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Haus der bösen Lust (German Edition)

Haus der bösen Lust (German Edition)

Titel: Haus der bösen Lust (German Edition)
Autoren: Edward Lee
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benehmen wussten, brachten ihre Väter sie einfach für eine Tracht Prügel in den Holzschuppen.«
    »Ah. Natürlich.« Collier rieb sich den Finger. Er war ein wenig verärgert über den Geschichtsunterricht. Das hat verdammt wehgetan!, hätte er sie am liebsten angebrüllt. Doch ihre nächste Geste ließ ihn den Zwischenfall jäh vergessen.
    Sie öffnete den obersten Knopf ihrer Bluse und fächelte sich mit dem Stoff am Ausschnitt heftig Luft zu – wodurch sie mehr von ihrem prächtigen Busen entblößte.
    »Ich vergesse andauernd, die Klimaanlage um diese Zeit höher zu drehen«, sagte sie. Die Sonne schien gleißend durch die hohen Vorderfenster herein. »Ist Ihnen auch heiß, Mr. Collier?«
    Nur unterhalb der Gürtellinie, dachte er. Der Anblick ihres fülligen Busens und des tiefen Ausschnitts erhitzte ihn. »Ein wenig, jetzt, wo Sie es erwähnen.«
    »Ich kümmere mich gleich darum.« Sie fächelte weiter mit der Bluse. Collier konnte einen dünnen Schweißfilm auf der Haut darunter erkennen.
    In der letzten Vitrine erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit: ein hellgrauer Papierstreifen, der wie ein alter Bankscheck aussah. Er kniff die Augen zusammen.
    Zahlbar an: Mr. N. P. Poltrock , Mitarbeiter der East Tennessee & Georgia Railroad Company, fünfzig Dollar.
    »Wow«, meinte Collier, als er das handgeschriebene Datum des Schecks bemerkte: 16. September 1862 . »Was für ein altes Dokument. Und es sieht perfekt erhalten aus.«
    Mrs. Butler hörte auf, sich Luft in den Ausschnitt zu wedeln. Ihre Miene verfinsterte sich. »Ein Lohnscheck von Gasts verdammter Eisenbahn. Aber ja, er ist ziemlich alt.«
    Wieder Gast. Die bloße Erwähnung von etwas, das mit ihm zu tun hatte, trübte ihre Laune.
    »Das ist doch ziemlich interessant, oder?«
    »Was meinen Sie, Mr. Collier?«
    »Ein Stück Papier, das während des Bürgerkriegs von jemandem unterschrieben wurde.«
    »Wir ziehen es vor, ihn als den Angriffskrieg des Nordens zu bezeichnen«, entgegnete sie mit Nachdruck.
    »Aber war es nicht ein Angriff des Südens, durch den der eigentliche Krieg begann?«, hakte Collier nach und bereute es fast sofort. »Die Konföderierten haben doch Fort Sumter unter Beschuss genommen.«
    »Aber es war der Norden, Mr. Collier, der darum gebettelt hat, indem er hohe Zölle für Baumwollausfuhren verlangte«, widersprach sie scharf.
    »Ich verstehe ...« Abermals betrachtete Collier den Scheck und stellte sich vor, wie dieser vor fast hundertfünfzig Jahren unterschrieben wurde, als die Stabilität der Nation an einem seidenen Faden hing.
    »Wo bleibt nur dieses dumme Kind mit Ihrem Gepäck«, fragte Mrs. Butler und blickte stirnrunzelnd zur Tür.
    »Ich sollte ihr besser helfen. Die Koffer sind ziemlich schwer ...«
    »Nein, nein, bitte. Glauben Sie mir, für das arme Ding ist das eine aufregende Sache. Sie wird außer sich vor Freude darüber sein, die Koffer eines Prominenten tragen zu dürfen.«
    Collier legte die Stirn in Falten, als Mrs. Butler den Blick abwandte. Ich war bestenfalls ein B-Promi, und jetzt bin ich ein Ex-Promi . Er besaß nicht den Schneid, ihr zu sagen, dass seine Sendung abgesetzt wurde. Dann wäre der Mythos zerstört, und der Mythos ist alles, was ich noch habe ...
    Die Glocke am Schalter bimmelte. Collier bemerkte zwei Gäste – ein Paar Mitte dreißig. Touristen, stellte er fest. Um den Hals des Mannes hing eine Kamera. Er war mit einem geschmacklosen, gestreiften Kurzarmhemd und einer beigefarbenen Dockers-Hose, die sich um die Mitte spannte, unscheinbar gekleidet. Mit erhobenem Finger gab er Mrs. Butler ein Zeichen.
    »Oh, die Leute aus Wisconsin«, murmelte sie. »Die wollen wahrscheinlich einen Touristenprospekt. Ich bin gleich wieder da, Mr. Collier.«
    »Kein Problem.«
    Eine unbekannte Kraft befahl Colliers Blick, sich auf ihren Hintern zu heften, als sie zurück zum Schalter eilte. Hätte sie doch nur ein Gesicht, das nicht ganz so ... ALT ist . Er spürte kribbelnden Schweiß auf der Stirn.
    Collier gab vor, weitere Schaustücke in der Vitrine zu begutachten: eine Wurzelholzschale aus dem frühen 18. Jahrhundert, ein Entrindungseisen aus dem Jahrhundert danach. Der nächste Gegenstand wirkte bedrohlich: ein Messer mit Messinggriff, das gut und gern fünfundvierzig Zentimeter lang sein musste. Säbelbajonett der Waffenfabrik Georgia – ca. 1860 – Aus dem Besitz von Mr. Beauregard Morris von der East Tennessee & Georgia Railroad Company . Die schiere Größe der Klinge verursachte Collier
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