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Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Titel: Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
Autoren: Michael Connelly
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sah durch die T ü ren in die vier Schlaf- und zwei Badezimmer. Sie waren leer.
    Er kehrte zur Treppe zur ü ck und stieg nach oben in den Turm hinauf. Auf dem obersten Absatz stand die einzige T ü r offen. Kein Laut war zu h ö ren. Er ging in die Hocke und n ä herte sich langsam der Ö ffnung – das abges ä gte Gewehr wie eine W ü nschelrute vor sich haltend.
    Moore stand mit dem R ü cken zur T ü r und schaute sich im Spiegel an. Der Spiegel war an der T ü r eines Wandschranks angebracht, die etwas ge ö ffnet war, so da ß Harry nicht von ihm erfa ß t wurde. Kurze Zeit beobachtete er Moore, ohne gesehen zu werden, dann blickte er sich im Zimmer um. In der Mitte befand sich ein Bett, auf dem ein offener Koffer lag und daneben eine Sporttasche mit zugezogenem Rei ß verschlu ß , die schon gepackt war. Moore hatte sich immer noch nicht bewegt. Er betrachtete konzentriert sein Gesicht im Spiegel, das jetzt von einem Vollbart bedeckt wurde und aus dem ihn braune Augen ansahen. Seine Montur entsprach dem coolen Chic der Melrose Avenue: verwaschene Bluejeans, neue Schlangenlederstiefel, schwarzes T-Shirt und schwarze Lederjacke mit dazu passenden Handschuhen. Aus der Entfernung w ü rde er f ü r den Papst von Mexicali gehalten werden.
    Bosch sah die h ö lzernen Grifffl ä chen und das Chrom der Automatik in Moores G ü rtel.
    » Hast du vor, etwas zu sagen, Harry? Oder willst du nur gaffen? «
    Ohne seine H ä nde oder seinen Kopf zu bewegen, verlagerte Moore sein Gewicht auf die linke Seite, und dann sahen sie sich im Spiegel an.
    » Du hast dir ein Paar neue Stiefel besorgt, nachdem du Zorillo umgelegt hast, nicht wahr? « Jetzt drehte sich Moore ganz um, sagte aber nichts. »Halt die H ä nde sch ö n nach vorne «, sagte Bosch.
    » Wie du willst, Harry. Wei ß t du, ich hab’ mir gedacht, falls jemand kommt, dann wirst du es sein.«
    » Du wolltest, da ß jemand kommt, stimmt’s? «
    » An manchen Tagen, ja. An anderen, nein.«
    Bosch trat ins Zimmer und machte einen Schritt zur Seite, so da ß er jetzt Moore direkt gegen ü berstand.
    » Neue Kontaktlinsen, Vollbart. Von weitem siehst du wie der Papst aus. Aber wie hast du seine Lieutenants und seine Guardia ü berzeugt? Haben sie dich so einfach seinen Platz ü bernehmen lassen? «
    » Geld hat sie ü berredet. Sie w ü rden sogar dich als Bo ß akzeptieren, wenn du die Kohle h ä ttest, Harry. Alles ist k ä uflich, wenn man genug Geld hat. Und ich hatte genug.«
    Moore deutete mit dem Kinn auf die Sporttasche.
    » Wie steht’s mit dir? Ich habe Geld. Nicht besonders viel. In der Tasche sind circa hundertzehntausend.«
    » Ich dachte, du w ü rdest dich mit einem Verm ö gen davonmachen.«
    » Stimmt. Das hier ist nur Taschengeld. Im Moment bin ich etwas knapp bei Kasse. Aber du kannst mehr haben … von den Banknoten.«
    » Ich nehme an, du kannst Zorillos Unterschrift ebenso gut nachahmen wie sein Aussehen.«
    Moore antwortete nicht.
    » Wer war er? «
    » Wer? «
    » Du wei ß t wer.«
    » Halbbruder. Verschiedene V ä ter.«
    » Dieses Haus … Darum drehte sich alles, nicht wahr? Das Schlo ß , in dem du wohntest, bevor du weggeschickt wurdest.«
    » So ungef ä hr war’s. Ich entschlo ß mich, es zu kaufen, nachdem er gestorben war. Aber es verf ä llt allm ä hlich. Es ist schwer, sich heutzutage um etwas zu k ü mmern, was man liebt. Es wird einem alles zur M ü he.«
    Bosch betrachtete ihn. Er schien der ganzen Sache m ü de zu sein.
    » Was ist auf der Ranch passiert? « fragte Bosch.
    » Die drei Leichen? Man k ö nnte sagen, die Gerechtigkeit nahm ihren Lauf. Grena war ein Blutsauger, der auf Zorillos Kosten lebte. Arpis hat ihn entfernt.«
    » Und wer hat Arpis und Dance entfernt? «
    » Ich habe das getan, Harry.«
    Er sprach die Worte ohne Z ö gern aus; es lief Harry kalt ü ber den R ü cken. Moore war Polizist. Er wu ß te, da ß man nie ein Gest ä ndnis ablegen durfte und da ß man erst redete, wenn ein Anwalt anwesend, eine geringere Strafe ausgehandelt und alles unterschrieben war.
    Harry pre ß te seine verschwitzten H ä nde st ä rker um die abges ä gte Schrotflinte. Er machte einen Schritt vorw ä rts und horchte nach anderen Ger ä uschen im Haus. Doch da war nur Stille, bis Moore wieder sprach.
    » Ich werde nicht zur ü ckkehren, Harry. Ich glaub’, du wei ß t das.«
    Er sagte es ganz sachlich, als sei es selbstverst ä ndlich, als h ä tten sie es vor langer Zeit so abgesprochen.
    » Wie hast du Zorillo nach L. A.
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