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Titel: Hardware
Autoren: Walter Jon Williams
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an ihre Stelle ist eine Sehnsucht aus gehärtetem Stahl getreten - die Sehnsucht, die alle Schmutzjungs und Gossenmädchen haben. Um sie zu stillen, muß ihr Wunsch stärker sein als der aller anderen, und sie muß bereit sein, das zu tun, was nötig ist - oder es mit sich geschehen zu lassen, wenn es soweit kommt. Unwillkürlich fährt sie sich mit der Hand an die Kehle, als sie an Wiesel denkt. Nein, sie hat keine Zeit für Tränen.
     "Suchst du Arbeit, Sarah?" Die Frage kommt von dem stillen Weißen, der am Ende der Bar gesessen hat. Er ist näher getreten, eine Hand an der Lehne des Barstuhls direkt neben ihr. Er lächelt, als ob er es nicht gewohnt wäre.
     Sie verengt die Augen, während sie ihn von der Seite ansieht, und nimmt absichtlich einen langen Schluck. "Nicht die Art Arbeit, die dir vorschwebt, Steifkragen", sagte sie.
     "Du bist mir empfohlen worden", sagt er. Seine Stimme ist Sandpapier, von der Art, die man nie vergißt. Vielleicht hat er sie nie im Leben erheben müssen.
     Sie nimmt wieder einen Schluck und sieht ihn an. "Von wem?" fragt sie.
     Das Lächeln ist jetzt verschwunden; das nichtssagende Gesicht sieht sie wachsam an. "Vom Hetman."
     "Michael?" fragt sie.
     Er nickt. "Mein Name ist Cunningham."
     "Was dagegen, wenn ich Michael anrufe und ihn frage?" Der Hetman kontrolliert die Drittmänner in der Bay-Gegend, und manchmal setzt sie das Wiesel für ihn ein. Ihr gefällt der Gedanke nicht, daß er Fremden gegenüber ihren Namen fallen läßt.
     "Wenn du willst", sagt Cunningham. "Aber zuerst würde ich gern mit dir über die Arbeit reden."
     "Das hier ist nicht die Bar, wo ich hingehe, wenn ich Arbeit suche. Du kannst mich um zehn im Plastic Girl treffen."
     "Das ist kein Angebot, das warten kann."
     Sandra dreht ihm den Rücken zu und schaut in Maurices Metallaugen. "Dieser Mann", sagt sie, "belästigt mich." Maurices Gesichtsausdruck verändert sich nicht. "Sie gehen am besten", sagt er zu Cunningham.
     Sarah, die Cunningham nicht ansieht, hat aus dem Augenwinkel heraus den Eindruck, daß eine Feder hochspringt. Cunningham wirkt größer als einen Moment zuvor.
     "Kann ich erst noch austrinken?" fragt er.
     Ohne nach unten zu schauen, langt Maurice in die Ladenkasse und wirft Geldscheine auf die dunkle Bartheke. "Der Drink geht aufs Haus. Machen Sie, daß Sie rauskommen!"
     Cunningham sagt nichts. Einen stillen Moment lang blickt er nur in die unerschrockenen Metallaugen. "Townsend", sagt Maurice, ein Codewort und der Name des Generals, der ihn einst gegen die Orbitalen und ihre sengenden Verteidigungsenergien geführt hat. Die Hardware des Blue Silk nimmt sein Stimmuster auf, und die Verteidigungssysteme kommen aus ihrem Versteck über dem Barspiegel hervor und rasten ein. Sarah blickt nach oben. Militärlaser, denkt sie, auf dem Schwarzmarkt organisiert, oder vielleicht aus Maurices altem Kutter. Sie fragt sich, ob die Bar über genug Energie verfügt, um sie einzusetzen, oder ob sie ein Bluff sind.
     Cunningham bleibt noch eine halbe Sekunde reglos stehen, dann dreht er sich um und verläßt wortlos das Blue Silk. Sarah sieht nicht hin, als er geht.
     "Danke, Maurice."
     Maurice ringt sich ein trauriges Lächeln ab. "Zum Teufel, Lady", sagt er, "du bist Stammgast. Und der Kerl kommt von den Orbitalen."
     Sarah bemerkt ihre Überraschung. "Er ist von den Blöcken?" fragt sie. "Bist du sicher?"
     "Innes", sagt Maurice, ein weiterer Name aus der Vergangenheit, und die Laser gleiten wieder in ihre Schlitze zurück. Seine Hände zucken vor, um das Geld von der Theke zu nehmen. "Ich hab' nicht gesagt, er _ist_ von den Blöcken, Sarah", erklärt Maurice. "Aber er war da. Und zwar erst vor kurzem. Man kann's dran sehen, wie sie laufen, wenn man 'n Blick dafür hat." Er hebt einen knorrigen Finger an den Kopf. "Sein Ohr, weißt du? Durch Zentrifugalkraft erzeugte Schwerkraft ist halt 'n bißchen was anderes. Dauert 'ne Weile, bis man sich drauf einstellt."
     Sarah runzelt die Stirn. Was für einen Job will ihr der Mann anbieten? Etwas so Wichtiges, daß er durch die Atmosphäre heruntergekommen ist, um irgendein Gossenmädchen und dessen Wiesel anzuheuern? Nicht sehr wahrscheinlich.
     Na schön. Sie wird ihn im Plastic Girl treffen, oder auch nicht. Sie hat nicht vor, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Sie verlagert ihr Gewicht von einem Bein aufs andere. Selbst durch den Endorphinnebel flackert Schmerz in den Muskeln auf. Sie hält ihr Glas hoch. "Noch einen, Maurice,
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