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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen
Autoren: Michael Connelly
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Sohn Hilfe, wenn er herkommt. Das ist im Moment so ziemlich alles, was ich weiß.«
    »Und es sind sicher Chinesen?«
    »Ziemlich sicher. Der Sergeant, der Sie angefordert hat, kannte das Opfer, Mr. Li.«
    »Wissen Sie, welchen Dialekt Mrs. Li spricht?«
    Sie kehrten zur Absperrung zurück.
    »Nein. Könnte es denn da Probleme geben?«
    »Die fünf chinesischen Hauptdialekte beherrsche ich einigermaßen, Kantonesisch und Mandarin spreche ich fließend. Die beiden letzteren sind hier in L.A. am weitesten verbreitet.«
    Diesmal hielt Bosch Chu das Band hoch, damit er darunter durchgehen konnte.
    »Welchen sprechen Sie?«
    »Ich bin hier geboren, Detective. Aber meine Familie ist aus Hongkong, und wir haben zu Hause Mandarin gesprochen.«
    »Tatsächlich? Ich habe eine Tochter, die mit ihrer Mutter in Hongkong lebt. Sie kann schon ganz gut Mandarin.«
    »Ist doch wunderbar. Hoffentlich kann sie später mal Nutzen daraus ziehen.«
    Sie betraten den Laden, und Bosch zeigte Chu kurz den Toten hinter dem Ladentisch, bevor er ihn nach hinten führte, wo sie von Ferras erwartet wurden. Als Erstes erklärte Chu Mrs. Li, wer er und die beiden Ermittler waren.
    Die frisch verwitwete Frau schien unter Schock zu stehen. Soweit Bosch erkennen konnte, hatte sie bisher keine Träne über den Tod ihres Mannes vergossen. Sie schien sich in einem dissoziativen Zustand zu befinden, wie Bosch das schon gelegentlich beobachtet hatte. Vorn im Laden lag ihr Mann tot auf dem Boden. Und sie war hier hinten von lauter Fremden umgeben, deren Sprache sie nicht verstand. Bosch vermutete, dass sie auf das Eintreffen ihres Sohnes wartete. Dann würden die Tränen kommen.
    Zunächst schlug Chu der alten Frau gegenüber einen freundlichen, in keiner Weise amtlichen Ton an. Bosch vermutete, dass sie Mandarin sprachen. Seine Tochter hatte ihm einmal erklärt, dass Mandarin mehr diesen Singsangcharakter hatte und weniger guttural war als Kantonesisch und einige der anderen Dialekte.
    Nach ein paar Minuten wandte sich Chu von der Witwe ab und berichtete Bosch und Ferras, was er von ihr erfahren hatte.
    »Ihr Mann blieb allein zurück, als sie nach Hause fuhr, um das Abendessen zu holen. Als sie zurückkam, dachte sie, der Laden wäre leer. Aber dann fand sie ihn hinter dem Ladentisch. Es war niemand im Geschäft, als sie hereinkam. Sie hat hinten geparkt und mit einem Schlüssel den Hintereingang aufgeschlossen.«
    Bosch nickte.
    »Wie lang war sie weg? Fragen Sie sie, wie spät es war, als sie den Laden verlassen hat.«
    Chu gab die Frage an Mrs. Li weiter und wandte sich danach wieder Bosch zu.
    »Sie fährt jeden Tag um halb drei von hier los, um das Abendessen zu holen. Dann kommt sie zurück.«
    »Gibt es im Laden noch andere Angestellte?«
    »Nein, das habe ich sie bereits gefragt. Nur sie und ihr Mann. Sie haben täglich von elf bis zehn geöffnet. Außer Sonntag.«
    Eine typische Immigrantenvita, dachte Bosch. Bis auf die Kugeln am Ende.
    Bosch hörte aus dem vorderen Teil des Ladens Stimmen näher kommen und steckte den Kopf durch die Tür. Das Spurensicherungsteam vom SID war eingetroffen und machte sich an die Arbeit.
    Er drehte sich wieder in den Lagerraum, wo Chu das Gespräch mit Mrs. Li fortführte.
    »Chu«, unterbrach er den AGU -Detective.
    Dieser blickte zu ihm auf.
    »Fragen Sie sie, was mit dem Sohn war. War er zu Hause, als sie ihn anrief?«
    »Das habe ich sie bereits gefragt. Sie haben einen zweiten Laden. Im Valley. Dort hat er gearbeitet. Die Familie wohnt in der Mitte zwischen den beiden Geschäften. Im Wilshire District.«
    Bosch war inzwischen klar, dass Chu wusste, was er zu tun hatte. Er musste nicht erklärt bekommen, welche Fragen er stellen sollte.
    »Gut, dann gehen wir jetzt wieder nach vorn. Kümmern Sie sich um Mrs. Li, und wenn ihr Sohn kommt, ist es wahrscheinlich das Beste, alle in die Stadt zu bringen. Ist das für Sie okay?«
    »Ja, ja, sicher«, sagte Chu.
    »Gut. Rühren Sie sich einfach, wenn Sie was brauchen.«
    Bosch und Ferras verließen den Lagerraum und gingen nach vorn. Die Kollegen von der Spurensicherung kannte Bosch bereits. Außerdem war inzwischen ein Team aus der Rechtsmedizin eingetroffen, um die Stelle, an der das Opfer gestorben war, zu dokumentieren und die Leiche abzutransportieren.
    An diesem Punkt beschlossen Bosch und Ferras, sich aufzuteilen. Bosch würde am Tatort bleiben. Als leitender Ermittler würde er die Sicherstellung der forensischen Beweise und den Abtransport der Leiche
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