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Hard Man

Hard Man

Titel: Hard Man
Autoren: Allan Guthrie
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Toter Hund und Zigarettenqualm. Er war ihm in alle Poren gedrungen. Am liebsten hätte er sich die Wangen geschrubbt, bis sie glänzten. Er öffnete das Fenster. Es änderte nicht viel, nur dass jetzt Verkehrslärm, Kindergeschrei und ein Hauch von einem Grillfeuer hereinkam, der die anderen Düfte im Auto vorübergehend überdeckte. Er schaute, ob er irgendjemanden beim Grillen ausmachen konnte. Aber wie auch immer, es kam von weiter oben am Strand, außer Sicht.
    Baxter knibbelte an einem Fingernagel. »Mr. Pearce«, sagte er, »der Mann meiner Tochter ist ein gemeines Dreckstück. Sie haben gesehen, was er mit meinem Hund angestellt hat. Wir haben Ihnen erzählt, was er mit uns gemacht hat. Die Beweise sehen Sie vor sich.« Er deutete auf seine Nase. »Und er hat meine schwangere Tochter schon verprügelt.«
    »Wallace ist berüchtigt«, sagte Flash. »Schwer berüchtigt. Hör dich mal um.«
    Pearce schaute weg. In dem Auto herrschte einen Moment lang Schweigen. Er lauschte dem Rauschen der Wellen in der Ferne, dem Hupen eines zurückstoßenden Busses an der Haltestelle ein Stück links von ihm. Er schaute aufs Meer hinaus. Möwen stürzten sich aus der Luft auf Bissen am Ufer. Er hatte ein seltsames Gefühl von Zeitlosigkeit. Als wäre dies alles hier vor hundert Jahren passiert. Dann hörte er das Dröhnen eines Flugzeugs, das über sie hinwegflog. Es machte der Illusion ein Ende.
    Umso besser. Er war gerade einen kurzen Moment sentimental geworden.
    »Er hat May verprügelt. Er hat uns zusammengeschlagen. Er hat den Hund kaltgemacht. Das ist eine Steigerung. Da kriegt man doch Angst.« In Rogs Wange zuckte ein Muskel. »Der bringt noch einen um.«
    »Man kann aufgrund dessen, was er dem Hund angetan hat, nicht beurteilen, was er als Nächstes macht«, sagte Pearce. »Einem Menschen das Leben zu nehmen ist was ganz anderes als einen Hund umzubringen. Scheiße, ihr wisst nicht mal sicher, ob er den Hund umgebracht hat.«
    »Wer sonst hätte so was machen sollen?«, sagte Baxter. »Okay«, sagte Pearce. »Aber wieso hätte er das machen sollen?«
    »Er ist ein sadistisches Arschloch«, sagte Flash, »ist nicht das erste Mal, dass er gewalttätig war. Vergiss das, was er mit uns gemacht hat. Das war gar nichts. Mit achtzehn hat Wallace mal ‘nen Mann von der Straße weg gekidnappt, einen total Fremden, hat ihn in sein Auto geschmissen und zwei Tage lang in seinem Schlafzimmer festgehalten und ihm hübsche Muster ins Gesicht geritzt. Zum Schluss hat er ihm zwei seiner abgetrennten Finger in den Arsch geschoben.«
    »Wie originell. Hat er gesessen?«
    »Ist damit durchgekommen.«
    »Der Typ hatte zu viel Angst, stimmt’s?«
    »Nee. Irgendwelche Probleme, weil Beweisstücke fehlten. Alle wussten, dass er’s getan hatte, aber sie konnten’s ihm nicht nachweisen.«
    »Und warum hat er das gemacht?«
    »Weil er verrückt ist«, sagte Flash.
    »Da ist er weiß Gott nicht der Einzige«, sagte Pearce. »Okay, er ist verrückt. Was meint ihr, was er in puncto May wirklich denkt?«
    »Sie ist seine Frau. Aber das Baby ist nicht von ihm. Und das kriegt er nicht auf die Reihe.«
    »Und wieso schickt er sie dann nicht einfach in die Wüste?«, fragte Pearce.
    »Er will sie nicht haben«, sagte Baxter. »Aber er will auch nicht, dass irgendjemand anders sie hat. Und er will nicht, dass sie das Baby kriegt.«
    Pearce zweifelte keine Minute daran, dass Baxter recht hatte. Es hörte sich an, als hätte Wallace die armselige, verrückte Bande ganz schön aufgemischt.
    »Wollen Sie den Job?«, fragte Baxter.
    »Ich überleg’s mir«, teilte Pearce ihm mit. Die Worte waren heraus, bevor er wusste, was er sagte. Eigentlich wollte er es sich gar nicht überlegen. Die ganze Geschichte war total lachhaft. Der irre alte Spinner und seine nur geringfügig weniger irren Söhne, der tote Hund - der Gestank wurde auch nicht besser -, die halbwüchsige Tochter, das ungeborene Kind, der rachsüchtige Vater. Eine Familie direkt aus der Hölle. Wollte er sich da wirklich reinziehen lassen? Er war doch kein Sozialarbeiter. Ach, Scheiße, die Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich etwas Schlimmes passieren würde, stand weniger als eine Million zu eins. Alles pure Paranoia und Spinnerei. »Aber macht euch nicht zu große Hoffnungen«, sagte er.
    Pearce schaute ihnen nach, als sie wegfuhren. Baxter am Steuer, Rog auf dem Beifahrersitz, Flash ausgestreckt auf dem Rücksitz und Louis verfaulend im Kofferraum.
     
    Als Pearce in seine Wohnung
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