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Hass

Hass

Titel: Hass
Autoren: C Coulter
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Dank war nichts mehr da, das noch hochkommen könnte. »Das war’s. Da ist kein Wasser mehr drin. Jetzt sammeln Sie sich, Julia. Das wird schon wieder.« Er fasste sie an der Schulter und schüttelte sie. »Zeit, sich zusammenzureißen. Kommen Sie schon!«
    Sie öffnete die Augen und rief: »Hören Sie auf, verdammt noch mal! Sie brechen mir noch den Hals.«
    Er hörte mit dem Schütteln auf. »Na gut, aber versuchen Sie, nicht wieder wegzutreten, oder ich muss Sie noch mal schlagen.«
    Sie hörte eine Frauenstimme. »Cheney? Manny? Was ist hier los? Ich war mit meiner Zigarette fertig, aber keiner von euch war am Tisch, als ich zurückkam. Linda meinte, Manny wäre dich suchen gegangen, Cheney. Kommt wieder rein, sie haben gerade unser Essen gebracht. He, was soll das denn hier?«
    Cheney stand langsam auf und zog Julia mit sich hoch, wobei er sie an der Seite stützte, damit sie nicht umfiel. Nein, so ging es nicht. Er hob sie in seine Arme. »Tut mir leid, June. Ich schätze, ich bin wieder im Dienst. Geh doch mit Manny wieder rein und genießt euren Cioppino. Er soll die Spezialität im Crab House sein, der beste in ganz San Francisco. Das hier ist Arbeit, also muss ich mich darum kümmern. Bis später.«
    »Ich bin keine Arbeit. Ich bin Julia.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Wie spät ist es?«
    »Fast acht.«
    »Oje, ich glaube nicht, dass ich es zum Abendessen mit Wallace schaffe.«
    June sagte: »Was meint sie mit ›sie ist Julia‹? Du bist klatschnass, Cheney, wer ist diese Frau, was …?«
    Manny sagte: »Willst du, dass ich den Notruf wähle?«
    »Lasst mal, geht ihr wieder rein und amüsiert euch. Ich mache das schon. Tut mir leid, June. Ich ruf dich morgen an.« Cheney hoffte, dass die nun stille Frau in seinen Armen ihm nicht erfrieren würde, besonders nicht nach der ganzen schweren Arbeit, nicht nachdem er sie in sein wollenes Sakko eingepackt hatte.
    Manny sagte: »Dafür werden also unsere Steuergelder benutzt. Komm, June. Cheney, danke für die Aufregung. Ruf mich morgen an und erzähl mir, wie sich das entwickelt.«
    Cheney nickte Manny zu, während er sein Handy herausholte und den Notruf wählte. »Ich brauche einen Krankenwagen am Pier 39 …«
    Plötzlich ergaben seine Worte für sie einen Sinn. Mit allerletzter Kraft griff sie nach seinem nassen Kragen. »Bitte, bitte kein Krankenhaus, keine Sanitäter, keine Ärzte, um Gottes willen, Cheney …«
    »Aber, Julia, Sie …«
    »Ich sterbe, wenn Sie mich ins Krankenhaus bringen.«
    Die absolute Bestimmtheit in ihrer Stimme ließ ihn innehalten. Er schaltete das Handy aus. »Also gut, kein Krankenhaus. Was dann? Wo wohnen Sie?«
    Er sah, dass sie Angst davor hatte, es ihm zu sagen.
    Ein paar Touristen standen einige Meter entfernt, beobachteten und tuschelten über sie. »Na toll. Ich rette Ihnen den Arsch, und Sie haben Angst, mir zu sagen, wo Sie wohnen. Sagen Sie mir wenigstens Ihren vollen Namen, Julia?«
    Sie wollte den Kopf schütteln, aber das war einfach zu viel. Sie flüsterte: »Julia … Jones.«
    »Ah ja, hört sich echt glaubhaft an. Geben Sie mir Ihre Adresse, oder ich fahre Sie sofort rüber ins San Francisco General.«
    Sie nannte ihre Adresse. Unerträgliche Angst machte sich in ihr breit. Ihr lädierter Kiefer pulsierte, und ein stechender Schmerz flammte plötzlich in jedem Teil ihres Körpers auf. Aber sie hatte noch seine Jacke … »Hoffentlich ruiniere ich nicht Ihr schönes Sakko. Das ist sehr feine Wolle.«
    »Genau wie Ihre Lederjacke hat es schon viel durchgemacht.«
    Cheney schleppte sie den langen Weg zum Eingang des Pier 39, mit ihrer nassen Lederjacke über seinem Sakko. Er schüttelte sie ab und zu und sagte: »Schlafen Sie ja nicht ein. Ich meine es ernst.«
    Er glaubte so etwas zu hören wie, sie sei doch nicht blöd, aber war sich nicht ganz sicher.

KAPITEL 3
    Die meisten Geschäfte am Pier waren jetzt geschlossen und dunkel, und nur noch wenige Touristen waren unterwegs. Eine Frau mit zwei Kindern im Schlepptau fragte, ob er Hilfe brauche.
    »Nein, ich habe alles im Griff. Dankeschön.«
    »Das ist aber nett von ihr«, sagte Julia und nickte der Frau zu, die ihnen hinterherstarrte. Cheney grunzte. Er war nass und fror, seine Füße quietschten in den auf Hochglanz polierten Lederstiefeln. Ihr Kopf lehnte auf seiner Schulter.
    »Wachen Sie auf, zum Teufel!«
    »Ist ja gut.« Aber die Worte kamen undeutlich. »Warum ist denn Ihr Sakko nicht nass?«
    »Ich war schlau genug, es auszuziehen, und meine Waffe, meine
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