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Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt!
Autoren: Matthias Sachau
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Keiner von uns will sich das grausame Spiel wirklich ansehen, aber wir können den Blick nicht abwenden.
    Dann geht alles sehr schnell. Ich sehe, wie eine schlanke, wieselflinke Gestalt vom Schloss her auf uns zugeschossen kommt. Sie umkurvt geschickt die Autos, lässt die Polonaiseschlange links liegen und setzt mit einem gewaltigen Sprung über die Audi-Motorhaube hinweg. Sinja! Zuerst krampft sich alles in mir zusammen, aber dann sehe ich, dass sie kein Brautkleid mehr trägt, sondern ihre Klamotten von vorher. Durchatmen.
    »Rotschopf! Bleib bei uns! Schöne Mädchen wie dich könne mer nit fottlasse!«
    Denkste, Füllkrug. Aber wohin mit Sinja? Der Anhänger ist mit den Russen plus Svea, Henriette und Bülent mehr als voll … Sie rennt ganz nach vorne und reißt die Fahrertür unseres Blumengolfs auf.
    »Lass mich fahren, Namida! Ich weiß, wo wir hinmüssen!«
    Allerhand.
    »Echt jetzt! Ich habe Venus-Konvolutströmungen gespürt! So stark wie noch nie! Sie bestimmen unser Ziel!«
    Tja. Und der Zufall will es nun mal, dass mit Namida Ziegler gerade die einzige Frau im gesamten Kreis Salzminden am Steuer sitzt, die man mit dieser Argumentation restlos überzeugen kann. Ohne ein weiteres Wort räumt sie den Fahrersitz und nimmt auf dem Schoß ihres Mannes Platz. Sinja packt das Lenkrad und beschleunigt so ruckelig, wie es nur ein Teenager kann, der bisher ausschließlich auf leeren Parkplätzen gefahren ist.
    Ich sehe die Münder des Brautpaars auf- und zuklappen und merke im nächsten Moment, dass mein Mund das Gleiche tut. Wo zum Teufel fährt uns dieses Mädchen hin? Ich seufze, lasse endlich Roberts Schultern los und quetsche mich neben Janina in den äußersten Winkel der Rückbank. Und weil es nichts anderes zu tun gibt, zähle ich noch einmal durch. Ja, alles gut. Wir haben wirklich nur eine Braut dabei. Die Zahlenmystik ist also schon mal auf unserer Seite. Und die eine Braut, die wir dabeihaben, ist sogar die richtige. Nach dem, was wir heute durchlebt haben, durchaus nicht selbstverständlich. Ein guter Anfang.
    Ich kurbele mein Fenster herunter. Die Luft duftet unverschämt gut. So etwas gibt es nur nach einem Jahrhundertregen wie dem, den wir gerade hatten. Der laue Fahrtwind spielt friedlich mit den roten Fransen an meiner Indianerjacke. Und auch wenn Beule, geprellte Rippe und blaues Auge mir zu schaffen machen und ich keine Ahnung habe, wo wir hinfahren, ich halte mich daran fest: Es ist wenigstens ein guter Anfang.

Teil 3
     …

Hören, Sehen, Lachen
und alles
    Die wichtigste Frage ist immer noch: »Wo, zur Hölle, fahren wir eigentlich hin?« Aber auch wenn diese Frage wirklich bedeutend ist, ich darf nicht zulassen, dass sie meine anderen Gedanken verdrängt, die auch ein bisschen wichtig sind. Zum Beispiel, wie wir Markus dazu bekommen, sich endlich mal wieder einzukriegen. Er ist immer noch völlig von seiner ungewollten Bettnummer mit Cindy traumatisiert. Je länger wir fahren, umso lauter schluchzt er vor sich hin, von wegen er sei es gar nicht mehr wert, neben Janina zu sitzen und so weiter. Außerdem ist es schon irgendwie blöd, dass sich unser Brautpaar in der Panik ausgerechnet hier in den Hippie-Golf geflüchtet hat. Vor allem Janina sollte nach dem ganzen Unheil jetzt nicht auch noch in diesem Wagen sitzen, den ihre Eltern damals bei der Acker-und-Schlammhochzeit dabeihatten, böse Erinnerung und alles. Außerdem macht mir Sorgen, ob Füllkrugs Truppe des Todes nicht doch noch unsere Verfolgung aufnimmt. Wenn sie sich anstrengen würden, könnten sie Sveas Audi aus der ­Einfahrt wegtragen, und die Autokolonne hätte wieder freie Fahrt. Wenn wir sichergehen wollen, sollten wir so schnell wie möglich von der Hauptstraße runter.
    Rechter Hand beginnt der Walchenauer Forst. Am besten wäre, wir würden einfach in den erstbesten Waldweg einbiegen. Aber wir sind ja dazu verdammt, Sinjas Venus-Dingensströmungen zu folgen. Doch sieh an, die Strömungen denken anscheinend wie ich. Sinja bremst scharf und biegt tatsächlich in den erstbesten Waldweg ein. Venus, so viel Grips hätte ich dir gar nicht zugetraut.
    Ich rufe: »Licht aus!« Sinja reagiert sofort. Margitta im Porsche hinter uns ebenfalls. Gut. Wäre wirklich zu blöd, wenn wir nur wegen der Schweinwerfer von der Füllkrug-Meute im Wald aufgestöbert würden. So ist es natürlich ganz schön finster hier, aber weil der Himmel inzwischen wolkenklar ist und uns ein satter Dreiviertelmond von oben beleuchtet, kann man den Weg
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