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Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11
Autoren: Charlaine Harris
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meinem Sinn wieder tief in den Boden hinab.
    Doch das
Ergebnis blieb dasselbe.
    »Hier liegen
zwei Tote statt einem«, sagte ich.
    Erwartungsgemäß
suchte Nunley nach einer logischen Erklärung. »Vielleicht ist ein Sarg
zerbrochen und hat den Leichnam in das Grab daneben rutschen lassen«, sagte er
ungeduldig. »Oder irgendwas in der Art.«
    »Nein, der
tiefer gelegene Leichnam befindet sich in einem intakten Sarg.« Ich holte tief
Luft. »Aber der darüber nicht. Er ist deutlich frischer. Die Erde hier wurde
erst kürzlich umgegraben.«
    Endlich
neugierig geworden, verstummten die Studenten. Dr. Nunley sah in seine
Unterlagen. »Wen ... sehen Sie... da drin?«
    »Der untere
Tote, der ältere...« Ich schloss kurz die Augen und versuchte durch den einen
Toten hindurch auf den anderen zu sehen. So etwas hatte ich noch nie getan.
»... ist ein junger Mann namens Josiah, so wie es auch auf dem Grabstein steht.
Er ist übrigens nach einer Schnittverletzung an einer Blutvergiftung
gestorben.« Ich sah Nunley an, dass ich recht hatte. Egal, was der Priester
über Josiahs Tod geschrieben hatte, mit dem heutigen Wissen waren die Symptome
leicht zu deuten. Was der Priester vermutlich nicht gewusst hatte, war, dass
ihm diese Schnittwunde bei einem Kampf zugefügt worden war. Ich sah, wie das
Messer durch das Fleisch des jungen Mannes glitt, spürte, wie er die Blutung
stillte, doch die Infektion hatte ihn dahingerafft.
    »Die obere
Leiche, die neuere, ist die eines jungen Mädchens.«
    Plötzlich
herrschte Totenstille. Ich konnte hören, wie der Verkehr wenige Meter vom alten
Friedhof entfernt vorbeirauschte.
    »Wie frisch
ist die zweite Leiche?«, fragte Tolliver.
    »Sie ist
höchstens zwei Jahre alt«, sagte ich. Ich drehte den Kopf nach links und nach
rechts, um so gut wie möglich kommunizieren zu können. Was das Alter der
Gebeine anbelangt, orientiere ich mich überwiegend an der Intensität der
Schwingungen und daran, wie sie sich anfühlen. Ich habe nie behauptet, eine
Naturwissenschaftlerin zu sein. Aber ich irre mich nun mal nicht.
    »Oh mein
Gott«, flüsterte eine der Studentinnen, die endlich begriff, was das bedeutete.
    »Sie ist ein
Mordopfer«, sagte ich. »Sie hieß... Tabitha.«
    Als ich
begriff, was ich da soeben gesagt hatte, drohte das Damoklesschwert auf mich
herabzufallen. Der Schachtelteufel sprang mir mitten ins Gesicht.
    Mein Bruder
rannte wie von der Tarantel gestochen auf mich zu. Er blieb erst kurz vor dem
Grab stehen, nahe genug, um meine Hand zu nehmen. Unsere Blicke trafen sich. In
seinen Augen stand dieselbe Betroffenheit wie in meinen.
    »Sag, dass
das nicht wahr ist«, meinte Tolliver und ließ meinen Blick nicht los.
    »Doch«,
erwiderte ich. »Wir haben endlich Tabitha Morgenstern gefunden.« Nach einem
kurzen Moment, in dem sich die jüngeren Studenten fragend ansahen, sagte Clyde Nunley: »Sie meinen ... das Mädchen, das in Nashville entführt wurde?«
    »Ja«,
erwiderte ich. »Genau das meine ich.«

2
     
    Ich hatte
auf zwei Mordopfern gestanden, auf einem älteren und einem jüngeren Datums. Von
dem älteren erhielt ich merkwürdige Signale, aber ich stand noch immer unter
Schock, weil ich Tabitha gefunden hatte, vielleicht war das der Grund dafür.
Josiah Poundstone würde ich mir für später aufheben. Im Augenblick interessierte
sich ohnehin niemand für ihn.
    »Sie müssen
uns so einiges erklären«, sagte der Detective, und das
war noch harmlos ausgedrückt. Wir befanden uns im Morddezernat, aber die mit
Teppich ausgelegten Büroeinheiten, die klingelnden Telefone und die an der Wand
befestigte Flagge ließen die Etage eher wie eine mittelständische, gut gehende
Firma aussehen und weniger wie ein Polizeirevier.
    Manchmal
falle ich in Ohnmacht, wenn ich eine Leiche finde, die eines gewaltsamen Todes
gestorben ist. Es wäre schön gewesen, auch dieses Mal in Ohnmacht zu fallen,
aber das tat ich leider nicht. Ich hatte die Zweifel und die Entrüstung auf den
Gesichtern der Polizisten nur zu deutlich gesehen. Die anfängliche Skepsis und
Empörung der beiden Uniformierten, die zuerst aufgetaucht waren, war nur
verständlich und auch vorhersehbar. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass man
ein jahrhundertealtes Grab öffnen würde, nur weil irgendeine Verrückte, die
sich als Trickbetrügerin durchs Leben schlug, so etwas verlangte.
    Aber je mehr
ihnen Clyde Nunley erzählte, desto unbehaglicher wurde
ihnen zumute. Nachdem sie die Oberfläche des Grabes ausführlich mit der
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