Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Happy End am Mittelmeer

Happy End am Mittelmeer

Titel: Happy End am Mittelmeer
Autoren: Raye Morgan
Vom Netzwerk:
Städte sind irgendwie beängstigend“, bemerkte sie nach einer Weile. „Man hat das Gefühl, dass jeder sich selbst der Nächste ist.“
    David zuckte die Achseln. „Sie kennen sich hier nicht aus. Der Ort ist quasi Neuland für Sie.“ Er verzog den Mund. „Wie heißt es doch so schön in dem Song von den Doors: ‚People are strange, when you’re a stranger‘, ‚die Leute sind seltsam, wenn du ein Fremder bist.‘“
    Ayme nickte, als freue sie sich über dieses Zitat. „So kam ich mir vor, als ich heute Abend herkam. Wie eine Fremde in einem seltsamen Stadtteil.“
    Beinahe lächelte er, gegen seinen Willen. Er musste bei dieser Frau hochgradig vorsichtig bleiben. Noch wusste er nicht, warum sie hier war, und nach seiner Erfahrung konnte es ihn teuer zu stehen kommen.
    „Dieser Stadtteil ist wohl kaum seltsam. Er gilt als exklusiv, und die Immobilien hier sind teuer“, sagte er. „Vielleicht vermissen Sie die Langhornrinder und die Cadillacs.“
    Sie sah ihn missbilligend an. Der kaum verhohlene Dünkel in seiner Stimme war ihr nicht entgangen. „Wissen Sie, ich bin nicht das erste Mal außerhalb von Texas. Kurz vor Abschluss meines Studiums war ich ein Semester in Japan.“
    „Dann sind Sie wohl eine richtige Weltenbummlerin?“, mokierte er sich. Im selben Augenblick bereute er seine kleine Spitze schon. Er musste aufpassen. Das Gespräch drohte zu persönlich zu werden. Er sollte langsam zur Sache kommen.
    „Okay, raus damit.“
    Sie zuckte überrascht zusammen. „Womit?“
    Für einen Moment fühlte er sich unbehaglich. Zwar wirkte sie nach außen hin, als wäre sie eine sehr offene und fast naiv sorglose junge Frau, die frohen Mutes in die Welt hinauszog, was immer da draußen auch auf sie wartete. Ihre Augen aber offenbarten eine ganz andere Wahrheit. Er sah in ihnen etwas Tragisches, Angst und Unsicherheit. Und was immer Aymes Geheimnis war, er hoffte, dass es nichts mit ihm zu tun hatte.
    „Wer sind Sie, und was machen Sie hier?“, fragte er wieder. „Warum bringen Sie einen kleinen Säugling mitten in der Nacht in eine fremde Stadt? Und wie sind Sie überhaupt hierhergekommen?“
    Sie starrte ihn an und rang sich schließlich ein Lächeln ab. „Puh. Das ist ja ganz schön viel, um eine halb wache Frau damit zu konfrontieren.“
    Er seufzte nur entnervt. „Sie konfrontierten mich mit einem sechs Wochen alten Baby. Also, raus mit der Sprache.“
    „Nun gut. Meines Erachtens schilderte ich bereits, wie ich hier hereinkam. Eine Party-Clique nahm mich mit, und niemanden kümmerte es.“
    Den Portier würde er später noch zur Rede stellen, dachte David.
    „Wie gesagt, ich heiße Ayme Negri Sommers. Ich komme aus Dallas, Texas. Und …“ Sie schluckte schwer, sah ihm schließlich direkt in die Augen. „Und ich suche Cicis Vater.“
    Diese Auskunft traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. Er wusste genau, dass er sich nun auf gefährliches Terrain begab und jeden Schritt sorgfältig zu prüfen hatte.
    „Ach, tatsächlich?“, bemerkte er betont ungezwungen. „Wo haben Sie ihn denn verloren?“
    Sie nahm die Frage ernst. „Das ist ja das Problem. Ich weiß es nicht genau.“
    Er starrte sie verblüfft an. Machte sie Witze?
    „Aber wie ich aus verlässlicher Quelle hörte, könnten Sie mir bei der Suche helfen.“
    „Ich? Wieso ich?“
    Sie begann mit der Antwort, brach ab und schaute sichtlich betreten zu Boden. „Wissen Sie, deshalb ist es doch so schwierig. Ich weiß es nicht genau. Meine Quelle meinte, Sie wüssten ihn zu finden.“ Erwartungsvoll blickte sie wieder auf.
    „Sie glauben also, es ist jemand, den ich kenne?“, fragte David immer noch ganz ratlos. „Denn ich bin es nicht.“
    Als sie zögerte, rief er erschrocken aus: „Also! Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Ich hätte wohl von so einem kleinen Wesen erfahren, und ich weiß ganz genau, dass ich Sie nie vorher gesehen habe.“ Er schüttelte ungläubig den Kopf.
    Ayme seufzte. „Ich werfe Ihnen doch gar nichts vor.“
    „Gut. Also, warum sind Sie hier?“
    „Nun, der Mann, der mir riet, Sie aufzusuchen, hat mit der Kanzlei zu tun, für die ich arbeite.“
    „Er ist aus Texas? Und er denkt, er weiß, wen ich kenne?“ Kopfschüttelnd drehte David sich um und begann, frustriert auf und ab zu gehen. „Das ist lächerlich. Woher kannte er überhaupt meinen Namen?“
    „Er sagte mir, dass Sie sich in denselben gesellschaftlichen Kreisen bewegen wie Cicis Vater und dass ich mir keine Sorgen machen sollte. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher