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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen
Autoren: Michael Connelly
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Tisch und sah Lam in die Augen. Er drehte die Pistole auf dem Tisch so, dass ihr Lauf auf die Brust des Verdächtigen gerichtet war.
    »Auf einer der Kugeln, mit denen das Magazin nachgeladen wurde, befand sich ein deutlich erkennbarer Fingerabdruck. Ihr Daumenabdruck, Eugene. Er stimmte mit dem Abdruck überein, den man Ihnen abgenommen hat, als Sie Ihren New Yorker Führerschein gegen einen kalifornischen umgetauscht haben.«
    Lams Blick senkte sich vor Boschs Augen langsam auf den Tisch. »Das hat alles nichts zu besagen«, murmelte er.
    Er hörte sich nicht sehr überzeugt an.
    »So?«, entgegnete Bosch. »Meinen Sie? Da wäre ich mir nicht so sicher. Wenn Sie mich fragen, besagt es sogar sehr viel, Eugene. Und dieser Ansicht ist auch der Staatsanwalt, der unser Gespräch über diese Kamera mitverfolgt. Er findet, es hört sich nach einer zufallenden Gefängnistür an, und Sie befinden sich auf der falschen Seite dieser Tür.«
    Bosch nahm die Pistole und die Tüte mit der Patronenhülse und legte beides in die Schachtel zurück. Dann hob er die Schachtel mit beiden Händen hoch und stand auf.
    »So sieht es also im Moment aus, Eugene. Sie können ja in Ruhe noch einmal über alles nachdenken, während Sie auf Ihren Anwalt warten.«
    Langsam ging Bosch zur Tür. Er hoffte, Lam würde bitten, er solle bleiben, er sei zu einem Deal bereit. Aber der Verdächtige sagte nichts. Bosch klemmte sich die Schachtel unter den Arm, öffnete die Tür und verließ das Zimmer.
     
    Bosch trug die Beweismittelschachtel in sein Abteil zurück und ließ sie auf den Schreibtisch plumpsen. Er schaute zum Abteil seines Partners hinüber. Es war noch leer. Ferras war im Valley geblieben, um Robert Li im Auge zu behalten. Wenn Li nämlich mitbekam, dass sich Lam in Polizeigewahrsam befand und möglicherweise auspackte, versuchte er möglicherweise unterzutauchen. Ferras war nicht gerade begeistert gewesen über diesen Babysitterauftrag, aber das war Bosch egal. Ferras hatte sich bei den Ermittlungen selbst ins Abseits manövriert, und dort würde er auch bleiben.
    Wenig später kamen Chu und Gandle, die Boschs Unterhaltung mit Lam im Videoraum auf einem Monitor verfolgt hatten, in sein Abteil.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass dieses Manöver ziemlich leicht zu durchschauen ist«, sagte Gandle. »Wir wissen, Lam ist nicht auf den Kopf gefallen. Er muss Handschuhe getragen haben, als er die Pistole nachgeladen hat. Sobald er gemerkt hat, dass Sie ihn nur auszutricksen versuchen, war der Fall für ihn klar.«
    »Ich weiß«, erwiderte Bosch. »Aber es war unsere einzige Chance.«
    »Das finde ich auch«, kam Chu ihm zu Hilfe.
    »Trotzdem müssen wir ihn laufenlassen«, sagte Gandle. »Wir wissen zwar, dass er die Gelegenheit hatte, die Pistole an sich zu bringen, aber wir können nicht beweisen, dass er es tatsächlich getan hat. Die Gelegenheit allein genügt nicht. Damit kommen Sie vor Gericht nicht durch.«
    »Ist es das, was Cook gesagt hat?«
    »Das ist, was er gedacht hat.«
    Abner Cook war der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt, der vom CCB herübergekommen war, um das Verhör im Videoraum zu verfolgen.
    »Wo ist er übrigens?«
    Wie um diese Frage selbst zu beantworten, rief Cook von der anderen Seite des Bereitschaftsraums Boschs Namen.
    »Kommen Sie! Schnell!«
    Bosch richtete sich auf und schaute über die Trennwand seines Abteils. Cook winkte ihnen von der Tür des Videoraums hektisch zu. Bosch stand auf und ging ihm entgegen.
    »Er will Sie sprechen«, rief Cook. »Gehen Sie noch mal zu ihm rein!«
    Aufgeregt eilte Bosch zum Vernehmungszimmer, doch dann begann er, das Tempo zu drosseln, und fasste sich erst, bevor er die Tür öffnete und gelassen hineinschaute.
    »Was ist?«, fragte er. »Wir haben Ihren Anwalt verständigt. Er ist bereits auf dem Weg hierher.«
    »Ihr Angebot? Steht es noch?«
    »Ja. Der Staatsanwalt wollte allerdings gerade gehen.«
    »Holen Sie ihn. Ich will den Deal.«
    Bosch trat ganz in das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    »Was bieten Sie uns dafür, Eugene? Wenn Sie den Deal möchten, muss ich wissen, was Sie mir dafür geben. Den Staatsanwalt hole ich erst, wenn ich weiß, was Sie zu bieten haben.«
    Lam nickte.
    »Ich biete Ihnen Robert Li … und seine Schwester. Das Ganze war ihr Plan. Ihr Vater war stur und wollte alles beim Alten lassen. Sie hätten den Getränkemarkt schließen und im Valley ein neues Geschäft eröffnen müssen. Eines, das etwas abgeworfen hätte. Aber das
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