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Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler

Titel: Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler
Autoren: Christiane Stella Harald;Bongertz Glööckler
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Kanal denn?«
    Dieter grinste. »Die Richtung ist gar nicht mal verkehrt. Der Shop Channel ist der größte Shopping-Kanal in Japan. Und die wollen dich!«
    Japan! Das war halb um den Globus. Ich dachte an den Jetlag, der mich in Thailand geplagt hatte. Und ich dachte daran, wie viel Zeit ich mittlerweile in Teleshopping-Studios verbrachte. Zu HSE24 hatte sich ja nun tatsächlich noch QVC London gesellt – davon war man bei HSE24 zwar alles andere als begeistert, aber verbieten konnte mir das keiner, weil mein Vertrag sich nur auf Deutschland bezog. So flog ich nun alle paar Wochen auch in die britische Hauptstadt.
    Irgendwie schien ich mit meiner Art auch in England einen Nerv zu treffen. Bei den QVC-Sendungen dürfen die Zuschauer live SMS schicken, die dann in Echtzeit über den Bildschirm flimmern. Und die Zuschauerinnen hatten mich sofort in ihr Herz geschlossen und zu »Prince Harald« erklärt. Ich erhielt Nachrichten wie »Harald, I love you« oder »Ich will dich heiraten, mein Sohn liebt dich auch«. Das fand ich sehr süß – auch wenn das bestimmt ein interessantes Arrangement gewesen wäre.
    Das zusammen war alles wunderbar, aber ganz schön stressig. Irgendwann musste ich doch auch noch ein bisschen Zeit haben, kreativ zu sein. Nun also Japan?
    Am Abend schaute ich mir, sozusagen zur Recherche, mit Dieter noch einmal Lost in Translation mit Bill Murray und Scarlett Johansson an. Eine Szene spielte in der Bar in der obersten Etage des Park Hyatt Tokyo, und man sah die Lichter der Großstadt im Hintergrund verführerisch flimmern. Ich sagte zu Dieter: »Vielleicht muss ich Japan doch eine Chance geben.«
    Im Mai 2009 saßen wir im Flugzeug auf dem Weg ins »Land der aufgehenden Sonne«. Mein erster Eindruck am Flughafenin Tokio war allerdings weit von Fujiyama-Romantik entfernt und nicht besonders exotisch. Die Japaner hatten eine Riesenpanik vor der Schweinegrippe. Dieter und ich wurden mit großem Abstand kritisch beäugt und mussten schließlich per Unterschrift versichern, dass wir keine Schweinegrippe hatten. Interessante Strategie – und viel billiger als eine Impfung.
    Viel Zeit, uns in Tokio umzuschauen, hatten wir danach erst mal nicht. Vor dem Flughafen wartete schon der Rolls-Royce. Wir wurden direkt ins Hotel – das Ritz-Carlton – chauffiert, wo wir uns ein bisschen ausruhen durften, der 14-Stunden-Flug steckte uns in den Knochen, First Class hin oder her. Ein paar Stunden später ging es dann schon zur ersten Besprechung ins Studio, danach gab’s fürs Erste keine Freizeit mehr.
    Ich sprach logischerweise kein Wort Japanisch, darum sollte ich auch die Sendung auf Deutsch bestreiten – mit einer Dolmetscherin. Der Sender hatte für mich ein paar europäische Models engagiert. Warum sie keine japanischen Models genommen hatten, war mir nicht ganz klar. Vermutlich wollte man für den Designer aus Europa auch alles bis ins Detail »europäisch« gestalten. Fürs nächste Mal regte ich an, wenigstens eine Japanerin zu engagieren, damit sich die japanischen Zuschauerinnen besser vorstellen konnten, wie die Sachen an ihnen aussehen würden.
    Während der Sendestunde kam ich mir dann wirklich vor wie Bill Murray in seinem Whisky-Werbespot in Lost in Translation : Die Dolmetscherin war eine ganz reizende Person, hätte aber sonst was erzählen können, und ich hatte keinerlei Kontrollmöglichkeit. Aber wahrscheinlich war das auch ganz egal. Etwas Schlechtes schien die Übersetzerin vor laufender Kamera jedenfalls nicht gesagt zu haben: Der Schmuck und die Kleider, die ich mitgebracht hatte, waren nach einer Stunde ausverkauft.
    Am nächsten Tag hatten Dieter und ich endlich Zeit, uns Tokio anzuschauen. Aber weit kamen wir nicht. Kaum hatte ich einen Fuß auf die Straße gesetzt, wurde ich von einer hübschen Dame im schicken Kostüm angesprochen – sie wollte ein Autogramm. Bei dem einen Mal blieb es nicht, immer wieder wurden wir von Frauen gestoppt, alle hatten sie die Sendung gesehen. Das war bemerkenswert. Schließlich war die Show nicht in der Primetime auf einem der Hauptsender des Landes gelaufen, sondern auf einem Shopping-Kanal. Außerdem hatte Tokio unglaubliche achteinhalb Millionen Einwohner.
    Später erfuhr ich, dass das YouTube-Video von meiner Sendung in Windeseile im Internet die Runde gemacht hatte. Vielleicht lag es auch an meinen schwarzen Haaren, die zu diesem Zeitpunkt etwas länger waren und die ich nach oben frisiert hatte wie bei einer punkigen Manga-Figur. Die
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