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Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt!
Autoren: Matthias Sachau
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ihr doch auch helfen. Obwohl ich sie inzwischen ebenfalls ziemlich doof finde.
    »Hmmmmmpfffffhihihi!«
    Oh! … Verstehe.
    Alles ganz anders. Deshalb steht sie auch so seltsam krumm da, jetzt sehe ich es erst. Und sie hat sich von mir abgewandt, weil sie mich auf keinen Fall anschauen will, denn das macht alles nur noch viel schlimmer. Es reicht schon, dass wir uns hören.
    »Hmmmpfhihihipfffffhihihihoho!«
    »Hör auf! … Pfffffffhahahahahmmmpffffhuhu!«
    »HihihmmmpffffffmmHAHAHAHAHAHAHAHA …«
    Jil dreht sich blitzschnell zu mir um und presst ihr Gesicht fest in mein verschlammtes Indianerwams. Allerhand. Sie benutzt mich als Gelächterfänger. Aber geschickt. Ihr Ausbruch ist so nur wenige Meter weit zu hören. Aber jetzt natürlich ich. Mit Jil, die ihren Kopf tief in meinem Bauch vergraben hat und mit ihren Lachern meine Eingeweide durchschüttelt, gibt es natürlich kein Halten mehr. Ich lache los, dass es im ganzen Wald widerhallt. Die Bäume biegen sich vor mir zurück, und der Boden vibriert unter den Füßen der flüchtenden Tier­familien. So kommt es mir auf jeden Fall vor. Aber, kein Zweifel, ich bin lauter als der Russenchor, die keifende Weckenpitz und die Füllkrug-Polonaise zusammen. Ich kann es fast hören, wie die anderen alle mit den Augen rollen, während sie Janina und Markus aus dem Schlamm pflücken. Und es ist mir peinlich. Oh ja, es ist mir wirklich peinlich.
    Aber das mit der Peinlichkeit ist diesmal dann doch gar nicht so schlimm. Ich bin nämlich vor allem froh. Jil hat mich als Gelächterfänger benutzt. Das kann nur ­heißen, dass sie mich doch noch ein bisschen leiden kann. Man steckt schließlich nicht jemandem den Kopf in den Bauch, den man total doof findet, oder? Klar, Gary Cooper würde das Ruder jetzt gleich wieder richtig herumreißen. Jil packen und sie über den Haufen küssen, dass ihr Hören, Sehen, Lachen und alles vergeht. Aber wie gesagt, wir sind Salzmindener, wir machen so etwas nicht. Und selbst wenn, um jemanden im Cooper-Stil über den Haufen zu küssen, muss man mit beiden Händen zupacken und dabei gucken wie ein irrer Stier, und das klappt nicht, wenn man gerade lacht.
    Aber es ist ja auch schön, wenn Jil und ich einfach wieder Freunde sind. Und ebenfalls schön wäre, wenn ich jetzt endlich mit dem Lachen aufhören könnte. Was das für Schmerzen auslöst, wenn man mit einer geprellten Rippe lacht, das wollt ihr gar nicht wissen. Echt komisch. Wenn es so höllisch weh tut, wäre es doch wirklich ein guter Grund, nicht mehr zu lachen. Aber mit vernünftigen Argumenten braucht man dem Lachen eben nicht zu kommen. Das hat seinen eigenen Kopf.
    Ich schaue nach oben in die Äste und in den Nachthimmel darüber. Ich stelle mir vor, wie es sich anfühlen wird, wenn ich endlich aufgehört habe. Ich werde so zufrieden sein. Mit uns, mit mir, mit dem Tag, mit allem. Jil, Henriette, Patrick, Bülent, Sinja, Nashashuk, die Russen, ich, wir haben zusammen etwas gerettet, was beim besten Willen nicht mehr zu retten war. Wir können uns ganz, ganz groß fühlen. Nur vorher mit dem Lachen aufhören. Aber es wird schon. Ich brauche nur noch ein wenig Geduld. Nicht dagegen ankämpfen. Einfach warten, bis es von selbst aufhört. Immer noch die beste Methode. Weiß man doch.
    Und jetzt kommt Jil aus meinem Bauch herausgekrochen. Und sie schaut mich an. Ohne sofort wieder los­lachen zu müssen. Hat sich tatsächlich in den Griff gekriegt. Dies Teufelsmädchen von einem Löwenzahn. Respekt. Sie lächelt. Und ich wünsche mir nichts so sehr, wie dass sie mich jetzt küsst. Aber selbst wenn sie das wollte, es ginge nicht. Wie soll man einen Mann küssen, der schallend lacht? Unmöglich, selbst mit ihrem großen Mund. So einen Gewaltkuss würde nicht einmal Gary Cooper hinbekommen. Und, ganz davon abgesehen, von Gary Cooper will ich auch gar nicht geküsst werden. Und überhaupt, man kann ja auch einfach mal mit dem zufrieden sein, was man hat. Wenigstens sind wir jetzt wieder … Warum schaut sie mich so an? Und warum muss ich schon wieder an diesen Schauspieler denken? Wie hieß er noch mal? Gibts doch gar nicht, mir fällt der Name nicht mehr ein. Gerade wusste ich ihn noch. Aber das ergibt eh keinen Sinn. Der vergessene Schauspieler war auf jeden Fall ein Mann und Jil ist eine Frau. Passt überhaupt nicht zu unserer Situation. Also wirklich, wie sie jetzt schaut. Wie ein irrer Stier. Jetzt packt sie meine Schultern mit beiden Händen. Autsch, nicht so fest. Ihr Gesicht
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