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Hastings House

Hastings House

Titel: Hastings House
Autoren: Heather Graham
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heute Abend wirklich frisch, aber ich glaube kaum, dass Sie Ihre alten Knochen fühlen”, erwiderte Leslie amüsiert, stellte ihre Tasse weg und stand auf. Mit wenigen Schritten war sie am Kamin angelangt, wo sie ihre Hände wärmte. Als sie sich umdrehte, um dem Reverend noch etwas zu sagen, war er bereits verschwunden.
    Sie kuschelte sich wieder in ihren Sessel und hörte kurz darauf, dass auch die anderen zurückkamen. Es war bereits spät, und Leslie vermutete, dass sie sich sofort auf ihre Zimmer begeben würden. Doch dann nahm sie jemanden hinter sich wahr. Diesmal hörte sie ein leises Atmen.
    Als sie über die Schulter schaute, sah sie Brad im Türrahmen stehen.
    “Hey”, rief sie.
    “Hey”, wiederholte er und betrachtete sie weiter.
    “Was ist?”, wollte sie wissen.
    “Laymon hat es dir wirklich noch nicht gesagt?”, fragte er und machte eine überraschte Miene. “Ich dachte, er würde dich sofort anrufen.”
    “Weshalb?”
    “In Lower Manhattan wird noch ein Grundstück untersucht”, begann er.
    Ein Schauer lief ihr über den Rücken, so als hätte sie jemand mit einem eisigen Schwert berührt. Sie wandte sich ab und sah ins Feuer. Als sie sprach, versuchte sie ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. “Ich bin mir sicher, dass in Lower Manhattan ständig irgendwer irgendwo gräbt.”
    “Das hier ist ein sehr großes Projekt.” Eine Zeit lang schwieg er, bis er schließlich hinzufügte: “In der Nähe des Hastings House.”
    “Großartig”, murmelte sie und starrte weiter in die Flammen.
    Er kam zu ihr und hockte sich neben den Sessel. “Du weißt, es wurde nur das eine Zimmer schwer beschädigt. Inzwischen haben sie alles renoviert, und das Haus ist wieder geöffnet.”
    Ihre Fingernägel bohrten sich in die Armlehnen. “Freut mich, das zu hören.”
    “Was da geschehen ist, war ein tragischer Unfall, Leslie.”
    Sie warf ihm einen kühlen Blick zu. “Ja, das weiß ich, Brad.”
    “Ich habe nur das Gefühl, dass dir immer noch nicht klar ist, was das bedeutet. Halt mich bitte nicht für herzlos, Leslie, aber
Matt
ist gestorben – nicht
du.”
    Sekundenlang konnte sie ihn nur sprachlos ansehen.
    “Ich wäre da beinahe auch gestorben”, flüsterte sie.
    “Aber du
bist
nicht gestorben.”
    “Ich weiß, und ich bin auch dankbar dafür, dass ich lebe. Ich weiß das jeden Tag zu schätzen.”
    “Es wird Zeit, ins Leben zurückzukehren.”
    “Ins Leben zurückzukehren?”
, wiederholte sie.
    “Du musst die Vergangenheit akzeptieren, in die Gegenwart zurückkehren und dann in die Zukunft schauen. Nein, du wirst Matt niemals vergessen, aber du musst seinen Tod akzeptieren. Seit dem Unfall bist du … na ja, irgendwie seltsam. Vielleicht hilft es dir weiter, wenn du dich deinen Erinnerungen stellst.”
    Wieder konnte sie ihn nur anschauen.
    Oh Brad. Du verstehst es einfach nicht – und ich werde es dir auch niemals erklären, darauf gebe ich dir mein Wort.
    “Wir haben hier noch einiges zu tun”, wandte sie schließlich ein.
    Er winkte ab. “Wir sind die Profis, und es gibt genügend Leute, die sich um das Grobe kümmern können. Dir und deinen erstaunlichen Instinkten ist es zu verdanken, dass jetzt nur noch Fleißarbeit zu erledigen ist. Wir können weiterziehen.”
    Sie schüttelte den Kopf.
    “Hör zu, diese neue Ausgrabungsstätte ist wirklich wichtig. Ich weiß, Laymon will mit dir darüber reden. Er wird zurückfahren, um die Leitung des Teams zu übernehmen, ob du mitkommst oder nicht. Ob
wir
mitkommen oder nicht”, fügte Brad hastig hinzu.
    Ihre Fingernägel bohrten sich noch tiefer in den Stoff der Armlehnen, während sie weiter die Flammen anstarrte. “Ich habe hier einige Versprechen abgegeben”, sagte sie.
    Er stutzte. “Versprechen? Wem hast du denn etwas zugesagt?”
    “Mir selbst. Ich will dafür sorgen, dass verschiedene Tote geehrt und dass ihre Knochen würdevoll beigesetzt werden.”
    “Das können wir Laymon sagen. Er wird schon dafür sorgen, dass deine Wünsche erfüllt werden”, entgegnete Brad. “Es ist ja nicht so, als würden wir das Land verlassen. Bei dem Ruf, den du dir erarbeitet hast, genügt ein Wort von dir, und Himmel und Erde werden in Bewegung gesetzt.”
    “Ja, okay”, murmelte sie.
    “Laymon bekam den Anruf, als wir auf dem Weg ins Lokal waren. Anschließend hat er dann über nichts anderes mehr geredet”, berichtete Brad. “New York City, Leslie! Du weißt, du liebst es dort.”
    “Ich kann nicht dorthin zurück.”
    “Du musst
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