Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt!
Autoren: Matthias Sachau
Vom Netzwerk:
gerade so eben noch erkennen. Ich halte wieder meine Nase in den Wind. Toller Duft, so ein Wald kurz nach dem Regen. Die Strecke ist natürlich rumpelig, und die Golfstoßdämpfer, na ja. Mit würdevoller Indianerhaltung geht im Moment gar nichts. Mein Kopf wird hin und her geworfen wie ein Flummi in einem Hamsterrad. Wenn man nicht versucht, dagegen anzuarbeiten, ist das aber gar nicht so übel. Man denkt weniger. Hoffe nur, keinem wird schlecht. Ein vollgekotztes Brautkleid wäre das Letzte, was wi… Aua!
    Mein Flummikopf ist mit voller Wucht gegen die Kopfstütze vor mir geprallt. Janinas und Markus’ Köpfen ergeht es zum Glück besser, denn die beiden sind brav angeschnallt. Ich höre, wie Sinja Gas gibt und die Reifen durchdrehen. War ja klar, nach so einem Mörderregen bleibt man auf einem Waldweg gerne mal stecken. Da haben ihre Venusströmungen wohl nicht dran gedacht.
    »Gut. Wir sind da. Steigt aus.«
    Ach ja? So kann man »Wir haben uns mitten im Wald festgefahren und kommen weder vor noch zurück« natürlich auch umschreiben. Ein Glück, dass Margitta nicht mit dem Porsche hinten auf uns draufgeknallt ist. Aber das ist im Moment auch so ziemlich das einzige Glück, das ich feststellen kann. Also dann, raus aus der Kiste … AUA!
    Schon wieder Schmerzen. Dieser dämliche Ast ragt in die Gegend und hat nichts Besseres zu tun, als mir genau auf meine schlimme Rippe zu pieken. Und ich habe mich vor Schreck natürlich gleich mal hingesetzt. Mitten in den Schlamm. Jetzt reichts mir. Ich stehe auf, reiße das Schwert aus meinem Köcher und schlage den Ast ab. Nein, ich schlage ihn nicht ab. Dieses Drecksschwert ist total stumpf. Ich dresche noch ein paarmal mit aller Kraft zu. Zwecklos. Ich schleudere das Scheißding mit einem Wutschrei so weit ich kann von mir und falle dabei gleich noch einmal hin. Na toll. Ich will nach Hause. Jetzt sofort.
    Ein paar andere sind ebenfalls aus den Rettungsarchen hervorgeklettert und äugen herum. Wenigstens war es nicht meine Idee, uns hierhin zu fahren. Mal sehen, wie Sinja das jetzt noch retten will, denke ich mir und wische meine verschlammten Hände am nächsten Baumstamm ab.
    Schlamm.
    Hippiehochzeit.
    Okay, Sinja. Du und deine blöde Venus, ihr habt wirklich nicht euren besten Tag heute. Wahrscheinlich wollte uns der fliegende Brautstrauß genau das sagen: »Schaut her, dieses Mädchen wird am Ende alles ruinieren!« Unschuldig ist sie jetzt jedenfalls nicht mehr, denke ich mir bitter. Aber egal. Janina und Markus müssen einfach sofort hier weg.
    »Hört her! Ich …«
    Keiner beachtet mich. Ist auch kein Wunder. Warum sollte man einen Indianer beachten, der abseits vom Geschehen im Schlamm rumsteht und seine Worte herauspresst, statt sie zu rufen, weil ihm seine verflixte Rippe weh tut. Mein gescheitertes Hochzeitsrettungsteam sitzt auf einem Haufen Baumstämme am Wegesrand und wartet erst einmal ab. Ich sehe, wie Nashashuk Ziegler in aller Seelenruhe zusammen mit der neugierigen Sinja im Kofferraum nachschaut, ob das Feuerwerk alles gut überstanden hat. Namida und Margitta diskutieren derweil, in welche Richtung man den Golf am besten aus dem Schlammloch herauskriegt. Die Russen stehen daneben, bereit zuzupacken, sobald ein Entschluss gefasst wird.
    Janina und Markus sind noch im Wagen. Gut so. Da bleibt ihnen wenigstens jede Berührung mit dem Schlamm erspart. Aber es ändert nichts daran, dass Markus immer noch völlig von der Rolle ist. Janina und die hinzugekommene Svea versuchen ihn mit Engelszungen zu beruhigen. Ich schaue mich weiter um. Wir stehen am Rand einer kleinen Lichtung und können durch den kreisrunden Ausschnitt im Blätterdach direkt in den Mond schauen. Hat was, muss man zugeben. Trotzdem, Schlamm bleibt Schlamm.
    Ich schlurfe zu den Baumstämmen. Jil, Henriette, Patrick und Bülent haben sich immer noch nicht bewegt.
    »Ich bin zwar nur ein Depp in einem Indianerkostüm, aber darf ich zum letzten Mal für heute einen Vorschlag machen? Schritt eins: Wir koppeln den Anhänger vom Porsche ab. Schritt zwei: Wir tragen Janina und Markus in den Porsche. Schritt drei: Einer von uns fährt die beiden so schnell wie möglich nach Salzminden in ihr kuscheliges Heim. Die anderen machen derweil den Golf wieder flott. Schritt vier: Der Porschefahrer kommt zurück und die übrigen werden auch nach Hause gebracht.«
    »Hm.«
    »Was heißt hier ›hm‹, Henriette? Das ist die einzig sinnvolle Lösung. Schon mal auf den Boden geschaut? Schlamm. Hallo?
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher