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Hart

Hart

Titel: Hart
Autoren: Gwen Masters
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Dunkeln und dachte nach.
    Ich hoffte, dass Michael glücklich war. Ich hoffte, dass er die andere Frau nicht schlecht behandeln würde und dass er eine Frau gefunden hatte, die dazu bestimmt war, ihn durchs Leben zu begleiten und ihm die richtigen Gefühle zu bereiten. Ich fühlte mich in dieser Hinsicht nicht mehr als Versagerin. Schließlich hatte ich mein Bestes gegeben. Ich hoffte, dass die neue Frau es besser machen würde.
    Ich ließ den Motor an. In dem Wissen, dass ich mich jetzt zum letzten Mal fragte, wie es hätte sein können, sah ich zum Fenster von Michaels Schlafzimmer hoch.
    Als ich die Scheinwerfer einschaltete, schienen sie auf die Hausfront. Seite an Seite standen dort zwei leere Schaukelstühle auf der Veranda.
    «Pass gut auf ihn auf», sagte ich zu einer Frau, die ich niemals kennenlernen würde.
    Ich legte den Gang ein und fuhr nach Hause.
     
    Die Sonne war schon aufgegangen, als ich in die Zufahrt einbog. Das Erste, was ich hörte, war ein Hämmern, das zwischen den Bäumen hindurchschallte. In der Luft lag ein schwacher Geruch von Sägemehl. Die Eichhörnchen nahmen Reißaus vor meinem Wagen. Blätter und Kies knirschten unter meinen Reifen. Ich hielt an und schaute durch die Windschutzscheibe Tom an. Den Hammer in der Hand und mit Nägeln zwischen den Zähnen, stand er auf einer langen, mit Brettern ausgelegten Fläche. Er tat so, als hätte er mein Kommen nicht bemerkt, obwohl wir beide wussten, dass ermich auf der Zufahrt gehört hatte. Ich sah zu, wie er einen Nagel nach dem anderen einschlug. Die Muskeln seines nackten Rückens arbeiteten, und die neue Veranda wurde mit jedem Nagel stabiler. Der Schweiß rann ihm von den Schultern, obwohl die heißesten Stunden des Herbsttages noch gar nicht begonnen hatten. Der Sonnenschein überzog seine Schultern mit wellenförmigen Mustern aus Licht und Schatten. Als er sich aufrichtete, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen, betätigte ich die Hupe, um ihn auf mich aufmerksam zu machen.
    Er musterte mich durch seine dunkle Sonnenbrille, doch seine Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln.
    Ich beugte mich aus dem Fenster. «Ich suche hier ein Plätzchen für mich – ein hübsches, kleines Holzhaus, in das ich einziehen könnte. Ich brauche ein bisschen Bewegungsfreiheit und die Wildnis rundum. Wenn das Haus schon mit Kabelfernsehen, einem Kamin, einer Geschirrspülmaschine und einem kräftigen, gutaussehenden Mann ausgestattet ist, wäre das schön. Kennen Sie zufällig so was?»
    Tom sah blinzelnd in die Sonne, als ob er über meine Frage nachdächte. Dann blickte er zu mir zurück und sagte mit dem Nagel zwischen den Lippen: «Ich habe keine Geschirrspülmaschine, tut mir leid.»
    Ich lachte. Tom warf den Hammer in der Hand hoch und hieb mit zwei Schlägen den nächsten Nagel ein.
    «Und wenn ich ohne Geschirrspülmaschine auskomme, was sagen Sie dann?»
    «Weiß nich. Ohne Geschirrspüler ist das Leben hart.»
    Er schlug einen weiteren Nagel ein.
    «Und wenn ich bereit wäre, die Geschirrspülmaschine gegen ein Geländefahrzeug einzutauschen?»
    Er pochte sich mit dem Hammer gegen das Bein und wischte sich die Stirn mit dem Handrücken ab. «Ein Geländefahrzeug kostet extra. Was haben Sie denn zu bieten?»
    Ich kicherte. «Sex?»
    Tom schüttelte den Kopf. «Na ja. Dann haben wir vielleicht eine Gesprächsgrundlage.»
    Ich stieg aus dem Wagen und ging zu ihm. Er drehte sich nicht um, seufzte aber, als ich die Arme um ihn schlang und den Kopf an seinen Rücken legte. Das Sägemehl kitzelte mich an der Wange und brachte mich zum Niesen. Sein scharfer, würziger Geruch erinnerte an gute Dinge und harte Arbeit.
    «Suchen Sie ein Zuhause?», fragte er.
    «Ja, ich suche ein Zuhause», stimmte ich zu.
    Tom dachte eine Weile über seine Antwort nach.
    «Ich habe darüber nachgedacht, eine Geschirrspülmaschine anzuschaffen», meinte er sinnend.
    «Ich könnte auch ohne leben.»
    «Sie suchen also einfach nur ein Zuhause, hm?»
    «Genau. Wissen Sie, wo ich so was finden könnte?»
    «Du hast schon eins», sagte er.
    Ich lächelte, an seinen Rücken gepresst. «Wirklich?»
    Tom gluckste. Der Laut stieg perlend in ihm auf.
    «Das weißt du doch. Bist du jetzt bereit, es auch anzunehmen?»
    Ich ließ ihn los und trat einen Schritt zurück. Als er sich mir zuwandte, sah ich ihm in die Augen. Die waren verheißungsvoll.
    Ich ging auf die Knie nieder.
    Tom ließ den Hammer fallen. Er landete mit einem Schlag auf den neuen Brettern. Ich spürte den
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