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Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11
Autoren: Charlaine Harris
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immer noch ein Kind gewesen. Sie hatte Gymnastik und Kunst gemocht
und es gehasst, ihr Bett zu machen und den Müll rauszubringen. All das wusste
ich aus Gesprächen mit ihren Eltern oder besser gesagt aus deren Monologen.
Joel und Diane hatten wohl geglaubt, mir Tabitha möglichst lebhaft schildern zu
müssen, damit ich mich noch mehr anstrengte, sie zu finden.
    »Glaubst du,
sie liegt schon hier, seit sie vermisst wurde?«, fragte Tolliver schließlich.
    Wir waren im
Frühling des vergangenen Jahres von der Familie Morgenstern nach Nashville beordert worden. Damals war Tabitha bereits seit
einem Monat verschwunden.
    Die Polizei
hatte ihre Suchbemühungen eingestellt, da sie schon alles durchkämmt hatte. Das
FBI hatte sich ebenfalls von dem Fall zurückgezogen. Der Apparat, der
installiert worden war, um Telefonate zurückzuverfolgen, war wieder abgebaut
worden, weil keine Lösegeldforderungen eingegangen waren. Inzwischen erwartete
das auch niemand mehr.
    »Nein«,
sagte ich. »Die Erde war relativ frisch umgegraben. Trotzdem glaube ich, dass
sie schon die ganze Zeit tot war. Das hoffe ich zumindest.« Abgesehen von einem
ermordeten Kind gibt es nichts Schlimmeres als ein ermordetes Kind, das vorher
noch lange gequält oder sexuell missbraucht worden ist.
    »Du hattest
keine Chance, sie zu finden«, sagte Tolliver. »Damals, meine ich.«
    »Nein«,
pflichtete ich ihm bei. »Das stimmt.«
    Aber nicht,
weil ich mich nicht genug angestrengt hätte. Die Morgensterns hatten mich
kontaktiert, nachdem alle bewährten Methoden, ihr vermisstes Kind zu finden,
gescheitert waren.
    Ja, ich
hatte versagt, aber ich hatte mein Bestes gegeben. Ich hatte das Haus
abgesucht, den Garten, die gesamte Nachbarschaft, ja sogar jedes Grundstück in
der Nähe von Menschen, die schon einmal mit dem Gesetz in Konflikt geraten
waren. Manche davon hatte ich nachts abgesucht, weil die Hausbesitzer nicht
einverstanden waren. Ich ging nicht nur das Risiko ein, verhaftet, sondern auch
verletzt zu werden. In der zweiten Nacht hätte mich beinahe ein Hund erwischt.
    Ich
inspizierte nahe gelegene Schrottplätze, Teiche, Parks, Mülldeponien und
Friedhöfe, wobei ich ein weiteres Mordopfer im Kofferraum eines kaputten Autos
fand (ein Gratisgeschenk an die Polizei von Nashville, die
schwer begeistert war, noch einen Mord in ihre Statistiken aufnehmen zu müssen)
sowie einen Obdachlosen, der im Park eines natürlichen Todes gestorben war.
Aber ein elfjähriges Mädchen hatte ich nicht gefunden. Und das trotz einer
neuntägigen Suche, an deren Ende ich Diane und Joel Morgenstern sagen musste,
dass ich ihr Kind nicht finden konnte.
    Tabitha war
direkt aus ihrem Garten in einem vornehmen Vorort von Nashville entführt worden, während sie an einem warmen Vormittag die Blumenbeete
neben der Haustür goss. Als Diane hinausgegangen war, um Einkäufe zu machen,
hatte sie festgestellt, dass Tabitha verschwunden war. Aus dem Gartenschlauch
lief immer noch Wasser.
    Als Tochter
eines Steuerberaters, dessen Kanzlei viele Nashville-Sänger und Leute aus der
Plattenindustrie zu ihren Kunden zählte, hatte Tabitha eine relativ
unbeschwerte Kindheit gehabt. Obwohl sie einen Halbbruder besaß, da Joel schon
einmal verheiratet gewesen und bereits verwitwet war, schien Tabitha in
geordneten Familienverhältnissen aufgewachsen zu sein, wo sich alles nur darum
drehte, sie und ihren Bruder Victor glücklich zu machen.
    Meine und
Tollivers Kindheit hatte anders ausgesehen - zumindest ab einem gewissen
Zeitpunkt. Da hatten unsere Juristen-Eltern nämlich angefangen, gemeinsam mit
ihren Mandanten Drogen zu nehmen und sich zu betrinken. Nach einer Weile waren
die Mandanten keine Mandanten mehr gewesen, sondern Kumpel. Dieser Absturz
hatte mich schließlich in das Bad des besagten Wohnwagens in Texarkana
gebracht, wo der Blitz durchs Fenster kam.
    Meine
Erinnerungen sind alles andere als rosig.
    So gesehen
war ich fast schon froh, als der Detective - er hieß
Corbett Lacey - mit Kaffee für uns zurückkam und mich auf andere Gedanken
brachte. Er versuchte es auf die weiche Tour. Früher oder später
(wahrscheinlich später) würde es ein anderer auf die harte Tour versuchen.
    »Erzählen
Sie mir, was Sie heute Morgen hierhergeführt hat«, forderte uns Corbett Lacey
auf. Er war ein stämmiger blonder Mann mit starken Geheimratsecken, einem
dicken Bauch und flinken blauen Äuglein, die aussahen wie rastlose Murmeln.
    »Dr. Nunley
hatte uns eingeladen, zum alten Friedhof zu
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