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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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verließ ihr Haus durch die Hintertür, öffnete den Kofferraum ihres BMWs und warf den Plastiksack hinein. Sie stieg ein, kontrollierte ihr Äußeres noch einmal in dem kleinen Spiegel an der Sonnenblende, und was sie sah, gefiel ihr nicht. Sie griff ins Handschuhfach, holte eine Gucci-Sonnenbrille heraus und setzte sie auf.
    Wen kümmert’s, wenn die Sonne nicht scheint?
    Jo ließ den Wagen an und bekam den Schreck ihres Lebens, als ein Dixie-Chicks-Song in voller Lautstärke das Innere des Wagens erfüllte. Sie schaltete den CD-Player aus, war nicht in der Stimmung für Voice Inside My Head. Da waren schon zu viele Stimmen in ihrem Kopf, die ihr sagten, dass sie sich einen Ruck geben und zur nächsten Polizeistation fahren, es einfach jemandem erzählen sollte.
    Irgendjemandem!
    Jo saß eine Weile da und überlegte, was sie tun könnte. Es gab zig Gründe, das Unvermeidliche hinauszuschieben, nicht zuletzt ihre berufliche Verflechtung mit der Northumbria Police. Ihre Kollegen waren Experten darin, mit den schlimmsten Dingen umzugehen, und Kate Daniels würde verärgert sein, wenn nicht gar wütend, dass sie sie nicht als Erstes angerufen hatte. Aber sie hatte es ja versucht. Vielleicht sollte sie irgendwen anders anrufen. Nein. Es war sinnvoll, noch ein bisschen zu warten. Das würde ihr Zeit geben, sich zu beruhigen und ihre Gedanken zu ordnen.
    Sie fuhr los, ohne zu bemerken, dass das Telefon im Haus Sturm klingelte.
    Für einen Wochentag war wenig Verkehr. Sie fuhr von ihrer Straße auf die dreispurige Hauptstraße und dachte an all die Dinge, die sie heute noch zu tun hatte – und all die Gründe, warum sie sie nicht tun wollte. An der T-Kreuzung bog sie links ab zu einer Ladenzeile an der Acorn Road, fuhr an ein paar todschicken Boutiquen vorbei, einigen Bäckereien, einem Tante-Emma-Laden, in dem sie regelmäßig einkaufte.
    Hier einen Parkplatz zu finden, war in der Regel ein Albtraum, aber sie hatte Glück. Die Lücke war eng, aber sie parkte routiniert ein, stieg aus und öffnete den Kofferraum. Sie holte den schwarzen Müllbeutel heraus und ignorierte den Zeitungsverkäufer, der sich am Straßenrand aufbaute. Der Platz war perfekt. Jeden Augenblick würden in hellen Scharen die Leute aus der Gegend vorbeikommen, auf dem Weg zur Arbeit. Der Mann würde ein gutes Geschäft machen.
    Jo überquerte die Straße und ging auf eine Reinigung zu. Drinnen war Licht, aber das Schild an der Tür besagte, dass geschlossen war. Sie lugte nervös durch die Scheibe, klopfte, versuchte, die Aufmerksamkeit der Angestellten im Laden auf sich zu lenken. Das Mädchen wies auf eine Uhr an der Wand hinter dem Tresen, die acht Uhr sechsundfünfzig anzeigte. Ihr Gesichtsausdruck besagte: Verdammt noch mal, es ist zu. Jo sah auf ihre eigene Uhr – es war gleich neun – und klopfte energisch.

7
    Gormley legte auf und schüttelte den Kopf. »Sie nimmt immer noch nicht ab«, sagte er.
    »Versuch’s auf ihrem Handy, in ihrem Büro …« Kate Daniels sah besorgt aus. »Erwisch Sie, bevor die Presse es tut.«
    »Die arme Jo.« Carmichael war sichtlich betroffen. »Das wird alles hier ein bisschen komplizierter machen, oder?«
    Ihre Bemerkung traf auf ein unbehagliches Schweigen.
    Daniels sah zu Bright. Es war kein Geheimnis, dass er trotz ihrer exzellenten Reputation als Profilerin nicht gut mit Jo Soulsby zusammenarbeitete. Seine Haltung dem psychologischen Profiling gegenüber war bestenfalls verächtlich. Für ihn war das nichts als ein Haufen Schwachsinn, keine wirkliche Wissenschaft – absolute Zeitverschwendung. Er nahm ihre Analysen nur an, weil das Innenministerium es verlangte. Aber immerhin war sie eine Kollegin, sie verdiente ihren Respekt, und zumindest für den Moment war Bright einsichtig genug, seine persönlichen Gefühle für sich zu behalten.
    Daniels war froh darüber und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Mannschaft zu.
    »Wir sollten uns auf das konzentrieren, was wir wissen. Alan Stephens wurde aus nächster Nähe erschossen. Es gibt keine Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen in seine Wohnung. Er war bei einem Wohltätigkeits-Dinner im Hotel Weston, also hat er vielleicht jemanden von dort mit nach Hause gebracht. Wir suchen immer noch nach einer Waffe. Wenn Sie also da draußen unterwegs sind, halten Sie Augen und Ohren offen. Angesichts der Nähe zum Fluss besteht natürlich die Möglichkeit, dass sie bereits im Wasser liegt. Was nicht heißt, dass wir nicht danach suchen werden.«
    »Seiner Frau
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