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Hass

Hass

Titel: Hass
Autoren: C Coulter
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noch nicht viel von mir, oder?«
    »Nein, aber wenn sie alles herausfinden, dann werden sie dir Beifall klatschen, weil du so eine Heldin bist.«
    Ein Touristenpaar in Jeans und T-Shirts versuchte, sich dem Wind entgegenzustellen, und beide zitterten wie Espenlaub. Julia überlegte kurz, ihnen zu versichern, dass die Sonne schon bald hervorkommen würde, doch stattdessen warf sie den Kopf in den Nacken und sang aus voller Kehle »Tomorrow« aus dem Musical Annie. Einige andere zitternde Touristen, die ein paar Meter entfernt standen, drehten sich um und hörten ihr zu. Als sie fertig war, applaudierten sie. Julia verbeugte sich knapp und winkte.
    »Der Bezirksstaatsanwalt hat mich heute angerufen. Stell dir das mal vor, Cheney: Er hat sich doch tatsächlich entschuldigt. Er hat eine Wagenladung Beweise gegen Thomas Pallack und dazu noch Charlotte, die sehr bereitwillig gegen ihn aussagt.« Egal, wie oft sich der Staatsanwalt auch bei Julia entschuldigte, Cheney würde ihm trotzdem gerne eine verpassen.
    »Ich bin bei den Paparazzi wieder sehr beliebt, zumindest für den Moment. Sie haben mich beim Haus fotografiert, als ich mit einem Mann von der Versicherung sprach.«
    »Solange sie dich nicht bis zu meiner Wohnung verfolgen, sind wir sicher.«
    Sie seufzte und kuschelte sich an ihn. Der Wind wurde schwächer, und der Nebel verdichtete sich – die Brücke war schon fast in den dicken Schwaden verschwunden. Leider war damit die Chance auf Sonnenstrahlen gleich null. Beide fröstelten bei dem Anblick zweier einsamer Segelboote im raumen Wind, die ziemliche Schlagseite hatten.
    »Es gibt keinen schöneren Ort auf der Welt«, sagte sie, »selbst, wenn man hier den halben Sommer friert.«
    Er lächelte und platzte beinahe vor Glück. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er an einem Donnerstagabend ein Date im Crab House am Pier 39. Er hatte seinen Cioppino nie bekommen, dafür aber Julia.
    Er staunte über die Wege des Schicksals, akzeptierte sie aber gern. Was die Hokuspokus-Zauberer anging, würde es wahrscheinlich immer schwer für ihn bleiben, nicht die Augen zu verdrehen. Er stellte sich Bevlin Wagner in seinem Handtuch vor und grinste, dann sagte er: »Komm, wir gehen uns einen Kaffee brauen und reden über unser zukünftiges Haus.«
Maestro, Virginia
    Christies Grab auszuheben war einfach. Bobby Ray Parker und Lynn Thomas hatten dazu kein besonderes Werkzeug einsetzen müssen. In den frühen Morgenstunden hatten sie im milden Nieselregen, der schon am Vorabend eingesetzt hatte, tiefer und tiefer gegraben. Der Boden war immer noch nass und nachgiebig. Sie hatten von Christie Noble und ihrer Liebenswürdigkeit gesprochen und davon, wie sie sich bei den Spielen ihrer Jungs die Lunge aus dem Leib gebrüllt hatte. Sie bemerkten, dass das Leben manchmal einfach zu schmerzlich war, und das war irgendwie nicht gerecht. Aber zumindest war sie ja nun wieder zu Hause.
    Vier Stunden später starrte Dix auf den großen feuchten Hügel schwarzer Erde und die drei Rosen, die sie vorsichtig darauf gelegt hatten, und spürte einen unbändigen Schmerz im Herzen.
    Er hielt seine Jungs an den Händen, die bei Reverend Lindsays kurzer Grabrede fest zudrückten. Die ruhige, tiefe Stimme des Reverends erreichte auch den letzten der mindestens fünfhundert Trauergäste, die alle direkt vom Gedenkgottesdienst in der First Presbyterian Church in Maestro zum Penhallow-Friedhof gekommen waren, um Christie Holcombe Nobles Beisetzung neben ihrer Mutter beizuwohnen.
    Dix blickte zum Lone Tree Hill und der frei stehenden Eiche, der uralten Wächterin über die sanften Hügel und die endlosen Gräberreihen. Die Blätter wurden langsam grün. Plötzlich brach die Sonne durch die Wolkendecke und schien durch den sanften Regen. Tropfen funkelten auf den Eichenblättern. Er drückte die Hände seiner Söhne, die auf ein Nicken hin seinem Blick zu dem alten Baum und der Sonne folgten. Rob seufzte, und beide Jungs drängten sich an ihn.
    Savich und Sherlock standen hinter ihnen. Savich war wie ein Fels in der Brandung, und Sherlock hatte ihre Hand während der ganzen Zeremonie am Grab auf seiner Schulter gelassen. Sein Ärger auf Savich war verflogen, aber er erinnerte sich, wie gern er ihm eins auf die Nase gegeben hätte, als Savich ihn nicht Christies Überreste sehen lassen wollte. Warum?, hatte er gefragt. Du hast ein Bild von ihr, das du für den Rest deines Lebens im Kopf und im Herzen behalten solltest, Dix. Lass sie in Frieden ruhen. Es ist
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