lächeln, Hax, aus der Karibik, durchdringender Blick und umwerfend weißes T-Shirt, breite Stirn, lange gelbbraune Dreadlocks, dazu ein heller Bart.
    «Hallo», sagte Hax.
    «Hey, Leute», sagte Dune, während er das Formular auf dem Klemmbrett unterschrieb, wonach er Shandee mehrere Sekunden lang von oben bis unten musterte. «Scheiße, bist du schön. Festen kleinen Körper hast du da. Schau dich bloß mal an! Deine Mama ist bestimmt stolz auf dich.» Dann legte er den Kopf schief. «Ist das ein Arm, was du da im Schoß verbirgst?»
    Shandee erzählte ihm die Geschichte.
    «Dann bist du also ein bisschen verliebt, wie süß», sagte Dune. «Macht Sinn, bloß auf den Arm zu stehen. Den Kopf kannst du vergessen. Männer sind Dummschwätzer. Die labern dich immer voll.»
    «Hey, Mann», sagte Hax, zu ihm gewandt, «sei nicht so kuschelig mit der Frau. Bleib locker.»
    «Kuschelig? Was bist denn du für einer, du Krabbenpuler?»
    Hax sah ihn an. «Ich bin Masseur.»
    «Holla, ein Masseur.»
    «Und ich entferne auch Tattoos, manuell.»
    «Ich hab ein Tattoo auf der Arschbacke, ‹Denk an Sputnik›», sagte Dune. «Warum, hab ich vergessen. Kriegst du das ab?»
    «Hey, hey», sagte Ruzty und schaute nervös von Dune zu Hax.
    «Da kann ich nichts tun», sagte Hax zu Dune. «Bloß bei Frauen.»
    Dune schnaubte, aber dann bereute er. «Entschuldigt, ich will ja nett sein», sagte er und schaute wieder auf Shandee. «Kann dein Armlover uns plaudern hören?» Worauf der Arm ihm den Stinkefinger zeigte. Dune kicherte: «Anscheinend.» Er nahm die Häkeln heute und blätterte sie durch. «Huch, Pimmel in Hängematten», sagte er. Er reichte die Zeitschrift Hax, der sie grunzend weglegte.
    Um etwas zu sagen, fragte Shandee Hax, wie er hergekommen sei.
    «Auf der Straße, wo ich meine Gürtelschnallen verkaufe, kam eine schöne Frau zu mir», antwortete Hax. «Sie fragte mich, ob ich gern zu einem Wichsfestival gehen würde.»
    «Du also auch!», sagte Ruzty.
    «Ich auch», sagte Dune. «Volles Rohr. Längster Cumshot kriegt den Preis.»
    «Ein
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