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Titel: Hardware
Autoren: Walter Jon Williams
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TRÄUME*
     Das Plastic Girl ist die Idealvorstellung eines Ganoven vom guten Leben. Es gibt einen Raum für den Zonentanz, und an jedem Tisch sind Kopfgeräte, mit denen man sich in euphorische Zustände oder Pornographie oder alles andere einstöpseln kann, was man braucht und sich nicht in die Venen zu jagen traut. Orbitale Pharmaziegesellschaften liefern die Effekte umsonst, als Werbung für ihre Produkte. Auf der verspiegelten Bar im Hintergrund sind Tänzerinnen; die Bar ist mit Spielautomaten bestückt, und wenn man gewinnt, greift ein Haken in ein Kleidungsstück einer Tänzerin und zieht es ihr aus. Bei einem Hauptgewinn fallen sofort alle Hüllen sämtlicher Tänzerinnen.
     Sarah ist im großen Raum vorne; laute Musik, rote Ledernischen, Messingverzierungen. In dem ruhigen Raum im hinteren Teil, wo alles aus mattiertem Aluminium und viel dunklem Holz ist, das vielleicht einmal der letzte Mahagonibaum in Südostasien war, hat sie nichts zu suchen und wird dort auch wohl nie etwas zu suchen haben. Dieser Raum ist für die Jungs, die in dieser schnellen und gefährlichen Welt den Ton angeben, und obwohl dort kein Schild mit der Aufschrift ZUTRITT FÜR FRAUEN VERBOTEN hängt, könnte es durchaus der Fall sein. Sarah ist eine unabhängige Unternehmerin und wird mit einem gewissen Maß an Respekt behandelt, aber letztlich ist sie immer noch käufliches Fleisch, wenn auch auf etwas höherem Niveau als früher.
     Aber trotzdem, der rote Raum ist hübsch. Es gibt Hologramme, Farben und Spiralen wie DNA-Nachbildungen, die unmittelbar über Augenhöhe schweben und ihr buntscheckiges Licht durch das Kristallglas und den funkelnden Schnaps in den Händen der Stammgäste werfen, und an jedem Tisch sind Anschlüsse für Computerdecks angebracht, damit die Gäste sich über ihre Finanzen auf dem laufenden halten können, und es gibt Mädchen mit neugeformten Brüsten und Gesichtern, die in ihren engen Plastikkorsetts an jeden Tisch kommen, die Drinks bringen und mit identischem und sehr farblos-freundlichem Lächeln zusehen, wie man seine Kreditnadel in ihren Tabulator steckt und mit dem Fingernagel ein großzügiges Trinkgeld ein tippt.
     Sarah ist bereit für das Treffen mit Cunningham. Sie trägt eine marineblaue Jacke, die sie unter Garantie vor kinetischer Gewalt bis zu neunhundert Fußpfund pro Quadratzoll schützt, und eine Hose, die siebenhundertfünfzig aushält. Sie hat einige Endorphine investiert und die Zeit von zwei Burschen ihres Schlages gekauft. Sie laufen locker in der Bar herum, bereit, ihr Cunningham oder seine Freunde vom Hals zu halten, wenn es nötig ist. Sie weiß, daß sie einen klaren Kopf braucht, und hat die Endorphin-Dosis niedrig gehalten. Die Schmerzen machen sie gereizt, und sie kann immer noch nicht sitzen. Sie steht an einem kleinen Tisch und nippt an ihrem Rum mit Limonensaft. Und wartet.
     Und dann ist Cunningham da. Höfliches Gesicht, braune Augen, braune Haare, brauner Anzug. Eine flüsternde Stimme, die von sauberen Orten spricht, wo sie nie gewesen ist, von hellen und angenehmen Orten vor dem schwarzen und reinen Diamant.
     "Okay, Cunningham", sagt sie. "Das Geschäft."
     Cunninghams Augen zucken zu dem Spiegel hinter ihr. "Freunde?" fragt er.
     "Ich kenne Sie nicht."
     "Hast du den Hetman angerufen?" Sie nickt.
     "Er hat Sie empfohlen", sagt sie. "Aber Sie arbeiten nicht für ihn. Vielleicht war er Ihnen einen Gefallen schuldig. Also bin ich vorsichtig."
     "Verständlich." Er holt ein Computerdeck aus einer Innentasche und stöpselt es in den Tisch. Tief in der dunklen Tischplatte leuchtet ein blasser, bernsteinfarbener Schirm auf und zeigt eine Reihe von Zahlen.
     "Wir bieten dir das in Dollars", sagt er.
     Sarah spürt einen Hauch von Metall an ihren Nerven, auf ihrer Zunge. Der Hauptgewinn, denkt sie, der große Treffer.
     "Dollars?" sagt sie. "Machen Sie keine Witze!"
     "Gold?" Eine weitere Reihe von Zahlen erscheint.
     Sie nimmt einen Schluck von ihrem Rum. "Zu schwer."
     "Aktien. Oder Drogen. Such dir's aus!"
     "Was für Aktien? Was für Drogen?"
     "Ganz nach deiner Wahl."
     "Polymyxin-phenildorphin Nu. Das ist gerade knapp."
     Cunningham runzelt die Stirn. "Wenn du willst. Aber in rund drei Wochen oder so kommt eine Menge davon auf den Markt."
     Ihre Augen fordern ihn heraus. "Haben Sie's aus dem Orbit mit runtergebracht?" fragt sie.
     In seinem Gesicht zuckt es nicht einmal. "Nein", sagt er. "Aber wenn ich du wäre, würde ich's mit
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