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Happy End am Mittelmeer

Happy End am Mittelmeer

Titel: Happy End am Mittelmeer
Autoren: Raye Morgan
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zurückgekommen, um das Kind abzuholen?
    Er versuchte, die Störung mit einem Achselzucken abzutun und wieder einzuschlummern, aber das ging nun nicht mehr. Die Beunruhigung war da. Er würde erst weiterschlafen, wenn er sicher war, dass er sich in einer babyfreien Wohnung befand.
    Seufzend wälzte er sich schließlich aus dem Bett, zog eine Jeans an, die er in einem Stapel Kleidung auf einem Stuhl fand, und begann, leise durch die Räume zu pirschen, wobei er einen nach dem anderen inspizierte und sich verdrossen fragte, warum er überhaupt ein Apartment mit derart vielen Zimmern gemietet hatte. Im Wohnzimmer standen überall kristallene Weingläser herum, und zerknüllte Papierservietten lagen auf Tischen und Stühlen. Um Mitternacht hatte er das Catering-Team nach Hause geschickt – ein Fehler, wie er jetzt erkannte. Aber wer hätte ahnen können, dass seine Gäste bis fast drei Uhr morgens bleiben würden? Egal, die Zugehfrau würde morgen früh kommen und alles wieder blitzblank putzen.
    „Keine Partys mehr“, schwor er sich laut, als er auf eine lange Federboa trat, die jemand hatte liegen lassen. „Ich lasse mich einfach auf die Feste der anderen einladen. Meine Informationsquellen kann ich behalten und den Ärger anderen überlassen.“
    Einstweilen aber musste er seine Wohnung durchsuchen, ehe er zurück ins Bett gehen konnte. Er schlich weiter.
    Und dann fand er das Baby.
    Es schlief. Er öffnete die Tür seines kaum genutzten Fernsehzimmers, und da lag es in einer ausgezogenen Schublade, die als improvisiertes Babybettchen diente. Sein Mündchen war geöffnet, und die runden Bäckchen plusterten sich mit jedem Atemzug ein wenig auf. Es schien ein süßes Kind zu sein, aber er hatte es noch nie vorher gesehen.
    Während er schaute, zuckte das Baby unwillkürlich zusammen, reckte die Ärmchen in die Höhe und ließ sie langsam wieder sinken. Aber es wachte nicht auf. Eingekuschelt in seinen pinkfarbenen Strampelanzug, schien sich das Kind ganz wohlzufühlen. Schlafende Babys waren gar nicht so schlimm. Aber er wusste genau, was passierte, wenn sie aufwachten, und vor dem Gedanken grauste ihm.
    Es war ausgesprochen ärgerlich, ein ungeladenes Baby in den eigenen vier Wänden vorzufinden, und es war offensichtlich, wer schuld daran war – die langbeinige Blondine, die schlafend auf seinem Freischwinger-Sofa lag. Auch sie hatte er noch nie vorher gesehen.
    „Was zum Teufel geht hier vor?“, fragte er leise.
    Keiner von beiden rührte sich, und er wollte sie auch nicht wecken. Er brauchte noch ein, zwei Momente, um die Situation einzuschätzen und einige nüchterne Entscheidungen zu treffen. All seine Überlebensinstinkte waren alarmiert. Er war sich sicher, dass er es hier nicht mit gewöhnlichen Übernachtungsgästen zu tun hatte. Sie mussten etwas mit seiner Herkunft, der fürchterlichen Putschgeschichte und seiner ungewissen Zukunft zu tun haben.
    Er war sich sogar sehr sicher, die beiden würden sich als Gefahr entpuppen – vielleicht sogar als die Gefahr, mit der er all die letzten Jahre gerechnet hatte.
    David war jetzt hellwach. Er musste schnell denken und klar urteilen. Sein Blick fiel auf die Frau, und ungeachtet seines Argwohns fühlte er sich sofort zu ihr hingezogen. Obwohl ihre Beine irgendwie seltsam hingestreckt waren und ihn an ein noch unbeholfenes Fohlen erinnerten, waren sie wohlgeformt, und ihr kurzer Rock, der verführerisch hochgerutscht war, während sie schlief, offenbarte selbige nun auf eine ganz bezaubernde Art. Das gefiel ihm, trotz allem.
    Ihr Gesicht war fast vollständig von einer wilden Lockenmähne verdeckt, aber ein zartes, kleines Ohr schaute heraus. Sie war nicht blutjung, aber ihre ungezwungene Haltung ließ sie unbekümmert und unschuldig wirken, und sie hatte etwas an sich, dass sie auf den ersten Blick liebenswert machte. Die Frau übte einen Reiz aus, der ihn unter anderen Umständen hätte lächeln lassen.
    Aber jetzt runzelte er doch die Stirn und konzentrierte seinen Blick auf das hinreißende kleine Ohr. Es war mit einem auffälligen Ohrring geschmückt, der ihm vertraut erschien. Bei genauerem Hinsehen erinnerte ihn die Form an das einstige Wappen Ambrias – das Wappen der Königsfamilie.
    Adrenalin schoss in sein Blut, sein Herz begann zu rasen, und er wünschte, er hätte die Waffe mitgenommen, die er normalerweise nachts trug. Nur eine kleine Gruppe von vertrauten Menschen wusste von seiner Verbindung zu Ambria, und sein Leben hing davon ab, dass dies
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