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Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Titel: Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
Autoren: Michael Connelly
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ihn Jorge ein wiederzukommen.
    Die letzte Karte ö ffnete Bosch langsam und vorsichtig. Er wu ß te, von wem sie war, bevor er die Unterschrift sah. Sie war in Tehachapi abgestempelt worden. Das reichte ihm. Jemand hatte sie mit der Handpresse auf dem grauwei ß en Papier der Recyclingm ü hle des Gef ä ngnisses gedruckt, und die Krippenszene darauf war etwas verschmiert. Die Karte stammte von einer Frau, mit der er eine Nacht verbracht hatte, an die er aber in mehr N ä chten dachte, als er z ä hlen konnte. Auch sie wollte, da ß er sie besuchte. Aber sie wu ß ten beide – er w ü rde es nie tun.
    Er trank etwas Wein und steckte sich eine Zigarette an. Coltrane war jetzt mit der Live-Aufnahme von » Spiritual « zu h ö ren. Sie war im Village Vanguard in New York aufgenommen worden, als Harry noch ein Kind gewesen war. Aber dann zog der Radio-Scanner – er murmelte immer noch leise auf dem Tisch neben dem Fernseher vor sich hin – seine Aufmerksamkeit auf sich. Polizeifunk-Scanner waren schon so lange die Hintergrundmusik seines Lebens, da ß er das Gequassel ignorieren und sich auf das Saxophon konzentrieren konnte und dabei immer noch die Worte und Codes wahrnahm, auf die es ankam. Was er h ö rte, war eine Stimme, die sagte: » Eins-K-Zw ö lf, Personal Zwei braucht Ihre zwanzig.«
    Bosch stand auf und ging hin ü ber zum Scanner, als ob der Funkspruch klarer w ü rde, wenn er das Ger ä t ans ä he. Er wartete zehn Sekunden, da ß jemand auf die Aufforderung reagierte. Zwanzig Sekunden.
    » Personal Zwei, Standort ist das Hideaway, Western s ü dlich von Franklin. Zimmer sieben. Ah, Personal Zwei sollte eine Maske mitbringen.«
    Bosch wartete auf mehr, aber das war’s. Der angegebene Standort, Western und Franklin, lag innerhalb der Grenzen des Polizeibezirks Hollywood. Eins-K-Zw ö lf war der Funkcode f ü r einen Detective vom Downtown-Hauptquartier im Parker Center. Genauer gesagt, vom Raub-Mord-Dezernat. Personal Zwei war der Code f ü r einen Deputy Chief. Es gab nur drei bei der Polizei von Los Angeles, und Bosch war sich nicht sicher, wer davon Personal Zwei war. Aber das war nicht wichtig. Die Frage war, was w ü rde einen der rangh ö chsten M ä nner der Polizei am Weihnachtsabend herauslocken?
    Eine zweite Frage besch ä ftigte Harry noch intensiver. Wenn der Detective von Raub-Mord schon vor Ort war, warum hatte man dann ihn selbst – den Bereitschaftsdetective f ü r Hollywood – von dem Fall nicht als ersten benachrichtigt? Er ging in die K ü che, stellte seinen Teller ins Sp ü lbecken, w ä hlte die Nummer des Reviers an der Wilcox Avenue und lie ß sich den wachhabenden Commander geben. Ein Lieutenant namens Kleinman hob ab. Bosch kannte ihn nicht. Er war neu, versetzt vom Polizeibezirk Foothill.
    » Was ist los? « fragte Bosch. » Ich hab auf dem Scanner etwas ü ber eine Leiche N ä he Western und Franklin geh ö rt, und niemand hat mir was davon erz ä hlt. Komisch, weil ich n ä mlich Bereitschaft habe.«
    » Mach dir keine Sorgen «, sagte Kleinman. » Die H ü te haben das Ding schon im Sack.«
    Kleinman mu ß te ein Oldtimer sein, vermutete Bosch. Er hatte die Bezeichnung schon seit Jahren nicht mehr geh ö rt. Mitarbeiter von Raub-Mord trugen in den vierziger Jahren Bowlerh ü te aus Stroh. In den F ü nfzigern waren es graue Fedoras. Danach waren H ü te out – uniformierte Polizisten nannten Raub-Mord-Detectives jetzt » Anz ü ge «, nicht mehr » H ü te «. Out waren aber nicht die Spezialisten von Raub-Mord. Die dachten immer noch, sie w ä ren Spitze, hochgestellt wie ein Katzenarsch. Bosch hatte die Arroganz des Dezernats geha ß t, sogar als er selbst dazugeh ö rt hatte. Hier im Bezirk Hollywood, der Kloake von L. A., war niemand eingebildet. Das war ein Vorteil, wenn man hier arbeitete. Es war Polizeiarbeit, sonst nichts.
    » Worum geht’s? « fragte Bosch.
    Kleinman z ö gerte ein paar Sekunden, dann sagte er: » Wir haben eine Leiche in einem Motelzimnier an der Franklin Avenue. Sieht aus wie Selbstmord. Aber RM ü bernimmt – das hei ß t, sie haben’s schon ü bernommen. Es geht uns nichts mehr an. Und das kommt von ganz oben, Bosch.«
    Bosch sagte nichts. Er ü berlegte einen Moment. RM setzte sich in Bewegung wegen eines Weihnachtsselbstmords? Das machte keinen … Dann wurde es ihm schlagartig klar. Calexico Moore.
    » Wie alt ist das Ding? « fragte er. » Ich hab geh ö rt, Personal Zwei soll eine Maske mitbringen.«
    »Ü berreif. Sie haben gesagt,
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