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Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Titel: Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
Autoren: Michael Connelly
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sie sich n ä herte.
    » Du hast meinen Rat beherzigt «, sagte sie.
    Er war verwirrt, sah seine Kleidung an und dann sie. Was f ü r einen Rat? Sie bemerkte seine Verwirrung und antwortete: » Das schwarze Eis, erinnerst du dich. Ich hab’ dir gesagt, da ß du vorsichtig sein sollst. Du bist hier, also nehme ich an, da ß du dich in acht genommen hast.«
    » Ja, ich war vorsichtig.«
    Er sah, da ß ihre Augen klar waren, und sie schien sogar noch st ä rker zu sein als das letzte Mal, als sie sich getroffen hatten. Ihre Augen w ü rden keinen Gefallen vergessen – und keine Kr ä nkung.
    » Ich wei ß , da ß sie mir nicht alles gesagt haben. Vielleicht wirst du mir einmal alles erz ä hlen.«
    Er nickte und sie nickte. Es gab einen Moment der Stille, als sie sich ansahen, der weder lang noch kurz war. F ü r einen Augenblick schien alles perfekt zu sein. Dann brauste eine B ö auf, und der Zauber war gebrochen. Ihr Haar l ö ste sich von der Spange, und sie strich es mit der Hand zur ü ck. »Ich m ö chte das «, sagte sie.
    » Wann immer du willst «, sagte er. » Eventuell kannst du mir auch ein paar Sachen erkl ä ren.«
    » Zum Beispiel? «
    » Das Foto, das aus dem Rahmen genommen wurde. Du kanntest es, aber du hast mir nicht gesagt, was darauf war.«
    Sie l ä chelte, als wolle sie ihm zu verstehen geben, da ß er sich f ü r etwas Unwesentliches und Nebens ä chliches interessiere.
    » Es war nur ein Bild von ihm und seinem Freund im Barrio. Da waren noch andere Fotos in der T ü te.«
    » Es war wichtig, aber du sagtest nichts.«
    Sie sah nach unten ins Gras.
    » Ich wollte einfach nicht mehr dar ü ber reden oder nachdenken.«
    » Aber du hast dar ü ber nachgedacht, stimmt’s? «
    » Nat ü rlich. Das passiert dann zwangsl ä ufig. Man wird von den Erinnerungen, die man verdr ä ngen will, heimgesucht.«
    Sie schwiegen f ü r einen Augenblick.
    » Das war nicht mein Mann, der dort beerdigt wurde, nicht wahr? Ich habe es mir schon gedacht. Ich wu ß te, da ß die Leute mir nicht die ganze Wahrheit sagten. Ich meine nicht so sehr dich. Die anderen Leute.«
    Er nickte. Das Schweigen dauerte wieder eine Weile, wurde aber nicht peinlich. Sie drehte sich zur Seite und sah zum Fahrer, der am Wagen stand und wartete. Sonst war niemand mehr auf dem Friedhof.
    » Ich hoffe, da ß du mir etwas sagen wirst. Entweder jetzt oder sp ä ter. Das hei ß t, falls du es kannst … Ist er … besteht die M ö glichkeit, da ß er zur ü ckkommt ? «
    Bosch sah sie an und sch ü ttelte dann langsam den Kopf. Er achtete auf ihre Augen, um eine Reaktion festzustellen. Trauer oder Angst, vielleicht sogar Komplizenschaft. Es gab keine. Sie sah auf ihre H ä nde in den schwarzen Handschuhen, die sie vor dem Kleid ineinander verschr ä nkt hatte.
    » Mein Fahrer …«, sagte sie, ohne den Satz zu beenden. Sie versuchte ein h ö fliches L ä cheln, und zum hundertsten Mal fragte sich Bosch, was mit Calexico Moore blo ß los gewesen war. Sie machte einen Schritt auf ihn zu und ber ü hrte seine Wange mit ihrer Hand. Er f ü hlte ihr W ä rme, sogar durch den Seidenhandschuh, und roch das Parfum an ihrem Handgelenk. Etwas sehr Leichtes. Kein Geruch, nur ein fl ü chtiger Duft.
    » Ich glaube, ich sollte gehen «, sagte sie.
    Er nickte, und sie trat zur ü ck.
    » Danke «, sagte sie.
    Er nickte. Er wu ß te nicht, wof ü r sie sich bedankte, und konnte nur nicken.
    » Wirst du anrufen? « fragte sie. » Vielleicht k ö nnten wir … Ich wei ß nicht. Ich …«
    » Ich werde anrufen.«
    Diesmal nickte sie, dann drehte sie sich um und begann zur wartenden Limousine zu gehen. Er z ö gerte etwas, bevor er fragte: » Magst du Jazz? Saxophon? «
    Sie blieb stehen und wandte sich zu ihm um. In ihren Augen war alles klar zu lesen. Das Bed ü rfnis, ber ü hrt zu werden. Es war so deutlich, da ß er es auf seiner Haut sp ü rte. Vielleicht war es aber nur seine Projektion, dachte er.
    » Besonders die Solos «, sagte sie. » Die, die einsam und melancholisch klingen.«
    » Es gibt … Ist morgen noch zu fr ü h? «
    » Es ist Silvester.«
    » Ich wei ß . Ich dachte … ich dachte, es w ä re noch nicht die richtige Zeit daf ü r. In dem Apartment, das war … ich wei ß nicht.«
    Sie kam zu ihm zur ü ck und legte ihre Hand um seinen Hals. Dann zog sie sein Gesicht herunter, er str ä ubte sich nicht.
    Sie k üß ten sich lange, und Bosch hielt seine Augen geschlossen. Als sich ihre Lippen l ö sten, schaute er nicht auf, um zu sehen, ob
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