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Hauchnah

Hauchnah

Titel: Hauchnah
Autoren: Virna Depaul
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gewehrt, aber ich habe ihn erschossen.“
    Trotz allem war sie in gewisser Weise froh, den Reverend nicht getötet zu haben. Andererseits wünschte sie sich, Mac hätte es auch nicht tun müssen. „Und … und seine Frau? Er hat gesagt, er habe ihr Lindsays Kind gegeben.“ Seiner unfruchtbaren, aufmüpfigen Frau, dieser Teufelin, genauer gesagt. Der Hass des Mannes war mit Händen zu greifen gewesen. Zwar war Lindsays Kind auch Morrisons Kind, doch Natalie brachte es nicht über sich, es so zu sehen. Es war Lindsays kleiner Junge, und Morrison hatte ihn ihr geraubt, genauso gut wie seine Frau.
    „Sie wurde verhaftet. Sie hat sich mit Händen und Füßen gewehrt. Ganz gleich, was sie getan hat, es besteht kein Zweifel daran, dass sie das Kind liebt. Ich glaube, sie hält sich gewissermaßen wirklich für die Mutter. Der Junge ist jetzt in Pflegeunterbringung, doch Lindsays Familie hat beantragt, ihn sehen zu dürfen.“
    „Das ist gut.“ Natalie gähnte – die Lider wurden ihr schwer. Sie war so müde, doch eines musste sie Mac unbedingt noch sagen. „Mac, du hattest recht, als du sagtest, ich wäre leichtsinnig. Das verstehe ich jetzt. Ich wollte unbedingt normal sein. Beweisen, dass ich trotz meiner Sehbehinderung noch dieselbe war.“
    „Du bist noch dieselbe. Du bist sogar noch besser.“
    Sie lächelte. „Dafür liebe ich dich, aber wir wollen lieber nicht übertreiben.“
    „Ist das wahr?“
    „Was?“
    „Liebst du mich? Kannst du mich lieben?“
    Im ersten Impuls wollte sie eine Antwort auf diese unverblümte Frage verweigern. Hatte er ihr nicht deutlich zu verstehen gegeben, dass eine Beziehung das Letzte war, was er sich wünschte? Doch sie wollte ihn nicht belügen. Ihre Gefühle waren nun mal da. Was auch immer das bedeuten mochte, sie würde sich nicht mehr davor verstecken.
    „Ich liebe dich.“
    Er schmiegte sein Gesicht an ihres. „Ich liebe dich auch, Natalie.“
    Seine Antwort überraschte sie nicht. Auch nicht sein Kuss und seine Tränen, die sie plötzlich im Gesicht spürte. „Ja, ich habe nichts anderes erwartet. Warum auch nicht? Ich bin eben ziemlich klasse.“
    Sie lachte, Mac jedoch nicht. Er küsste sie nur noch einmal. „Auf jeden Fall.“
    Minutenlang sprachen sie kein Wort. Natalie war zufrieden damit, einfach bei Mac zu sein, und schlummerte sogar schon wieder ein, als er zu reden begann.
    „Deine Augen – sie sind noch zugeschwollen, doch der Arzt ist sich nicht sicher, ob du noch etwas wahrnehmen kannst, wenn sie verheilt sind. Nicht nach dem, was der Kerl dir angetan hat.“
    Sie nickte. „Es ist egal.“
    „Wie kannst du so etwas sagen?“
    „Weil du hier bist und ich dich sehe, Mac. Ich sehe dich ganz deutlich. Das allein ist wichtig.“

33. KAPITEL
    V oll bekleidet lagen Mac und Natalie in ihrem großen Bett auf der Seite einander gegenüber. Er sah sie an, blickte in ihre schönen Augen, die noch immer von Blutergüssen umgeben waren – Zeugnisse der Schmerzen und Ängste, die Carter Morrison ihnen beiden verursacht hatte. Natalie versuchte nicht, sie zu verbergen oder sich abzuwenden. Stattdessen ließ sie Mac schauen. Gleichzeitig streichelte sie sein Gesicht, benutzte ihre Hände, um alles zu erkennen, was er war, und noch mehr.
    „Sag’s mir“, flüsterte er. Er hauchte einen Kuss zuerst auf den einen, dann auf den anderen Mundwinkel und genoss die samtige Weichheit. Sie seufzte leise. Es war ein tiefes, sehnsüchtiges Vibrieren, das aus ihrem Innersten kam und ihn drängte, ihren schlanken Hals mit kleinen Küssen zu bedecken, bevor er das Gesicht an ihrer zarten Halsbeuge barg. Er atmete ihren Duft, ließ sich von ihm einhüllen.
    Herrgott, es tat weh. Unter der Haut. In seinen Knochen. In seinem ganzen Körper pochte ein dumpfer Schmerz, der nur gelindert werden konnte, wenn er sich in ihren süßen Tiefen verlor. Sechs Wochen waren vergangen, seit er sie besessen hatte. Wochen, die ihr Körper und ihre Seele zur Genesung benötigt hatten. Doch während dieser Zeit war Mac bei ihr geblieben. Hatte sich ihrer angenommen. Sie geliebt.
    Jetzt konnte er sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen.
    Es machte ihm immer noch Angst. Warf die Frage auf, was er tun würde, wenn er sie je verlieren sollte. Doch dann streichelte Natalie mit hauchzarten Berührungen sein Haar, sein Gesicht. Sie sah ihm blicklos, aber mit absoluter Zielsicherheit in die Augen und schenkte ihm die Worte, nach denen es ihn verlangte.
    „Ich liebe dich.“
    Natalies Sinne waren
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