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Haunted (German Edition)

Haunted (German Edition)

Titel: Haunted (German Edition)
Autoren: Bentley Little
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als sein Freund wählte, und dann klingelte es mehrmals, bevor eine leise Stimme antwortete.
    »Dad? Ich will nach Hause.« Robbie weinte nicht mehr, aber seine Stimme zitterte immer noch vor Aufregung. Es gab eine Pause. »Ich weiß.« Robbie schniefte in das Telefon. »Ja.« Langes Schweigen. James konnte das leise Chipmunk-Geplapper vom Vater seines Freundes am anderen Ende der Leitung hören. »Okay«, sagte Robbie schließlich. »Okay, das werde ich.« Er gab das Telefon zurück. »Hier. Mein Dad möchte mit Ihnen reden.«
    »Kent?« James’ Dad ging in den Türeingang und sprach leise, damit die Jungen die Unterhaltung nicht hören konnten.
    James sah seinen Freund fragend an. »Und?«
    »Mein Dad hat gesagt, dass ich bleiben muss.« Robbie klang niedergeschlagen, aber nicht mehr ängstlich. Er hatte nicht nur zu weinen aufgehört, sondern der Anflug von Panik in seiner Stimme war auch weg.
    James konnte es sich nicht verkneifen. »Warum willst du nach Hause?«
    Robbie schüttelte den Kopf, er wollte nicht antworten.
    Hast du einen Albtraum gehabt? , wollte James fragen. Vom Keller?
    Aber er sagte nichts, und Sekunden später kam sein Dad herein, ein fröhliches Lächeln im Gesicht, und sagte ihnen, dass sie jetzt beide schlafen sollten; er wartete, bis Robbie wieder in seinem Schlafsack steckte und James zugedeckt im Bett lag, bevor er das Licht ausschaltete. »Gute Nacht«, sagte er. »Bis morgen früh.«
    »Nacht, Dad«, sagte James.
    »Gute Nacht, Mr. Perry.«
    James hörte die Schritte seines Vaters den Flur hinuntergehen. Er fragte Robbie beinahe, ob er nach Hause wollte, weil er Heimweh hatte … oder weil er vor etwas Angst hatte. Aber erneut tat er es nicht. Stattdessen lag er still da und starrte nach oben in die Dunkelheit.
    Er dachte an den Keller.
    Und an den dreckigen grinsenden Mann in der Ecke.

Vier
    Claire schaute auf die Uhr. Es war erst nach zehn. Sie sollte ihre Schwester Diane und ihre Freundin Janet um zwölf zur Mittagspause treffen, aber der einzige Mandant am Morgen hatte abgesagt, und sie hatte die nächsten beiden Stunden nichts zu tun. Sie zog in Erwägung, anzurufen und das Essen auf elf zu verlegen – es wäre früher leichter, einen Platz zu bekommen –, aber Diane und Janet waren beide bei der Arbeit, und sie wusste nicht, ob sie freibekommen könnten. Sie entschied sich dafür, ihnen eine E-mail zu schreiben, und erhielt zwei kurze Antworten, die sie darüber informierten, dass sich keine von beiden früher mit ihr treffen könnte.
    Kopfschüttelnd las Claire die E-mails. Sie hatte Lesen und Schreiben vor dem Beginn des Online-Zeitalters gelernt und fühlte sich in der e.-e.-cummings-Welt des Internets immer noch fehl am Platz, in der nichts groß geschrieben wurde, Punkte als dots bekannt waren und die normalen Regeln der Grammatik und Interpunktion nicht zutrafen.
    Immerhin hatte ihre Schwester alles richtig geschrieben.
    Sie lehnte sich seufzend in ihren Stuhl zurück. Sollten sich während einer Rezession nicht mehr Leute gegenseitig verklagen? Wenn die Zeiten hart waren, sollten Leute dann nicht nach leicht verdientem Geld und großer Gewinnausschüttung Ausschau halten? So funktionierte das Anwaltsgeschäft eigentlich nicht, aber das war die allgemeine Auffassung, und sie war selbst ein wenig überrascht, dass sie dachte, wie falsch das war. Im Moment hatte sie nur ein paar Scheidungen, einen Hundebiss-Fall und einen Grenzmarkierungsstreit um die Ohren. Mit dem Mandanten, der sich um die Grenzmarkierungen stritt, traf sie sich am Nachmittag. Bei den anderen drei Fällen war der Papierkram eigentlich erledigt, also gab es für sie nichts zu tun, bis sie sich mit diesen Mandanten später in der Woche traf.
    Claire blickte aus dem Fenster, wo David Molina einen Metallständer mit Taschenbüchern heraustrug und ihn neben die Tür seines Buchlandes stellte. Sie dachte darüber nach, in der nächsten Stunde die Anrufe in ihrem Büro auf ihr Handy umzuleiten und einfach nach Hause zu gehen, aber die Frau, die von dem Hund gebissen worden war, war einfach in ihre Kanzlei gekommen, und sie konnte nicht riskieren, vielleicht jemand anderen zu verpassen, der von der Straße hereinkam. Sie brauchte das Geld.
    Aus einer Laune heraus schickte sie Liz Hamamoto eine E-mail, der einzigen Person aus ihrer alten Kanzlei in Los Angeles, mit der sie noch in Kontakt war. Sie hatte mit Liz nicht gesprochen oder ihr geschrieben, seit sie sich zum Umzug entschlossen hatten, aber das machte sie
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