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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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Schwierigkeiten, in die Maxwells Krankheit die ohnehin schon unterbesetzte und überlastete Abteilung gebracht hatte, wedelte Bright ihn fort wie eine lästige Fliege und konzentrierte sich stattdessen auf Daniels.
    »Haben Sie mal eine Minute, Kate?« Er zeigte auf das Bündel Tatortfotos in ihrer Hand. »Und die da können Sie gleich mitbringen.«
    Gormley zog fragend eine Augenbraue hoch, als Daniels Bright hinausfolgte, wobei sie fast laufen musste, um mit ihm Schritt zu halten. Sie sprachen kein Wort, während sie durch den lauten Flur gingen und dann die Treppen hinauf in den Westflügel des Gebäudes, wo sie schließlich die neuen Räumlichkeiten erreichten und eine Tür, auf der stand: MORDDEZERNAT – kein Zutritt für Unbefugte. Der Raum war das krasse Gegenteil von dem, den sie gerade verlassen hatten: angenehm klimatisiert, eine offene Architektur, die den natürlichen Lichteinfall bestens nutzte, ausgestattet mit der modernsten Technik. Brights Leute arbeiteten konzentriert weiter, als sie den Raum durchquerten und zu seinem eigenen Büro gingen, das noch nach frischer Farbe roch.
    Bright nahm hinter einem imposanten Schreibtisch Platz, der auch im Kennedy Space Centre nicht fehlplatziert gewirkt hätte. Daniels stellte sich vor, wie sie selbst dahinter saß. Houston, wir haben ein Problem. Sie blieb stehen, während sie Brights neuen Tisch musterte: ein hochmodernes Bildtelefon, ein hochmoderner Computer, ein Foto seiner Frau. Es war auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung der Polizei aufgenommen worden, wenige Wochen bevor Stella Bright an den Rollstuhl gefesselt wurde. Sie präsentierte sich im Foyer des Malmaison-Hotels in Partykleid und hochhackigen Schuhen und zeigte allen, die sie sehen wollte, ihre wohlgeformten Tänzerinnenbeine. Falls Bright sah, dass Daniels das Bild betrachtete, ließ er es sich nicht anmerken. Er streckte die Hand aus, um den Stapel Fotos an sich zu nehmen, den sie immer noch in der ihren hielt.
    »Was dagegen, wenn ich mal einen Blick darauf werfe?«
    Sag’s ihm.
    Daniels suchte einen Moment lang seinen Blick, dann gab sie ihm die Bilder. »Das wird nicht einfach, Chef. Wir haben das Opfer identifiziert, aber es gibt kaum Anhaltspunkte.«
    Bright betrachtete flüchtig die Fotos, ließ sie durch seine Hände gleiten, bis er alle gesehen hatte. Sie fand, dass er besorgt aussah, und wartete darauf, dass er ihr sagte, was ihn umtrieb, doch er blieb erst einmal eine Weile sitzen und dachte nach. Er hatte ein spezielles Interesse an ihrem Fall, und sie brannte darauf zu erfahren warum.
    »Ist die Spurensicherung schon am Tatort?«, fragte er.
    »Ja, aber ich würde mir nicht allzu viel davon erhoffen.« Daniels ließ es drauf ankommen. »Willst du denn seinen Namen gar nicht wissen?«
    Sie hatte ins Schwarze getroffen. Bright fuhr zusammen, wich ihrem Blick aus. Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet, dass sie so direkt sein würde. Gott weiß warum, er kannte sie schließlich lange genug.
    Er wich auch ihrer Frage aus: »Hat die Presse schon Wind davon bekommen?«
    »Ich fürchte, ja. Der Tatort liegt ja kaum einen Block von den Feiern gestern Nacht entfernt. Es war nicht zu verhindern.«
    Er seufzte – und wieder dieser besorgte Ausdruck.
    »Man muss mich nicht bei der Hand nehmen, Chef.« Daniels wies auf die Mannschaft hinter der Glasscheibe, die sein Büro vom übrigen Raum abtrennte. »Ich hab gehört, ihr hättet schon genug zu tun.«
    »Stimmt, das haben wir. Aber das ist der erste Fall, für den du ganz allein verantwortlich bist. Also wollen wir es behutsam angehen lassen, in Ordnung?«
    Daniels wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Sie hatte sich den Arsch aufgerissen, um so eine Chance zu bekommen, und er behandelte sie wie einen Anfänger beim ersten Einsatz. Sie war sauer, und wahrscheinlich merkte man ihr das auch an.
    Er betrachtete sie wie ein besorgter Vater. »Nimm’s nicht persönlich, Kate. Ich zweifle nicht an deinen Fähigkeiten. Ich möchte nur, dass du weißt, dass meine Tür für dich immer offen steht.«
    Verdammt! »Ist das alles, Chef?«
    Daniels bedauerte ihren Tonfall, sobald die Worte heraus waren. Obwohl sie sich duzten – wenn auch nie vor den anderen –, gab es doch eine feine Grenzlinie, und die hatte sie gerade überschritten. Bright mochte sie ermutigen, frei über jedes Thema zu sprechen, er war immer noch ihr Vorgesetzter und verdiente ihren Respekt.
    »Im Augenblick ja.« Er lächelte einlenkend. »Halt mich einfach auf
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