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Happy End am Mittelmeer

Happy End am Mittelmeer

Titel: Happy End am Mittelmeer
Autoren: Raye Morgan
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wirklich meins. Woran haben Sie es bemerkt?“
    „Daran, dass Sie überhaupt keinen blassen Schimmer von Babypflege haben“, eröffnete er ihr, nahm ihr die Windel aus der Hand und machte sich daraufhin selbst ans Werk. „Daran, dass Sie auf der Windelpackung die Gebrauchsanleitung nachlesen müssen.“
    Ayme seufzte aufrichtig. „Das musste wohl so kommen. Trotzdem fällt mir ein Stein vom Herzen. Ich hasse es, eine Lüge zu leben.“ Eher dankbar als grollend schaute sie ihn an. „Aber woher wissen Sie so viel über Babys?“
    „Ich bin in einer großen Familie aufgewachsen. Wir mussten alle mit anpacken.“
    „Bei uns gab es leider keine Babys. Bei uns gab es nur mich und Sam.“
    Cici war sauber und hatte eine frische Windel. David hob sie hoch, nahm sie in den Arm, und sie kuschelte sich zufrieden an. Er lächelte widerstrebend. Es war fast wie Radfahren. Wusste man einmal, wie man ein Baby zu halten hatte, vergaß man es nie mehr.
    Er drehte sich wieder zu Ayme. „Wer ist dieser Sam, von dem Sie immer reden?“
    „Mei…ne Schwester Samantha. Sie war Cicis Mutter.“
    Ayme schluckte. Zum ersten Mal, seit sie von zu Hause fort war, wurde ihr richtig deutlich, wie schrecklich das alles war. Ihre Beine fühlten sich an wie Gummi. Sie schloss die Augen, ließ sich auf das Sofa sinken und kämpfte gegen die Dunkelheit an, die sie zu erfassen drohte, wann immer sie auch nur einen Moment an Samantha dachte. Ebenso ging es ihr mit ihren Eltern, die beide auch bei dem Unfall gestorben waren.
    Es war viel zu schwer, um es zu ertragen. Sie durfte nicht darüber nachdenken, und sie durfte David auch nichts davon erzählen. Noch nicht. Vielleicht niemals. Der Schmerz war einfach noch zu frisch.
    Sie wappnete sich und erklärte zögerlich: „Sam starb vor einigen Tagen bei einem Autounfall.“ Ihre Stimme zitterte, aber sie wollte das jetzt durchstehen. „Ich … ich habe mich um Cici gekümmert, als es passierte. Es kam alles so plötzlich. Es …“
    Mit tiefen Atemzügen versuchte Ayme, sich selbst zu beruhigen. Schließlich räusperte sie sich und fuhr fort: „Nun versuche ich, sie dorthin zu bringen, wo sie hingehört. Ich versuche, ihren Vater zu finden.“ Sie blickte auf, selbst ganz überrascht, dass sie es wirklich durchgestanden hatte. „So. Jetzt wissen Sie alles.“
    Er sah sie starr an. Die Trauer in ihrer Stimme spiegelte sich auch in ihrer Körpersprache und im Tonfall ihrer Stimme wider. Er zweifelte nicht eine Sekunde, dass alles wahr war, was sie ihm gerade erzählt hatte, und es berührte ihn auf eine Weise, wie er es nicht erwartet hätte.
    Es drängte ihn sehr, das Baby hinzulegen und diese Frau in die Arme zu nehmen. Wenn jemand Trost brauchte, dann Ayme. Aber er versagte es sich. Er wusste, es würde nicht gut gehen. Das Letzte, was sie jetzt wollte, war Mitleid.
    Doch um zum eigentlichen Punkt zurückzukehren: Er verstand weiterhin nicht, warum sie ausgerechnet zu ihm gekommen war.
    „Ayme, ich bin nicht Cicis Vater“, sagte er unverblümt.
    „Oh, das weiß ich. Ich weiß, dass Sie es nicht sind, aber Sie werden mir helfen, ihn zu finden“, sagte sie ernst. „Sie müssen es einfach. Und da Sie aus Ambria sind …“
    „Ich habe nie gesagt, dass ich aus Ambria bin“, unterbrach er. Das musste er klarstellen. Für den Rest der Welt war er ein in Holland geborener und aufgewachsener niederländischer Staatsbürger. So war es seit fünfundzwanzig Jahren, und so sollte es auch bleiben.
    „Na ja, Sie wissen viel mehr über Ambria als andere.“
    „Stimmt“, musste er widerstrebend einräumen.
    Ayme erhob sich vom Sofa und fing an – wie David vor ein paar Minuten – auf und ab zu gehen. Sie fühlte sich erschöpft. Aber sie hatte noch viel zu tun. Als sie zu ihm hinüberschaute, bemerkte sie, dass Cici an seiner Schulter eingeschlafen war.
    „Wären Sie nur auf dem Flug über den Atlantik bei mir gewesen.“
    „Versuchen Sie nicht, vom Thema abzulenken“, mahnte er leise und drehte sich um, um das kleine Wesen auf seinem Arm vorsichtig in das improvisierte Bettchen zu legen. „Wenn Sie meine Hilfe wollen, brauche ich mehr Informationen von Ihnen. Ich kann nichts tun, solange ich die Rahmenbedingungen nicht kenne.“
    Sie nickte. Er hatte natürlich recht. Aber wie konnte sie diese verrückte Situation erklären? Unruhig ging sie zur Tür und lehnte sich an den Pfosten. Von hier hatte sie einen guten Blick auf das Panoramafenster und konnte die Aussicht über die Stadt
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