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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Lichtenberg
    gewidmet
     
    Sie überzeugte mich davon, daß dieses
    Buch geschrieben werden könnte
    und müßte und saß mir im Nacken,
    bis (und während) ich es schrieb .
     
     
     

 
1
     
    Als die Reiter über den Paß kamen, der hinab nach Thendara führte, konnten sie über die alte Stadt hinweg bis zum terranischen Raumhafen blicken. Wie ein fremdartiges Gewächs erstreckte sich die riesige Fläche dort häßlich und für ihre Augen ungewohnt aus. Den Raumhafen umringten wie Schorf die eng aneinander gedrängten Gebäude des Handelsstützpunktes, der sich zwischen dem alten Thendara und dem neuen terranischen Hauptquartier entwickelt hatte.
    Regis Hastur ritt langsam inmitten seiner Eskorte. Er fand den Komplex nicht so häßlich, wie man ihn ihm in Nevarsin geschildert hatte. Er besaß eine eigene Schönheit, eine strenge Schönheit mit Stahltürmen und blendend weißen Gebäuden, ein jedes einem fremdartigen, unbekannten Zweck zugedacht. Er war kein Krebsgeschwür auf der Oberfläche Darkovers, sondern wie eine eigenartige, aber nicht unschöne Verzierung.
    Daß der Zentralturm des neuen Hauptquartiers direkt gegenüber von Schloß Comyn auf der anderen Seite des Tales stand, rief einen unglückseligen Eindruck hervor. Regis schien es, als hätten sich der Wolkenkratzer und das alte Steinschloß voneinander abgesondert und stünden sich wie zwei kampfbereite Riesen gegenüber.
    Doch er wußte, daß dieser Eindruck lächerlich war. Sein ganzes Leben lang hatte zwischen dem terranischen Imperium und den Domänen Friede geherrscht. Dafür sorgten schon die Hasturs.
    Dieser Gedanke besaß jedoch wenig Tröstliches. Regis hielt sich nicht für einen typischen Hastur, doch er war der Letzte seines Geschlechts. Man würde ihn so akzeptieren, wie er war, wenn er auch, wie jeder wußte, einen schlechten Ersatz für seinen Vater bildete. Nicht eine Minute lang ließ man ihn das vergessen.
    Regis Vater war vor fünfzehn Jahren gestorben, einen Monat vor der Geburt seines Sohnes. Rafael Hastur hatte bereits im Alter von fünfunddreißig Jahren Eigenschaften eines starken Staatsmannes und bedeutenden Führers aufgewiesen. Sein Volk liebte ihn zutiefst, und selbst die Terraner respektierten ihn. Und es hatte ihn in den Kilghard-Bergen in Stücke zerrissen. Er wurde von geschmuggelten Waffen aus dem terranischen Imperium getötet. Der Welt in den besten und hoffnungsvollsten Jahren entrissen, hatte er lediglich eine elfjährige Tochter und eine zerbrechliche, schwangere Frau hinterlassen. Alanna Elhalyn-Hastur war bei der Nachricht seines Todes fast gestorben. Doch dann hatte sie sich fast panisch an das Leben geklammert, weil sie wußte, daß sie den letzten Hastur in sich trug, den langersehnten Sohn von Rafael. Zerfressen von Kummer, hatte sie gerade lange genug gelebt, um Regis das Licht der Welt erblicken zu lassen, und dann fast erleichtert den Geist aufgegeben.
    Nach dem Verlust des Vaters, nach allem, was seine Mutter durchgemacht hatte, dachte Regis, war er nicht der Sohn, den sich seine Eltern gewünscht hatten. Er war kräftig gebaut, sah auch gut aus, war jedoch für einen Sohn der telepathischen Kaste der Domänen, den Comyns, seltsam behindert: ein Nicht-Telepath. Wenn er diese Kraft ererbt hätte, hätte sie sich im Alter von fünfzehn Jahren zeigen müssen.
    Hinter ihm hörte er seine Leibwächter leise miteinander reden.
    »Das Hauptquartier ist also inzwischen fertiggestellt. Ein verfluchter Platz, den sie sich da ausgesucht haben. Nur einen Steinwurf von Schloß Comyn entfernt.«
    »Erst haben sie angefangen, es in Caer Donn, in den Hellers, zu bauen. Der alte Istvan Hastur hat sie dann zu Zeiten meines Großvaters überredet, den Raumhafen nach Thendara zu verlegen. Er wird schon seine Gründe dafür gehabt haben.«
    »Hätten ihn dort lassen sollen. Weit weg von anständigen Leuten!«
    »Oh, die Terraner sind nicht so schlecht. Mein Bruder hat einen Laden in der Handelsstadt. Würdest du denn die Terraner da oben in den Bergen haben wollen, wo sich die Bergräuber und die verdammten Aldarans hinter unserem Rücken mit ihnen verbinden?«
    »Verdammte Wilde«, sagte der zweite Mann. »Sie halten nicht einmal das Abkommen ein. Man kann sie überall in den Hellers mit den schmutzigen Waffen dieser Feiglinge herumlaufen sehen.«
    »Was erwartest du denn von den Aldarans?« Sie senkten die Stimme, und Regis seufzte. Er war es gewohnt. Jeder fühlte sich in seiner Gegenwart unter Druck, einfach dadurch,
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