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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht
Autoren: Michael Connelly
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Personal sind dringender auf ihre Hilfe angewiesen.«
    Um McCaleb Zeit zum Nachdenken zu lassen, wartete sie einen Moment. Er konnte die Strategie des FBI verstehen. Es war eine Art Triage.
    »Es macht mir nichts aus, einen Monat oder so zu warten, bis Maggie oder sonst wer mit irgendwas ankommt, nur sagt mir mein Riecher, dass bei diesem Fall die Zeit ein ganz wichtiger Faktor ist, Terry. Wenn es ein Serienmord ist, können wir es uns wahrscheinlich nicht erlauben, so lange zu warten. Deshalb bin ich schließlich auf Sie gekommen. Nachdem ich mir an dieser Nuss die Zähne ausgebissen habe, sind Sie vielleicht unsere letzte Hoffnung, noch einen Anhaltspunkt zu finden, der uns jetzt weiterbringen könnte. Ich kann mich noch gut an den Cemetery Man und den Code Killer erinnern. Ich weiß, was Sie aus einer Mordakte und einem Tatortvideo rausholen können.«
    Die letzten paar Sätze waren überflüssig, fand McCaleb, und bisher ihr einziger falscher Schachzug. Ansonsten nahm er ihr ab, dass sie aufrichtig davon überzeugt war, der Mörder, nach dem sie suchte, könnte wieder zuschlagen.
    »Für mich liegt das alles aber schon ganz schön lange zurück«, begann McCaleb. »Abgesehen von der Geschichte mit Gracielas Schwester habe ich schon …«
    »Jetzt hören Sie mal, Terry, das glauben Sie doch selbst nicht. Auch wenn Sie hier noch so lange mit einem Baby im Schoß rumsitzen, ändert das nichts an dem, was Sie mal gewesen sind und was Sie mal gemacht haben. Ich kenne Sie. Wir haben uns zwar lange nicht mehr gesehen oder miteinander gesprochen, aber ich kenne Sie. Und ich weiß, es vergeht nicht ein Tag, an dem Sie nicht über irgendwelche Fälle nachdenken. Nicht ein Tag.«
    Sie hielt inne und sah ihn an.
    »Als sie Ihnen das Herz rausgenommen haben, haben sie Ihnen keineswegs auch das rausgenommen, was Sie so und nicht anders ticken lässt, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    McCaleb sah von ihr weg und wieder zu seinem Boot hinunter. Inzwischen saß Buddy, die Füße auf das Heckwerk gelegt, im Angelstuhl. McCaleb nahm an, er hatte ein Bier in der Hand, aber um das erkennen zu können, war er zu weit weg.
    »Wenn Sie so gut wissen, was in anderen vorgeht, was brauchen Sie mich dann noch?«
    »Ich mag ja in so was ganz gut sein, aber Sie sind der Beste, den ich kenne. Mein Gott, selbst wenn sie in Quantico nicht schon bis Ostern ausgebucht wären, würde ich lieber Sie nehmen als einen von den Profilern dort. Das ist mein voller Ernst. Sie waren …«
    »Okay, Jaye, sparen Sie sich diese Masche, ja? Ich komme auch so ganz gut klar, ohne …«
    »Was wollen Sie dann?«
    Er sah sie an.
    »Nur ein bisschen Zeit. Ich möchte in Ruhe darüber nachdenken.«
    »Ich bin hier, weil mir mein Gefühl sagt, dass ich nicht viel Zeit habe.«
    McCaleb stand auf und stellte sich ans Geländer. Sein Blick war aufs Meer hinaus gerichtet. Eine Catalina-Express-Fähre lief gerade ein. Er wusste, sie war fast leer. In den Wintermonaten kamen wenig Gäste.
    »Da kommt gerade eine Fähre an«, sagte er. »Sie fährt jetzt nach dem Winterfahrplan, Jaye. Sehen Sie lieber zu, dass Sie sie auf der Rückfahrt erwischen, sonst sitzen Sie hier die ganze Nacht lang fest.«
    »Wenn es sein muss, kann ich mich von der Zentrale mit einem Hubschrauber abholen lassen. Terry, alles, was ich von Ihnen verlange, ist allerhöchstens ein Tag. Vielleicht auch nur ein Abend. Heute Abend. Sie setzen sich hin, lesen die Akte, sehen sich das Video an und dann rufen Sie mich morgen früh an und sagen mir, was Sie gesehen haben. Vielleicht ist es ja nichts oder zumindest nichts Neues. Aber vielleicht ist es auch was, das wir übersehen haben, oder Sie haben eine Idee, die uns noch nicht gekommen ist. Das ist alles, worum ich Sie bitte. Ich finde nicht, dass das zu viel verlangt ist.«
    McCaleb sah von der einlaufenden Fähre weg und drehte sich um, so dass er mit dem Rücken am Geländer lehnte.
    »Ihnen erscheint es vielleicht nicht viel. Schließlich befassen Sie sich ständig mit so was. Aber ich nicht. Ich habe damit nichts mehr am Hut, Jaye. Selbst wenn ich mich nur für einen Tag wieder auf so etwas einlasse, ändert das einiges. Ich bin hierher gezogen, um noch mal ganz von vorn anzufangen und diesen ganzen Kram, in dem ich mal gut war, zu vergessen. Um auf einem anderen Gebiet gut zu sein. Zum Beispiel als Vater und Ehemann.«
    Winston stand auf und trat ans Geländer. Sie stellte sich neben ihn, betrachtete aber die Aussicht, während er seinem Zuhause
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