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Hard Man

Hard Man

Titel: Hard Man
Autoren: Allan Guthrie
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förmlich spüren. Wie dieses Zeug da, Ektoplasma. Es fühlte sich an wie aus dem Kühlschrank, eiskalt.
    »Spürst du das, Mum?«, sagte er.
     
    Aber heute war es nicht neblig. Pearce setzte sich auf eine Bank und blickte aufs Meer. Es war klar und warm. In der Feme ankerten zwei Tanker wie rote Spielzeugschiffe in einer großen Badewanne. Man konnte Kirkcaldy sehen. Schöne Ansicht. Die schönste, die man von Kirkcaldy überhaupt haben konnte, denn je näher man kam, desto schlimmer sah es aus.
    Pack die Gedanken an deine Mutter schön wieder in deinen Kopf, und knall den Deckel zu.
    Pearce konzentrierte sich besser darauf, ob er Baxters Angebot annehmen sollte oder nicht.
    Auf der Promenade war nicht viel los. Die üblichen Verdächtigen: Mutter mit Kind. Eine Familie beim Grillen. Ein Junge, der einen Drachen steigen ließ. Ein Radfahrer. Ein paar Alte, die sich auf einer Bank drängten. Ein einsamer Tourist, der sich mit einem Rucksack abschleppte.
    Pearce konnte nicht stillsitzen. Er stand auf und pfiff nach Hilda.
    Er kam an zwei jugendlichen Pennern vorbei, die auf der Mauer saßen und Buckfast tranken, und einer der beiden fragte ihn, ob er Kleingeld übrig hätte.
    »Was meinst du wohl?«, sagte Pearce.
    Baxter. Bescheuerter Irrer oder treusorgender Vater?
    Am Strand warf ein Typ Stöckchen für zwei Hunde: einen großen Lurcherartigen, ein geschmeidig wirkendes Tier mit dem Körper eines kleines Windhundes, und ein pummeliger kleiner Köter. Pearce blieb stehen und schaute eine Weile zu. Der Köter bekam den Stock jedes Mal als Erster. Entschlossenes kleines Vieh.
    Pearce schaute sich nach Hilda um. Da drüben schnüffelte er an der Einkaufstasche eines alten Muttchens.
    Okay, lass den Hund. Er musste einen Entschluss fassen: Sollte er Baxters Angebot annehmen? Er drehte sich um und ging die Promenade weiter.
    Sich Hilda anzuschaffen war keine schwere Entscheidung gewesen, obwohl er wusste, dass ein Hund Verantwortung bedeutete. Man konnte nicht die ganze Nacht wegbleiben oder ins Ausland verreisen. Aber Pearce blieb nie die ganze Nacht aus, und er verreiste auch nicht ins Ausland. Und dann musste man mindestens zweimal am Tag mit den Viechern Gassi gehen. Aber er wusste, dass er sowieso mindestens einmal, wahrscheinlich eher zweimal am Tag draußen eine Runde drehte.
    Dann hatte er sich Sorgen gemacht, der Hund würde genauso enden wie alle, die er je geliebt hatte. Wie seine Schwester. Wie seine Mum.
    Wie Louis in Baxters Kofferraum.
    Aber diesen Scheiß hatte er sich aus dem Kopf geschlagen, dem Himmel sei Dank.
    Egal, zurück zu Baxter. Was sollte er mit ihm machen? Klar, die Kohle war zweifellos reizvoll. Pearce hatte zwar Mums Wohnung verkauft, aber für die neue am Ende bedeutend mehr bezahlt. Er konnte es immer noch nicht fassen, wie einfach man eine Hypothek bekam. Er hatte sich vorgestellt, seine kriminelle Vergangenheit würde gegen ihn sprechen. Andererseits hatte seine kriminelle Vergangenheit ja nichts mit Betrug zu tun, und vielleicht war deshalb alles so reibungslos gelaufen.
    Er musste nicht mal einen Job erfinden, um die Hypothek zu ergattern. Im Endeffekt genügte seine Einlage von achtzig Riesen, damit man ihm die übrigen fünfundvierzig nur allzu gern bewilligte.
    Jetzt lag es an ihm, wie er die monatlichen Raten aufbrachte.
    Ein paar Riesen hatte er zurückgelegt, um sich über Wasser zu halten. Aber irgendwann musste er sich nach einem Job umsehen. Und das würde schwierig werden.
    Welche Qualifikationen haben Sie für diese Arbeit, Mr. Pearce?
    Hab ‘nem Drogendealer so oft ’nen Schraubenzieher reingerammt, dass ich nicht mehr mit Zählen mitkam. Er ist gestorben. Ich wanderte ins Gefängnis. Kam zehn Jahre später raus und sah zu, wie meine Mutter starb. Wurde zweimal angeschossen, als ich versucht habe, die Sau festzunageln, die sie umgebracht hatte. Qualifikationen? Die gehören zur richtigen Welt. Ich, fürchte ich, nicht. Tut mir leid, Ihre Zeit vergeudet zu haben.
    Pearce brauchte das Geld. Scheiß drauf. Vielleicht sollte er sich lieber eine richtige Arbeit suchen. Das Einzige, was er gemacht hatte, seit er aus dem Gefängnis gekommen war, war Schuldeneintreiben. Und jetzt, wo Cooper im Knast saß, war das auch nicht mehr drin. Was konnte er sonst noch?
    Okay. Wieso sollte er Baxter helfen? Er kannte das alte 40
    Ekel doch überhaupt nicht. Und ganz offensichtlich übertrieb Baxter. Seine Tochter war nicht wirklich in Gefahr. Wollte Pearce ihm das Geld für nichts und
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