Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Happy End am Mittelmeer

Happy End am Mittelmeer

Titel: Happy End am Mittelmeer
Autoren: Raye Morgan
Vom Netzwerk:
war. Er hatte nicht jahrelang Lehrer gehabt, die ihn über seine Stellung aufklärten, jahrelang Bedienstete, die ihn behandelten, als wäre er jemand Besonderes. Aber er wusste es auch so. Seine Herkunft war sowohl ein besonderer Vorteil als auch eine besondere Gefahr – und eine ebensolche Verantwortung.
    ‚Verantwortung ist eine schwere Last‘, wie Shakespeare vor langer Zeit schrieb. Er akzeptierte das. Es gehörte zu seiner Rolle, so wie er es sich stets vorgestellt hatte. Dennoch war es nicht einfach, damit umzugehen.
    Und eine Romanze verkomplizierte die Dinge zusätzlich. Lange Zeit war er der Ansicht gewesen, dass eine gelegentliche Affäre einfach dazugehörte. Es schien, als hätten alle Sprösslinge aus königlichen Familien, über die er in der Regenbogenpresse las, naturgemäß häufig wechselnde Partner. Er hatte es selbst ausprobiert, aber er hatte keinen rechten Gefallen daran gefunden. Etwas in ihm schien nach diesem besonderen Jemand zu suchen, der sein Leben vollkommen machte.
    Woher er diesen Wunsch hatte, wusste er nicht genau. Vielleicht kam er von der guten, bodenständigen holländischen Familie, deren moralische Wertvorstellungen ihn geprägt hatten und die er anscheinend nicht abschütteln konnte, selbst wenn er es wollte. Vielleicht war es auch viel elementarer. Er war sich nicht sicher, er ahnte nur, es machte es schwierig, die Liebe so leicht zu nehmen, wie andere Leute es taten.
    Und jetzt war Ayme da.
    Warum hatte er gerade jetzt an sie gedacht? Was hatte diese Frau, die aus dem Nichts auftauchte und sich mit ihrem Baby in seinem Apartment einquartierte, mit alldem zu tun? Er hatte sich nicht in sie verliebt. Natürlich nicht, denn es wäre verrückt.
    „Wohin fahren wir als Nächstes?“
    Er lächelte. Ihre Fragen nervten ihn nicht einmal mehr. Er erwartete sie, wie man als Eltern das unvermeidliche ‚Sind wir bald da?‘ erwartete.
    „Wie gesagt, unsere Endstation ist Italien.“
    „Fahren wir durch Paris?“, fragte sie erwartungsvoll.
    „Nein. Wir bleiben auf den Nebenstraßen.“
    „Ach.“ Ihre Enttäuschung war offensichtlich. „Ich wollte schon immer einmal ein Glas Wein in einem Pariser Straßencafé trinken.“ Verträumt neigte sie den Kopf zur Seite. „Am liebsten in einem, wo ein Mann Akkordeon spielt und eine Frau im Hintergrund sentimentale Liebeslieder singt.“
    „Zweifellos Edith Piaf.“
    „Möglichst.“ Sie lächelte ihn an. „Warum nicht?“
    „Ich glaube nicht, dass sie noch umherzieht.“
    „Ich weiß. Nur in den Träumen.“
    Er schaute sie an. Mehr als alles andere wollte er, dass sie glücklich war.
    „Wir machen es“, sagte er leise.
    Die Überraschung war ihr anzusehen. „Aber wir haben es eilig.“
    Er nickte. „Wir können nicht nach Paris. Aber keine Sorge. Ich werde ein Straßencafé finden. Vertrau mir.“
    „Ich habe reinstes Vertrauen in dich.“ Sie lächelte glücklich.
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu und fuhr an den Straßenrand. Sanft nahm er sie in den Arm und küsste sie einfach. Sie erwiderte seinen Kuss, als sie sich von der Überraschung erholt hatte. Und als er sich zurückzog, berührte er ihre Wange und meinte leise: „Ich dachte, du bräuchtest einen Kuss.“
    Sie nickte. „Du hattest recht. Ich brauchte ihn.“
    Lächelnd nahm er wieder das Steuerrad in die Hand, und schon fuhren sie weiter.
    Als sie ein paar Stunden später über eine Kopfsteinstraße holperten, teilte er ihr mit, wo sie als Nächstes Station machen würden. „Ich werde sehr bald dieses Straßencafé für dich finden“, sagte er. „Aber jetzt möchte ich, dass du dir erst einmal Ambria ansiehst.“
    „Ambria!“ Sie richtete sich kerzengerade auf.
    „Ja. Ambria.“
    Sie schluckte den Kloß hinunter, den sie auf einmal im Hals hatte. „Wie denn das?“
    „Unter bestimmten Bedingungen kannst du es von der Küste aus sehen. Es liegt nur ein paar Kilometer entfernt.“
    Sie umschlang ganz fest mit ihren Armen ihre Brust und blickte beunruhigt. „Ich bin nicht sicher, ob ich Ambria sehen will.“
    Er schaute sie ruhig an. „Warum nicht?“
    „Ich weiß nicht. Ich fürchte, es wird die Dinge ändern.“
    Nachdenklich blickte er aus dem Fenster. „Du magst recht haben. Aber ich denke, du solltest es trotzdem sehen.“
    Sie war eine ganze Weile still, und er drängte sie nicht. Endlich sagte sie: „Ich tue es, vorausgesetzt, du bleibst bei mir.“
    „Natürlich. Vergiss nicht, du wurdest dort geboren. Du hast ambrische Wurzeln.“
    Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher