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Hannas Entscheidung

Hannas Entscheidung

Titel: Hannas Entscheidung
Autoren: Kerstin Rachfahl
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wissen Sie was, Frau Rosenbaum? Am Ende bin auch ich nur ein Geschäftsmann, und Sie sollten Ihren Einfluss auf die Geschehnisse nicht unterschätzen.«
    Ein sattes Vibrieren signalisierte, dass das Ablegemanöver begann. Der Bodyguard schloss Hannas Handschellen auf, mit denen sie an den Stuhl gefesselt war. Er riss sie hoch und hielt sie so eng an seinen Körper gedrückt, dass sie sich nicht rühren konnte.
    »Wehr dich, dann werden wir sehen, ob du nicht doch schmerzempfindlich bist.«
    Sie ging auf seine Provokation nicht ein und hoffte, dass die anderen das als Angst auslegten. Natürlich mussten ihre Knochen unversehrt sein, wenn sie überhaupt eine Chance haben wollte, zu fliehen. Homberg hatte seinen eigenen Schlüssel verwendet, was bedeutete, dass die Typen denselben Fehler machten wie die Polizei. Sie hatten Einheitsschlüssel für die Handschellen.
    Diesmal ging es zwei Etagen unter Deck in einen der hinteren Maschinenräume. Der Lärm der Motoren war hier am lautesten. Schließlich erreichten sie ihr Ziel – eine Kabine mit einem Bett darin. An der Bordwand angeschweißt befanden sich vier Ringe, durch die sich eine Eisenkette zog. Daran hingen Handschellen. Anscheinend waren Hanna und Ben nicht die ersten Gefangenen auf dieser Jacht. Homberg legte Hanna zunächst die neue Handschelle an der Bordwand ums Handgelenk. Dafür schob er ihre Uhr und das Armband hoch. Sie schickte ein stummes Gebet an den Himmel, dass der Schlüssel unter der Uhr unentdeckt bliebe, dass der Typ nicht auf die Idee kam, ihr die Uhr abzumachen. Erst danach nahm er die anderen Handschellen ab. Mit Ben wurde auf die gleiche Weise verfahren.
     
    »Warum hast du nichts gemacht?«, zischte sie zwischen den Zähnen durch, kaum dass sie allein waren.
    »Ich dachte, ich hätte was gemacht.«
    »Du meinst, mich bewusstlos zu schlagen?«
    »Du hast es erfasst.«
    Fassungslos starrte sie ihn an. Langsam schüttelte er den Kopf, deutete zur Tür, zog die Schulter zu seinem Ohr und sah sie eindringlich an. Sie verstand, vielleicht war das ihre Chance, wenigstens sein Leben zu retten.
    »Du Verräter willst die Seiten wechseln!«
    »Ich hab es satt, mein Leben für einen Hungerlohn aufs Spiel zu setzen. Wolff braucht einen erfahrenen militärischen Strategen und den bekommt er mit mir.«
    »Und mit mir willst du dich einkaufen?«
    »Erfasst.«
    »Du glaubst, ich würde einfach so mitspielen?«
    »Valider Punkt.«
    »Arschloch.«
    Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Die Kette mit den Händen packend rückte Ben ein Stück dichter an Hanna heran.
    Sie bewegte mehr die Lippen, als dass sie sprach: »Das kauft er dir nie ab.«
    »Ist nicht notwendig. Das Gedankenspiel reicht. Wir brauchen nur Zeit.«
    »Wofür?«
    Er grinste, dannwurde sein Blick ernst. »Seine Fingerabdrücke sind noch immer in deinem Gesicht. Du musst lernen, dich nicht provozieren zu lassen.«
    Sie schloss kurz die Augen – ein Fehler. Der schnelle Tod von Philip Bornstedt rückte in ihre Gedanken. Sie durfte jetzt nicht schwach werden, musste sich darauf konzentrieren, dass sie hier rauskamen. Sie rutschte auf dem Bett nach oben, versuchte vorsichtig, die Kette in ihrem Ring lautlos zu verschieben.
    Ihr Kleid schob sich bei der Aktion höher, gab den Blick auf beigefarbene, halterlose Strümpfe mit Spitzenbesatz frei, die unweigerlich Bens Augen in ihren Bann zogen – und nicht nur die Strümpfe.
    Sie hörte sein Seufzen.
    »Hanna, irgendwann muss ich dir mal erklären, was eine Frau unter einem Abendkleid mit halterlosen Strümpfen trägt.«
    »Danke. Kein Bedarf.«
    »Auf die Erklärung oder auf Dessous?«
    »Beides!«
    Die nächsten Worte blieben Ben im Hals stecken, als Hanna unter der Uhr den kleinen Schlüssel hervor zückte.
    »Da ist er ja.« Zufrieden schob sie ihn in das Schlüsselloch ihrer Handschelle.
    »Scharf.«
    Sie hielt inne, funkelte ihn an.
    »Dass du einen Schlüssel hast«, fügte er hastig hinzu.
    »Klar. Noch ein falsches Wort und ich lasse dich hier sitzen.«
    »Und ich dachte, du wärest treu.« Ein freches Grinsen stahl sich auf sein Gesicht.
    Wie konnte er nur die Ruhe bewahren bei all dem Schlamassel, in dem sie sich befanden? »Wo sind deine Wunderwaffen überhaupt?«, versuchte sie ihm das Grinsen zu vertreiben. Das Gegenteil geschah, stattdessen blitzten seine Augen vergnügt.
    »Ich dachte, du wüsstest schon, wo die sind.«
    Sie gab ihm einen Tritt vor die Brust, was Lärm verursachte, und nutzte diesen um beide Hände zu
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