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Hart

Hart

Titel: Hart
Autoren: Gwen Masters
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flüsterte etwas an seinen Lippen, und er lachte laut auf, ein süßer, vielversprechender Klang.
    «Ich bin froh, dass ich dich nicht erschossen habe», sagte er.

2.
    Der Weg zu Toms Holzhaus war holprig. Ich umkurvte ein Schlagloch nach dem anderen und wirbelte dabei eine Menge Staub auf. Das Grundstückstor lag versteckt auf halber Höhe eines Wirtschaftsweges, der der Zufahrt zu Ronnies Haus ähnelte. Nachdem ich das Tor geöffnet hatte, blieb ich noch einen Moment unter den Bäumen stehen, atmete tief die Abendluft des Frühlings ein und fragte mich, wie es kam, dass ich in so kurzer Zeit so weit gegangen war. Ich kannte ihn noch keine zwölf Stunden und hatte mich trotzdem von diesem fast Unbekannten ficken lassen.
    Und jetzt fuhr ich zu ihm hin und wollte mehr.
    Die Bäume lichteten sich allmählich, und plötzlich war ich da und rollte im Leerlauf vor einem idyllischen zweigeschossigen Holzhaus aus. Es war ganz altmodisch aus festen Holzbohlen mit Nut und Feder errichtet, und die Enden waren nach traditionellem Muster zusammengefügt. Die Veranda war breit und tief, und das Dach über der Veranda bestand aus verwittertem Blech. In seinem Schatten stand eine Schaukel, und auf dieser Schaukel saß Tom.
    Ich stieg aus meinem Geländewagen aus. Das Klappen der Tür hallte laut über die kleine Lichtung. Ich ging die drei Stufen hoch, und oben kam mir Tom entgegen. Ich reichte ihm die Flasche Wein. Er schaute nicht einmal auf das Etikett. Sein Blick galt ganz allein mir.
    «Hi», sagte ich fast im Flüsterton.
    «Hallo», flüsterte er zurück. «Ich heiße Tom.»
    «Ich heiße Kelley.»
    «Jetzt, wo wir einander vorgestellt haben   …», neckte er mich und zog mich zu einem Kuss an sich.
    Ich legte ihm die Hände um den Hals und verschmolz fast mit ihm. Sein Körper war mir bereits vertraut. Seine starken Schultern und festen Schenkel kamen mir tröstlich vor, und es war, als zählten wir mit dem Rhythmus seines Atems schon die Sekunden, bis ich ihn wieder in mir drin hätte. Hätte ich mir die Zeit genommen, mir über mein Tun Rechenschaft abzulegen, hätte ich gestaunt, wie aphrodisisch die neue Situation auf mich wirkte und wie gut es mir tat, mich einmal ganz untypisch zu verhalten.
    Tom beendete den Kuss, indem er langsam an meiner Unterlippe saugte.
    «Was für ein Gefühl hast du bei dieser Sache?», fragte er.
    Ich legte meinen Kopf an seine Schulter und beobachtete, wie ein Eichhörnchen übers Geländer rannte und die Nüsse aufsammelte, die jemand dort ausgelegt hatte. Das Eichhörnchen keckerte mich an und wendete die Nuss immer wieder zwischen den Pfötchen. Ich warf ihm eine Kusshand zu, und das Tier bewegte ruckartig das Köpfchen.
    «Ich fühle mich wohl», sagte ich, und das stimmte.
    «Die Steaks brutzeln schon. Willst du mir beim Salat helfen?», fragte er.
    Toms Haus war von innen genauso heimelig wie von außen. Die Möbel hatten schon bessere Tage gesehen und der Holzboden ebenfalls. Überall hingen Quilts an den Wänden, sogar als Vorhänge fanden sie Verwendung. Im Kamin glomm die Glut eines fast schon niedergebrannten Feuers. Über uns kreiste träge der Deckenventilator, und auf jedem kleinen Couchtisch lag ein Stapel Bücher.
Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten. Jurassic Park.
Und
Hurricane,
die Geschichte des Rubin Carter. Es war eine wilde Mischunginteressanter Bücher. Ich blätterte durch das
Kleine Buch der Liebe
, während Tom mich über den Küchentresen hinweg beobachtete.
    «Liest du viel?»
    «Wann immer ich kann. Dein Buch habe ich allerdings nicht hier. Das muss ich mir noch besorgen.»
    «Ich schreibe dir eine Widmung rein», sagte ich. «Etwas sehr Persönliches.»
    «Persönlich, hm?» Seine Augen glänzten vor Belustigung. Er warf mir eine Tomate zu, die ich zum Glück auffing, bevor sie die Tischlampe umstieß. «Komm hier rüber und werd mal mit diesen Messern persönlich. Ich bin kurz vorm Verhungern, weißt du. Vorhin hat jemand versucht, mich an den Rand meiner Leistungskraft zu bringen.»
    Ich ging in die Küche. Die Arbeitsplatten waren aus Stein, genau wie bei Ronnie. Der Küchentisch war groß genug für acht Personen, heute Abend war aber nur für zwei gedeckt. Das Porzellan sah wertvoll aus und schimmerte im Licht der schmal zulaufenden Kerzen. Tom hatte den Wein in einem silbernen Eiskübel vergraben. Von der geöffneten Tür zur hinteren Veranda zog der Duft von Steaks über offener Holzkohle herein.
    Ich drehte mich um, um die Tomaten und den Salat
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