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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal
Autoren: Gisbert Haefs
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Bürgerkriegen war bis zum Ende des (west-)römischen Reichs der Zweite Punische auch Roms letzter Krieg; alle späteren »auswärtigen« Konflikte waren regional begrenzte Feldzüge. Die Schlacht im Teutoburger Wald kostete 3 Legionen; incl. der Bundesgenossen verlor Rom allein bei Cannae 16 Legionen.
    Der furchtbare Gegner, der sich als alter Mann das Leben nahm, damit die Römer ruhig schlafen konnten, plante keineswegs Roms Eroberung und Zerstörung. Hannibals Friedensangebot nach Cannae, die Formulierung der Ziele im Vertrag mit Philipp von Makedonien zeigen, daß es ihm lediglich um die Wiederherstellung des Status Quo ging. Livius mußte Hannibal dämonisieren, um Roms Verfahrensweisen rechtfertigen zu können; für die punische Treulosigkeit und Grausamkeit, die er Hannibal zuspricht, gibt er allerdings auf den weit über 1000 Seiten der mit Hannibals Krieg befaßten Bücher von Ab urbe condita keine Beispiele. Abgesehen von der grundsätzlichen Inhumanität aller Kriege war Hannibals Kriegführung (in einem prinzipiell defensiven Krieg, den er nicht führen wollte, sondern nach Roms Kriegserklärung führen mußte) bemerkenswert human, richtete sich nahezu ausschließlich gegen militärische Ziele und setzte nur selten und begrenzt Terror oder Verwüstung ein, um taktische Ziele zu erreichen, während derlei bei Rom zur Strategie gehörte. Der Krieg war auf beiden Seiten eine konsequente Fortsetzung der bisherigen Politik: römische Expansion, karthagisches Bewahren. Während Rom relativ schnell alle eroberten Gebiete umgestaltete und romanisierte, hatte Karthago (mit Ausnahme des unmittelbaren Hinterlands) über Jahrhunderte hinweg in den nicht eigentlich »besetzten« Gebieten die Sprachen, Gebräuche und autonomen Institutionen nicht angetastet: Handel braucht Leute, mit denen man handeln kann; totalitäre Ideologie kann notfalls auf Menschen verzichten. Außer Schutz und Wachtruppen unterhielt Karthago kein stehendes Heer; wenn die Handelsinteressen bedroht waren, wurden Söldner angeworben, für begrenzte Zeit. Gegen Rom wurde diese Politik zum Selbstmord; die Entscheidung konnte nur in Italien fallen, aber fast aller Nachschub wurde in Gebiete dirigiert, in denen wirtschaftliche Interessen auf dem Spiel standen.
    Neben der kommerziellen Blendung gab es in Karthago sicherlich auch die Frage, was man im Fall eines Siegs mit dem Sieger und seinen nicht auf die Stadt, sondern auf ihn eingeschworenen Kämpfern machen sollte.
    Gewisse Vorgänge bzw. Nicht-Vorgänge sind wahrscheinlich nur mit dem schwammigen Begriff Patriotismus (nicht Chauvinismus; dafür war Rom zuständig) zu erklären – weshalb Hamilkar und Hasdrubal 237 nicht putschten; weshalb Hasdrubal (den iberische Stämme zu ihrem Fürsten gemacht hatten) nach der Gründung einer Karthago genannten Hauptstadt, der Prägung eigener Münzen und der ohne Rücksprache durchgeführten Verhandlung des Ebro-Vertrags mit Rom kein eigenes iberisches Königreich proklamierte; weshalb Hannibal, ohne Nachschub, im Stich gelassen, nicht in Italien einfach den Kram hinschmiß oder 203 die Macht in Karthago übernahm, statt auf Weisung des Rats den Krieg fortzusetzen. Ob die unbedingte Loyalität von Hamilkar, Hasdrubal und Hannibal ihre historische Größe ausmacht oder mindert, mag ich nicht beurteilen.
    *Hipu pun. ‘p’; zwei wichtige Häfen, Hippo Diarrhytus (»Zarytos« in Salammbô), heute Biserte, und Hippo Regius/Bône/ Annaba.
    *Huejat pun. Wjt, griech. Heoa, lat. Oea/Aelia Augusta Felix; Tripolis (Libyen).
    Iberien Spanien und Portugal; die ursprünglich wahrscheinlich aus Nordafrika eingedrungenen Iberer hatten sich zur Zeit der Pun. Kriege bereits mit Ureinwohnern und von Norden gekommenen Kelten weitestgehend vermischt.
    Igilgili Jijel (Algerien).
    Ikosion lat. Icosium, Algier.
    Iol lat. Caesarea Mauretaniae, Cherchell (Algerien).
    -ioten bezeichnet Griechen bzw. Abkömmlinge griech. Kolonisten; Italioten sind die Bewohner der griech. kolonisierten Gebiete Italiens, Sikelioten die Siziliens.
    *Ispali o. ä. lat. Hispalis, Sevilla; wie bei vielen karthag. Gründungen auf der iber. Halbinsel, zu denen wahrscheinlich auch Avila und Braga gehören, ist der Gründungsname unbekannt.
    Ityke lat. Utica, an der damaligen Mündung des Bagradas/Medjerda, vielleicht älteste phönikische (sidonische) Gründung im Westen.
    Kalpe Gibraltar.
    Kanopos Canopus, Abukir; ca. 600 vC von Griechen (wahrscheinlich auf älterer ägypt. Stadt) gegründet, später meist
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