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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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seinem Umhang erkannte man die Abzeichen der Stadtgarde. Er leistete also den regulären Dienst eines Comyn-Erben, dachte Regis. Vielleicht ist er ein Bastard, aber vielleicht ist er nützlicher als ich.
    Lew sagte, als könne er seine Gedanken lesen: »Ich rechne damit, daß du in diesem Jahr in das Kadettenkorps der Garde eintrittst. Oder sind die Hasturs davon ausgenommen?«
    »Man hat alles für uns vorgeplant, stimmt’s, Lew? Mit zehn Jahren Feuerwache. Mit dreizehn oder vierzehn das Kadettenkorps. Dann ist die Reihe an der Offizierslaufbahn. Nimm deinen Sitz im Rat ein, heirate die richtige Frau, wenn sie eine aus einer Familie finden können, die alteingesessen und wichtig genug ist und, darauf kommt es an, die Laran hat. Zeuge jede Menge Söhne und eine Menge Töchter, damit andere Comyn-Söhne sie heiraten können. Bei allen ist das Leben vorgeplant, und alles was uns zu tun bleibt, ist, hindurchzukommen und den richtigen Weg zu beschreiten, ob wir wollen oder nicht.«
    Lew sah unsicher aus und gab keine Antwort. Gehorsam wie ein richtiger Prinz ritt Regis ein Stück voraus, um durch die Stadttore hindurch auf seinem angemessenen Platz neben Kennard und Lord Dyan zu reiten. Sein Kopf wurde naß, doch war es seine Pflicht, dachte er säuerlich, sich sehen zu lassen, sich zur Schau zu stellen. Ein wenig Feuchtigkeit machte einem Hastur doch nichts aus.
    Er zwang sich zu einem Lächeln und winkte anmutig den Menschenmengen am Straßenrand zu. Doch von weit her konnte er durch den Boden wieder jene dumpfe Vibration spüren wie von einem Wasserfall. Die Raumschiffe waren noch da, sagte er zu sich, und die Sterne auch noch. Es spielt keine Rolle, wie stark sie meinen Weg vorzeichnen. Ich werde eine Möglichkeit finden, eines Tages auszubrechen. Eines Tages.
     

 
2
     
    (Lewis-Kennard Montray-Altons Erzählung)
     
    Dieses Jahr wollte ich nicht am Rat teilnehmen. Genauer gesagt, wollte ich überhaupt niemals daran teilnehmen. Das ist noch vornehm ausgedrückt. Bei denen, die meinem Vater in den Sieben Domänen ebenbürtig sind, bin ich nicht sehr beliebt.
    In Armida habe ich meine Ruhe. Die Leute im Haus wissen, wer ich bin, und den Pferden ist es egal. Und auf dem Arilinn fragt einen niemand nach seiner Familie, dem Stammbaum oder der Legitimität. Das einzig Wichtige dort ist deine Fähigkeit, die Matrix zu manipulieren, in Energonringe zu verschlüsseln und Bildschirme zu schalten. Wenn man gut ist, kümmert sich niemand darum, ob man nun zwischen seidenen Laken in einem großen Haus aufgewachsen ist oder in einem Straßengraben, und wenn man unfähig ist, kommt man gar nicht dorthin.
    Man könnte fragen, wenn ich das Anwesen in Armida gut verwaltet habe und bei den Matrix-Relais im Arilinn mehr als gut war, warum Vater sich in den Kopf gesetzt hatte, mich in den Rat zu zwingen. Man könnte dies fragen, aber man müßte jemand anders fragen, denn ich habe keine Ahnung.
    Was auch immer seine Gründe waren, es war ihm gelungen, mich als seinen Erben in den Rat zu zwingen. Sie wollten es nicht, aber sie mußten mir die legitimen Privilegien eines Comyn-Erben samt den damit verbundenen Pflichten verleihen. Was bedeutete, daß ich als Vierzehnjähriger zu den Kadetten ging und nach meiner Zeit als Jungoffizier Kapitän der Stadtgarde wurde. Es war ein Privileg, ohne das ich ebensogut ausgekommen wäre. Man konnte die Ratsherren vielleicht zwingen, mich zu akzeptieren. Doch ihre jüngeren Söhne, die vom niederen Adel und so weiter, die bei den Kadetten dienten, dazu bringen – das war eine andere Sache!
    Ein Bastard zu sein ist natürlich kein großer Makel. Viele der Comyn-Lords haben davon ein halbes Dutzend. Wenn einer von ihnen zufällig Laran hat – worauf jede Frau hofft, die ein Kind eines Comyn-Lords trägt –, dann ist nichts leichter, als das Kind anzuerkennen und ihm irgendwo in den Domänen Rechte und Privilegien zu beschaffen. Doch einen von ihnen zum Erben einer Domäne zu machen, das hatte es noch nie gegeben, und jeder illegitime Sohn aus irgendwelchen Nebenlinien ließ mich fühlen, wie wenig ich diese Auszeichnung verdiente.
    Ich konnte nicht umhin zu erkennen, warum sie so fühlten. Ich hatte das, was sie alle wollten, und jeder fühlte sich dazu ebenso berechtigt. Es muß angenehm sein, nie zu erfahren, warum man nicht gemocht wird. Vielleicht kann man dann glauben, daß man es nicht verdient.
    Doch ich sorgte dafür, daß sich niemand über mich beklagen konnte. Ich habe von allem ein
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