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Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Titel: Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
Autoren: Michael Connelly
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war, da ß man ihn hinauskomplimentieren w ü rde, sobald die Anz ü ge ihn entdeckten. Das Bett war mit einer verblichenen rosa Tagesdecke bezogen. Ein einzelner Stuhl stand da, auf dem eine Zeitung lag. Bosch ging hin ü ber und sah, da ß es die L. A. Times war, sechs Tage alt. Es gab eine Kommode mit Spiegel neben dem Bett. Darauf stand ein Aschenbecher mit einer einzelnen Kippe, ausgedr ü ckt, nur halb geraucht. Au ß erdem eine 38-Special in einem Stiefelhalfter aus Nylon, eine Brieftasche und ein Dienstmarkenetui. Die letzteren drei Gegenst ä nde waren mit dem schwarzen Puder best ä ubt worden. Kein Abschiedsbrief auf der Kommode – der Stelle, wo Harry ihn am ehesten erwartet h ä tte.
    » Kein Abschiedsbrief «, sagte er mehr zu sich als zu Donovan.
    » Nee, auch nichts im Badezimmer. Schau dich um. Das hei ß t, falls du keine Angst hast, dein Weihnachtsdinner loszuwerden.«
    Harry blickte in den kurzen Gang, der links von der R ü ckseite des Betts ausging. Die Badezimmert ü r war rechts, und er sp ü rte, wie sich sein Widerwillen regte, als er sich ihr n ä herte. Seiner Meinung nach gab es keinen Polizisten auf der Welt, der nicht wenigstens einmal daran gedacht hatte, das eigene Licht auszuknipsen.
    Auf der Schwelle blieb er stehen. Der K ö rper ruhte auf den schmuddeligen wei ß en Fliesen, mit dem R ü cken gegen die Wanne gelehnt. Das erste, was Bosch registrierte, waren die Stiefel. Graue Schlangenhaut mit Bulldog-Abs ä tzen. Moore hatte sie getragen an dem Abend, als sie zusammen trinken waren. Ein Stiefel war immer noch am Fu ß , und er konnte das Markenzeichen sehen, ein S wie Snake auf den abgetretenen Gummiabs ä tzen. Der linke Stiefel war ausgezogen und stand aufrecht neben der Wand. Der unbeschuhte Fu ß steckte in einer Socke, die in eine Plastikt ü te f ü r Beweismaterial geh ü llt war. Wahrscheinlich war die Socke einmal wei ß gewesen, vermutete Bosch. Jetzt hatte sie ein unbestimmbares Grau angenommen, und das Bein war leicht aufgedunsen.
    Auf dem Boden neben dem T ü rpfosten stand eine Schrotflinte, Kaliber 20 mit Zwillingsl ä ufen. Der Schaft war an der unteren Kante aufgesplittert. Ein zehn Zentimeter langer Holzsplitter lag auf den Fliesen und war von Donovan oder einem der Detectives mit einem Farbstift eingekreist worden.
    Bosch hatte nicht viel Zeit, sich diese Fakten durch den Kopf gehen zu lassen. Er versuchte blo ß , alles aufzunehmen. Sein Blick wanderte den K ö rper hinauf. Moore trug Jeans und ein Sweatshirt. Seine H ä nde lagen an der Seite. Seine Haut sah aus wie graues Wachs. Die Finger dick von der Verwesung, die Unterarme zum Platzen prall wie die von Popeye. Bosch sah eine mi ß ratene T ä towierung auf dem rechten Arm, das grinsende Gesicht eines Teufels mit Heiligenschein.
    Der K ö rper war nach hinten gegen die Badewanne gefallen, und es schien fast, als ob Moore seinen Kopf zur ü ckgelehnt h ä tte, um ihn in die Wanne zu tauchen – vielleicht, um sich die Haare zu waschen. Aber Bosch realisierte, da ß es nur so aussah, weil das meiste vom Kopf einfach nicht mehr vorhanden war. Er war zerfetzt worden durch die doppell ä ufige Explosion. Die hellblauen Fliesen, die die Badewanne einrahmten, waren mit getrocknetem Blut ü berzogen. Die braunen Tropfbahnen liefen alle in die Wanne hinunter. Einige der Fliesen waren an den Stellen gesprungen, wo sie von Schrotk ö rnern getroffen worden waren.
    Bosch sp ü rte, da ß jemand hinter ihm stand. Er drehte sich um. Es war der Deputy Chief Irvin Irving, der ihn anstarrte. Irving trug keine Maske und hielt sich auch kein Tuch vor Mund und Nase.
    » Abend, Chief.«
    Irving nickte. » Wieso sind Sie hier, Detective? «
    Bosch hatte genug gesehen, um sich ein Bild von dem zu machen, was hier geschehen war. Er trat von der Schwelle zur ü ck, um Irvin herum, und ging zur Vordert ü r. Irving folgte ihm. Sie kamen an zwei M ä nnern von der Gerichtsmedizin vorbei, die die gleichen blauen Overalls trugen. Drau ß en vor dem Zimmer warf Harry sein Taschentuch in die Abfalltonne, die die Polizei mitgebracht hatte. Er z ü ndete sich eine Zigarette an und sah, da ß Irving einen Schnellhefter in der Hand hielt.
    » Ich hab’s mitgekriegt auf meinem Scanner «, sagte Bosch. » Hab’ mir gedacht, ich fahr’ vorbei, weil ich heute abend Bereitschaft habe. Es ist mein Bezirk, und es sollte mein Fall sein.«
    » Als klar war, wer hier im Zimmer lag, habe ich entschieden, den Fall sofort an Raub-Mord
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