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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig
Autoren: Jim Butcher
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drückend, und es hatte auch häufig geregnet. Das Lagerhaus gehörte zu den Werften am Seeufer, und selbst das kühle Wasser des Lake Michigan war wärmer als gewöhnlich. Die Luft war in einem stärkeren Maß als sonst vom üblichen Geruch des Sees nach Schlamm, Moder und Eau de Totfisch durchdrungen.
    Ich passierte die beiden Wächter, die in ihren grauen Capes am Ausgang Wache schoben, und wir nickten einander zu. Beide waren jünger als ich, offensichtlich einige der letzten Neuerwerbungen der Militär-/Polizeiorganistion des Weißen Rates. Als ich an ihnen vorüberschritt, spürte ich kurz das Prickeln eines magischen Schleiers auf meiner Haut, eines Spruches, der gewirkt worden war, um das Lagerhaus vor allen spähenden Augen zu verbergen. Für die Standards, die die Wächter normalerweise setzten, war es kein besonders beeindruckender Schleier, doch er war um einiges besser gewirkt, als ich ihn höchstwahrscheinlich zu Stande gebracht hätte. Außerdem gab es nach der erfolgreichen Offensive des Roten Hofes der Vampire im Herbst zuvor nicht gerade einen Riesenhaufen Wächter, aus dem man sich die Besten aussuchen konnte. In der Not frisst der Teufel Fliegen.
    Ich schlüpfte aus Robe und Umhang. Ich trug Sportschuhe, kurze Khakihosen und ein rotes Tanktop darunter. Die schwere Kleidung abzustreifen verschaffte mir auch keine Kühlung – doch immerhin fühlte ich mich eine Spur weniger elend. Ich eilte zu meinem Auto, einem zerbeulten, alten VW Käfer, dessen Fenster heruntergekurbelt waren, um zu verhindern, dass die Sonne das Wageninnere in einen Backofen verwandelte. Das Auto ist in den wildesten Farben zusammengewürfelt, da mein Mechaniker beschädigte Teile des Wagens mit Versatzstücken verschrotteter Käfer ersetzt hat. Irgendwann einmal war das Vehikel dunkelblau gewesen, was ihm den Spitznamen Blauer Käfer eingebracht hatte.
    Ich hörte hinter mir schwere Schritte. „Harry“, rief mir Ebenezar nach.
    Ich warf schweigend Robe und Umhang auf die Rückbank des Käfers. Vor Jahren schon hatte ich das Auto ziemlich ausweiden lassen, und nun fehlten die inneren Metallverstrebungen. Ich hatte selbst einige nachlässige Reparaturarbeiten mit Bauholz und viel Gewebeband unternommen. Danach hatte ich einen Freund das Wageninnere neu gestalten lassen. Es war nicht die Standardausführung, und es war auch nicht gerade hübsch, aber die Schalensitze waren um einiges bequemer als die Holzkisten, die ich bis zu dem damaligen Zeitpunkt verwendet hatte, und ich verfügte auch wieder über ordentliche Sicherheitsgurte.
    „Harry“, rief Ebenezar erneut. „Verdammt, Junge, bleib stehen.“
    Kurz überlegte ich mir, einfach einzusteigen und davonzufahren, doch stattdessen hielt ich inne, bis der alte Magier bei mir angelangt war und sich ebenfalls aus seiner formellen Robe und seiner Stola schälte. Darunter hatte er ein weißes T-Shirt und eine Jeanslatzhose sowie schwere Wanderstiefel aus Leder an. „Ich muss mit dir sprechen.“
    Ich atmete durch und nahm mir einen Moment Zeit, um meine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen – und meinen Magen. Ich wollte mich nicht erneut blamieren, indem ich meine Vorstellung im Lagerhaus wiederholte. „Was ist?“
    Er blieb ein paar Schritte hinter mir stehen. „Der Krieg läuft schlecht.“
    Damit meinte er den Krieg des Weißen Rates gegen den Roten Hof der Vampire. Anfänglich hatte der Krieg hauptsächlich darin bestanden, auf Samtpfoten herumzuschleichen, sich gegenseitig zu belauern und sich in Seitengassen zu prügeln, doch im vergangenen Jahr hatten die Vampire den Einsatz erhöht. Ihr Angriff war zeitgleich mit den heimtückischen Machenschaften eines Verräters innerhalb der Reihen des Weißen Rates und den Übergriffen mehrerer Nekromanten, vogelfreier Magier, die die Toten erweckten und als wütende Gespenster, Zombies und weitere, noch unappetitlichere Dinge wieder auferstehen ließen, erfolgt.
    Die Vampire hatten den Rat getroffen. Hart. Als die Schlacht geschlagen war, hatten sie beinahe zweihundert Magier auf dem Gewissen, vor allem Wächter. Darum hatten mir die Wächter auch ein graues Cape angedeihen lassen. Sie benötigten Hilfe.
    Insgesamt hatten die Vampire fast fünfundvierzigtausend Männer, Frauen und Kinder umgebracht, die sich einfach in der Nähe befunden hatten.
    Deshalb hatte ich auch das Cape angenommen – das war eine Angelegenheit, die ich nicht einfach ignorieren konnte.
    „Ich habe die Berichte gelesen“, sagte ich. „Es heißt, die
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