Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hass

Hass

Titel: Hass
Autoren: C Coulter
Vom Netzwerk:
Luftstoß schoss tief in ihren Hals und füllte dann ihre Lunge. Es fühlte sich seltsam an, aber es war ihr egal. Sie dämmerte hinweg.
    Eine raue Männerstimme rief ihr ins Gesicht: »Nicht aufgeben! Hören Sie mich? Kommen Sie ja zurück. Na los! Ich hatte schon genug Ärger damit, Sie aus der verdammten Bucht zu ziehen, so ganz ohne Leiter. Wir hatten Glück, dass wir nicht beide ertrunken sind. Also, wagen Sie es ja nicht, jetzt aufzugeben!«
    Sie fühlte einen Klaps auf der Wange, zwei, hart und brennend, dann noch mehr Druck auf ihrer Brust, der sie weiter zu sich kommen ließ. Der Druck erfüllte sie, und sie spürte jeden ruppigen Stoß bis ins Rückgrat.
    »Kommen Sie schon zurück! Zum Teufel, atmen Sie!«
    Sein Mund befand sich wieder auf ihrem, und sein Atem war heiß. Willkommene Wärme, die tief in sie eindrang. Sie fror so sehr, doch dieser heiße Atem glich dem Pumpen eines Blasebalgs. Plötzlich wollte sie diese Hitze unbedingt. Sie sog sie gierig ein.
    Die Stimme des Mannes, dessen Atem warm über ihre Wange strich, ertönte wiederholt: »So ist’s gut, ja, kommen Sie, Sie können das. Nicht aufgeben!«
    »Mehr«, flüsterte sie und war sich nicht sicher, ob sie es auch laut gesagt hatte. Er drehte sie auf den Bauch und schlug ihr mit den Fäusten auf den Rücken. Als das Wasser aus ihrem Mund sprudelte, drehte er sie schnell auf die Seite. Sie keuchte und schnappte nach Luft. Ihr war so kalt, dass sie schreien wollte, doch er schlug ihr wieder auf den Rücken, und mehr Wasser bahnte sich den Weg nach draußen. Dann tröpfelte ihr endlich der letzte Rest am Kinn hinunter.
    Sie schnaufte und zitterte. Mit heiserer Stimme sagte sie: »Die Seelöwen rufen nicht mehr.«
    Die harten Schläge auf ihren Rücken hörten auf. Der Mann sagte: »Ja, die haben für heute Feierabend. Halten Sie jetzt durch.« Er rieb ihr rhythmisch den Rücken, und sie hustete wieder, heiser und laut, und weiteres Wasser tropfte aus ihrem Mund. Wo kam nur all das Wasser her?
    Als er ihr keinen Tropfen mehr entlocken konnte, zog er sie zum Sitzen hoch und drückte ihr den Kopf zwischen die Knie. Sie atmete schwer und konnte nicht aufhören zu zittern.
    »Gut so, schön tief atmen.« Er zog ihr die Lederjacke aus und legte ihr sein schweres Sakko um.
    Sie bekam Schluckauf. »Meine Jacke, meine schöne Jacke. Ich habe sie seit dem zweiten Jahr am Boston College.«
    »Die ist schon so schäbig, sie wird’s überleben. Was macht schon ein wenig Wasser? Also, ich kam vorhin aus dem Crab House und sah, wie ein Typ Ihnen eins aufs Kinn verpasste – und ich habe das Messer gesehen. Als ich ihn anschrie, wurde ihm wohl klar, dass die Zeit abgelaufen war, und er warf Sie übers Geländer. Er wusste, ich konnte ihn nicht verfolgen, weil ich mich erst um Sie kümmern und Sie aus dem Wasser ziehen musste. Ich konnte nicht mal auf ihn schießen, weil ich keine Zeit dafür hatte.«
    »Auf ihn schießen? Was in aller Welt meinen Sie damit?«
    Die Stimme eines anderen Mannes drang aus der Dunkelheit zu ihr. »He, Cheney, kann man dich nicht mal eine Minute alleine lassen? Wo ist June? Ich dachte, sie wäre nur auf eine Zigarette rausgegangen. Und du wolltest sie holen. Was ist hier eigentlich los? Wer ist das denn?«
    Der Mann kam herübergerannt, kniete sich neben sie und starrte sie mit entsetzter Miene an. »Was ist denn passiert? Hat sie versucht, sich umzubringen?«
    Er hatte ihren Retter gefragt, aber sie war doch am Leben, vielen Dank auch, also antwortete sie: »Nein, mich hat einer geschlagen, aber er hatte keine Zeit mehr, mich zu erledigen, also hat er mich übers Geländer geworfen. Es ging alles so schnell, dass ich gar nicht reagieren konnte. Er – Cheney – hat ihn aufgehalten. Er hat mich gerettet.« Sie lächelte schief. »Das ist ein ungewöhnlicher Name, aber ich bin an ungewöhnliche Namen gewöhnt. Meiner ist dagegen eigentlich eher langweilig.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Julia.«
    Cheney lächelte und rieb ihr weiter den Rücken. »Das ist überhaupt nicht langweilig.«
    Der andere Mann starrte sie an, als sei sie verrückt, doch es war ihr egal. Sie war auf eine angenehme Weise müde und sank auf Cheneys Hände zurück. »Mein Kiefer fühlt sich an, als wäre mein Gesicht explodiert.«
    »Ja, das glaube ich«, sagte Cheney. »Nein, nein, lassen Sie sich jetzt nicht hängen. Setzen Sie sich gerade hin, das können Sie.« Cheney half ihr, sich wieder aufzusetzen, und schlug ihr noch ein paarmal auf den Rücken. Gott sei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher