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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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daß er war, was er war: ein Comyn und Hastur. Wahrscheinlich dachten sie, er könne Gedanken lesen. Die meisten Comyns konnten es.
    »Lord Regis«, sagte eine seiner Wachen, »da kommt eine Reitertruppe mit Fahnen von der nördlichen Straße herab. Es muß die Abordnung aus Armida mit Lord Alton sein. Sollen wir auf sie warten und zusammen weiterreiten?«
    Regis hatte kein besonderes Verlangen nach einer weiteren Truppe von Comyn-Lords, doch es wäre ein undenkbarer Bruch der Etikette gewesen, wenn er dies laut gesagt hätte. Wenn der Rat tagte, trafen sich alle Domänenherren in Thendara. Generationen alten Brauchtums forderten von Regis, sie wie Verwandte und Brüder zu behandeln. Und die Altons waren seine Stammesbrüder!
    Sie ritten langsamer und warteten auf die anderen Reiter.
    Noch immer befanden sie sich ziemlich hoch am Berghang und konnten über Thendara hinweg auf den Raumhafen sehen. Ein lautes, fernes Getöse wie von einem Wasserfall ließ den Boden erdröhnen und erzittern, auch dort, wo sie standen. Weit hinten auf dem Raumhafen begann sich ein kleiner, spielzeughafter Gegenstand zu bewegen, erst langsam, dann schneller und schneller. Das Geräusch stieg an zu einem fernen Kreischen. Der Gegenstand verschwamm zu einem Streifen, verkleinerte sich zu einem Punkt und war verschwunden.
    Regis atmete auf. Ein Raumschiff des Imperiums auf dem Weg zu fernen Welten, fremden Sonnen … Regis merkte, daß er die Fäuste so fest um die Zügel gekrampft hatte, daß sein Pferd den Kopf herumwarf und protestierte. Er gab nach und klopfte dem Tier abwesend den Hals. Seine Augen fixierten immer noch den Fleck am Himmel, wo das Raumschiff verschwunden war.
    Auf dem Weg nach draußen, frei für die unermeßlichen Größen des Raumes, flog das Schiff auf Welten zu, deren Wunder er, der hier unten angekettet war, nur erahnen konnte. Er spürte einen Kloß in der Kehle und wünschte sich, er wäre so jung, daß er weinen könnte, doch der Erbe der Hastur konnte nicht in aller Öffentlichkeit eine so unmännliche Reaktion zeigen. Er fragte sich, warum dieser Anblick ihn so aufregte, und wußte auch die Antwort: Das Schiff war auf dem Weg zu Orten, an die er nie gelangen würde.
    Die Reiter vom Paß kamen nun näher. Regis erkannte einige von ihnen. Neben dem Bannerträger ritt Kennard, Lord Alton, ein gebeugter, untersetzter Mann mit rotem Haar, das allmählich ergraute. Neben Danvan Hastur, dem Regenten der Comyn, war Kennard wahrscheinlich der mächtigste Mann in den Domänen. Regis kannte Kennard schon seit seiner Geburt. Als Kind hatte er ihn Onkel genannt. Hinter ihm sah er, nach einer Gruppe von Stammesangehörigen, Dienern, Leibwächtern und armen Verwandten, das Banner der Domäne Ardais, also mußte auch Lord Dyan bei ihnen sein.
    Einer von Regis Leibwächtern sagte leise: »Ich sehe, der alte Bussard hat seine beiden Bastarde dabei. Wie kann er das wagen?«
    »Der alte Kennard kann alles, und Hastur wird es dulden«, gab der andere so leise zurück, als unterhalte man sich auf einem Gefängnishof. »Übrigens ist der junge Lew kein Bastard. Kennard hat ihn legitimiert, damit er im Arilinn-Turm arbeiten kann. Der jüngere …« Der Wächter merkte, wie Regis in seine Richtung blickte und nahm sich zusammen. Seine Miene wurde glatt, als habe man mit einem Schwamm darüber gewischt.
    Verdammt, dachte Regis irritiert, ich kann eure Gedanken nicht lesen, Mann, ich habe einfach normal gute Ohren. Jedenfalls hatte er eine ungehörige Bemerkung über einen Lord der Comyn gehört, und dem Wächter war dies peinlich. Es gab ein altes Sprichwort: Aus ihrem Loch heraus kann sich die Maus die Katze ruhig ansehen, doch klugerweise quietscht sie nicht dabei.
    Regis kannte natürlich die alte Geschichte. Kennard hatte eine schockierende, ja eine schamlose Tat begangen: Er hatte eine halbterranische Frau in offizieller Ehe zu sich genommen, die außerdem noch mit der Renegatendomäne der Aldarans verwandt war. Der Rat der Comyn hatte die Ehe niemals anerkannt, und auch nicht die daraus hervorgegangenen Söhne. Nicht einmal um Kennards willen.
    Kennard ritt auf Regis zu. »Seid gegrüßt, Lord Regis. Reitet Ihr zum Rat?« Er benutzte die förmliche Anrede, obwohl es ihm als dem älteren Verwandten auch erlaubt war, Regis zu duzen.
    Regis geriet beinahe außer sich über die Überflüssigkeit dieser Frage. Wohin sonst sollte er wohl auf dieser Straße zu dieser Jahreszeit reiten? Dann merkte er, daß man ihn mit dieser formellen
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