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Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Titel: Harper Connelly 04 - Grabeshauch
Autoren: Charlaine Harris
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ehrlich gesagt hatte ich
     auch nie groß über ihre Kinderlosigkeit nachgedacht. Ich hatte sie eigentlich ausschließlich als Störenfriede betrachtet,
     die uns im Weg standen, wenn wir unsere Schwestern besuchen wollten. Andererseits konnten wir froh sein, dass sie sich Tag
     für Tag um diese beiden kleinen Mädchen kümmerten, die nicht gerade einfach waren.
    In einem Moment seltener Klarheit erkannte ich das und begriff, dass wir uns nicht in Ionas und Hanks Beziehung zu den Mädchen
     einmischen durften. Ich musterte Mariellas Gesicht und sah ihre Verunsicherung. Weder sie noch Gracie konnten jetzt weitere
     Probleme gebrauchen. Die Mädchen versuchten, sich auf das Baby zu freuen, waren aber erst einmal erschüttert.
    Ich konnte sie gut verstehen.

2
    Im Texas Roadhouse hatten wir uns schon für einen Tisch eintragen lassen, als Mark kam. Mark sieht aus wie Tollivers Bruder:
     Beide haben dieselben Wangenknochen, dasselbe Kinn und dieselben braunen Augen. Aber Mark ist kleiner und dicker und (was
     ich allerdings nie laut gesagt habe) längst nicht so intelligent wie Tolliver.
    Ich habe so viele gute Erinnerungen an Mark, dass ich ihn für immer in mein Herz geschlossen habe. Mark tat, was er konnte,
     um uns vor unseren Eltern zu beschützen. Nicht, dass unsere Eltern uns bewusst wehtun wollten, aber sie waren nun mal drogensüchtig.
     Drogensüchtige vergessen, dass sie Eltern sind. Sie vergessen, dass sie verheiratet sind. Sie sind nur noch süchtig.
    Mark hatte schwer gelitten, da er sich noch besser als Tolliver an einen normalen Vater erinnern konnte. Mark erinnerte sich,
     wie er von ihm zum Fischen und Jagen mitgenommen worden war. Dass sein Vater zu Lehrersprechstunden und zu Fußballspielen
     gegangen war und ihm bei seinen Mathehausaufgaben geholfen hatte. Von Tolliver wusste ich, dass er nur noch vage Erinnerungen
     an diese Zeit hatte. Aber die letzten Jahre im Wohnwagen hatten diese Erinnerungen immer mehr überschattet, bis der Schmerz
     auch jene Flamme gelöscht hatte, die sie noch am Leben hielt.
    Mark war seit Neuestem Manager bei JCPenney. Er trug eine marineblaue Hose, ein gestreiftes Hemd und ein Namensschild.Als ich sah, wie er das Restaurant betrat, wirkte er erschöpft. Aber seine Miene erhellte sich sofort, als er uns entdeckte.
     Mark trug sein Haar sehr kurz und hatte seinen Schnurrbart abrasiert. Dieses propere Erscheinungsbild ließ ihn älter, aber
     auch irgendwie selbstbewusster wirken.
    Tolliver und sein Bruder absolvierten das typische Männerbegrüßungsritual, indem sie sich auf den Rücken klopften und mehrmals
» Hey, man! «
sagten. Ich wurde weniger heftig umarmt. Genau im richtigen Moment erfuhren wir, dass wir jetzt Platz nehmen konnten. Als
     wir in unserer Nische saßen und mit Speisekarten versorgt waren, fragte ich Mark nach seinem Job.
    »Unser Weihnachtsgeschäft war weniger gut als erhofft«, sagte er ernst. Mir fiel auf, wie weiß und ebenmäßig seine Zähne waren,
     und ich spürte einen eifersüchtigen Stich anstelle seines Bruders. Im Gegensatz zu Tolliver war Mark damals alt genug gewesen,
     um seine Zähne korrigiert zu bekommen. Als dann Tolliver mit der typisch amerikanischen Mittelstands-Zahnspange und Aknebehandlung
     an der Reihe gewesen wäre, hatte die Abwärtsspirale für unsere Eltern bereits begonnen. Ich schüttelte die unangemessene Eifersucht
     ab. Mark hatte in dieser Hinsicht einfach Glück gehabt. »Die Verkaufszahlen sind hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben,
     und wir werden uns in diesem Frühling ganz schön anstrengen müssen«, sagte er.
    »Und worauf führst du das zurück?«, fragte Tolliver, als ob es ihn auch nur einen Scheiß interessierte, warum der Laden nicht
     so lief, wie er sollte.
    Mark schwallte ihn weiter mit dem Laden und seiner Verantwortung zu, und ich zwang mich, das gebührende Interesse zu zeigen.
     Das war ein besserer Job als der des Restaurantleiters, den er vorher gehabt hatte, zumindest die Arbeitszeiten waren besser.
     Mark hatte zwei Jahre lang dasJunior College besucht und danach ein Abendstudium absolviert. Irgendwann hatte er einen Abschluss gemacht. Ich bewunderte
     ihn für seine Ausdauer. Weder Tolliver noch ich hatten so viel erreicht.
    Doch obwohl ich den Eindruck erweckte, zuzuhören, und Mark wirklich mochte, langweilte ich mich ehrlich gesagt zu Tode. Ich
     musste daran denken, wie Mark einmal einen Besucher meiner Mom k. o. geschlagen hatte, einen taffen Burschen um die dreißig,
     der
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